COLLECTION BACCARA Band 0259
hergekommen, sondern wegen Brittany.“
Plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Die vernünftige Brittany beschließt aus heiterem Himmel einen Mann zu heiraten, den sie nie zuvor gesehen hat, der doppelt so alt ist wie sie und am anderen Ende der Welt lebt.
„Das war ein Komplott, und sie hat mitgemischt“, erkannte Daphne entsetzt.
„Offenbar. Sie war die Einzige aus deiner Familie, die Bescheid wusste. Mein Vater fand heraus, dass ihr beide euch sehr nahesteht. Gemeinsam haben sie diesen Plan ausgeheckt.“
„Nein.“ Daphne schüttelte ungläubig den Kopf. „Das würde sie mir nicht antun. Außerdem kann sie nicht lügen.“
„Nun, du scheinst sie nicht so gut zu kennen, wie du annimmst.“ Er deutete aufs Telefon. „Frag sie selbst.“
„Worauf du dich verlassen kannst.“ Sie nahm den Hörer ab und wählte die Nummer ihrer Schwester. Als die Hausangestellte sich meldete, verlangte Daphne Brittany.
„Hey, Tante Daphne, alles klar bei dir?“, meldete Brittany sich fröhlich. „In zehn Tagen fängt das College an. Ich bin schon total aufgeregt. Mom ist immer noch sauer auf dich, aber sie wird’s verkraften. Sie meint, ich soll mal mit dem Sohn des Gouverneurs ausgehen. Er ist ganz in Ordnung, glaube ich, aber eigentlich nicht mein Typ. Wie sieht’s bei dir aus?“
Daphne hatte dem Monolog ihrer Nichte geduldig gelauscht. „Mir geht es gut“, sagte sie. „Ich vermisse dich.“
„Ich dich auch. Vielleicht komme ich dich im Winter mal besuchen. Wir könnten shoppen gehen und auf Kamelen reiten. Das würde bestimmt Spaß machen. Außerdem würde ich Murat dann doch endlich kennenlernen.“
„Sicher. Du kannst mich gern besuchen. Aber vorher muss ich dich etwas fragen. Hat der König von Bahania vor ein paar Monaten Kontakt zu dir aufgenommen?“
Brittany stockte der Atem. „Wie bitte?“
„Hat er dich dazu angestiftet, vorzutäuschen, dass du Murat heiraten willst, um mich nach Bahania zu locken? Brittany, ich will die Wahrheit wissen. Die Sache ist sehr wichtig für mich.“
Das Mädchen seufzte ergeben. „Vielleicht. Okay, gewissermaßen ja. Er hat mich angerufen, und wir haben uns unterhalten. Er ist wirklich nett. Ganz anders, als ich mir einen König vorgestellt hätte. Er sagte, du würdest Murat immer noch lieben, es aber nicht zugeben. Nicht einmal dir selbst gegenüber. Anfangs wollte ich ihm nicht glauben. Aber nach einer Weile klangen seine Argumente eigentlich ganz logisch.“
„Oh nein.“
„Na ja, und du hast dann auch wirklich alles versucht, meine angeblichen Heiratspläne zu durchkreuzen. Was meinst du, wie gemein ich mir im Flugzeug vorkam … Aber es hat funktioniert. Du bist bei Murat geblieben, und ich bin wieder zu Hause.“
„Weiß sonst noch jemand davon?“
„Bist du verrückt? Das hätte Mom nie erlaubt. Natürlich hatte ich ihr gegenüber auch ein schlechtes Gewissen. Sie hatte sich ja schon auf die Hochzeit gefreut. Aber weißt du, wie konnte sie die ganze Sache bloß ernst nehmen? Murat ist doch so alt.“
„Fast schon senil.“
„Aber sag mal, es ist doch alles bestens, oder?“ Brittany klang plötzlich verunsichert. „Du hast ihn geheiratet. Und du bist glücklich, oder etwa nicht? Tante Daphne, ich habe das alles nur getan, um dir zu helfen.“
„Natürlich, das weiß ich doch. Du bist und bleibst meine Lieblingsnichte.“
Brittany lachte. „Kunststück, ich bin schließlich deine einzige Nichte. Übrigens, wie bist du eigentlich dahintergekommen?“
„Der König hat es Murat erzählt.“
„Und, wie hat er reagiert?“
„Er fand es gar nicht komisch.“
„Aber du bist mir doch nicht böse, oder?“ Das klang ziemlich kleinlaut.
Daphne wusste, dass ihre Nichte es nur gut gemeint hatte. „Nein, ich hab dich lieb.“
„Ich dich auch. Ruf mich bald wieder an.“
„Natürlich. Bye.“
Sie legte den Hörer auf und wandte sich Murat zu. „Es ist tatsächlich wahr. Brittany war von Anfang an nur ein Köder. Sie sollte mich nach Bahania locken.“
Er lehnte sich im Sessel zurück und schloss die Augen. „Und ich habe meinem Vater wie ein Trottel in die Hände gespielt und dich im Harem eingesperrt.“
Ganz davon zu schweigen, dass er sie gegen ihren Willen geheiratet hatte, aber das ließ Daphne diesmal unerwähnt.
„Ich komme mir so dumm vor“, schimpfte sie. „Kaum zu glauben, dass die beiden uns dermaßen manipulieren konnten.“
Murat schüttelte den Kopf. „So viel zu unserer Urteilsfähigkeit. Ich habe
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