COLLECTION BACCARA Band 0259
Er konnte noch nicht weg sein. Nicht so schnell. Sie hatte doch eben noch mit ihm gesprochen.
„Ich verstehe das nicht.“
„Es tut mir leid“, sagte Fouad ehrlich.
Daphne zwang sich zu einem Lächeln. „Vielen Dank.“
Bedrückt kehrte sie in ihre Suite zurück. Als sie eintrat, entdeckte sie den König, der sie offensichtlich erwartete.
„Mein Kind.“ Er kam auf sie zu. „Ich habe mit Murat gesprochen.“
„Er ist fort.“ Sie glaubte ihren eigenen Worten kaum. „Verreist. Für mehrere Wochen. Doch zuvor gab er mich frei.“
König Hassan nickte. „Ich weiß. Die Scheidung wird so schnell wie möglich rechtskräftig. Sein Verhalten tut ihm sehr leid. Er sieht nun ein, dass er dich nicht gegen deinen Willen hier festhalten durfte.“
Sie seufzte tief. „Und Sie hätten sich auch besser nicht eingemischt.“
„Dem stimme ich zu.“ Murats Vater wirkte plötzlich um Jahre gealtert. „Ich dachte, ihr beide seid füreinander bestimmt. Ich bin ein alter Narr und habe euch sehr wehgetan. Das tut mir aufrichtig leid.“
Sie schüttelte den Kopf. „Sie haben sich nicht geirrt. Jedenfalls nicht vollständig. Ich weiß, dass Murat an mir nicht interessiert ist, aber ich …“ Daphne kämpfte mit den Tränen. „Ich liebe ihn. Und ich wäre bei ihm geblieben.“
Der König breitete die Arme aus. Daphne lehnte den Kopf an seine Schulter und begann zu weinen.
„Ich kann ihn zurückrufen“, sagte König Hassan. „Er muss mir immer noch gehorchen.“
Das klang verlockend, doch sie schob den Gedanken beiseite.
„Nein. Ich will nicht, dass Murat sich gezwungen fühlt, mit mir zusammen zu sein. Ich würde es nur akzeptieren, wenn er aus freien Stücken zu mir käme.“
„Was hast du nun vor?“
„Ich fliege in die Staaten zurück.“
Der König gab ihr einen Kuss auf die Wange. „Bleib, solange du magst. Trotz allem, was geschehen ist, bist du hier immer willkommen.“
„Ich glaube, es würde Murat nicht gefallen, mich bei seiner Rückkehr noch hier anzutreffen.“
„Man kann nie wissen.“
Doch Daphne war sich ziemlich sicher. Er würde sie kampflos gehen lassen. Wie er es schon einmal getan hatte.
Daphne brauchte fast den ganzen nächsten Tag, um ihre Sachen zu packen. Von den Dingen, die sie seit ihrer Hochzeit geschenkt bekommen hatte, nahm sie nur wenige Stücke mit: die Abayas, die sie in der Wüste getragen hatte, und ihr Nachtkleid. Den Schmuck ließ sie zurück. Auch den Diamanten, den sie als Ehering getragen hatte.
„Können wir wirklich nichts tun?“, fragte Billie zerknirscht. Sie umarmte Daphne zum Abschied. „Bist du sicher, dass ich dich nicht nach Hause fliegen soll?“
„Ich glaube, in der Maschine des Königs ist es komfortabler. Aber trotzdem vielen Dank.“
Nun verabschiedete sich Cleo von ihr. „Murats Verhalten tut mir sehr leid. Männer sind solche Trottel.“ Tränen verschleierten ihren Blick. „Dabei hätte ich geschworen, dass er verrückt nach dir ist.“
Daphne fuhr allein zum Flughafen. Cleo und Billie hatten angeboten, sie zu begleiten, doch Daphne wollte lieber allein sein. Sie hatte genug von Tränen, Hoffnungen und zerplatzten Träumen, wollte nichts mehr fühlen. Nie wieder.
Doch ihre Sehnsucht war stärker als ihre Willenskraft. Wie sollte sie ihre Liebe zu Murat je überwinden? Erst jetzt, da sie ihn für immer verloren hatte, wurde ihr bewusst, dass sie ihn vom ersten Augenblick an geliebt hatte.
Murat stieg aus der Limousine und eilte direkt zu seiner Suite. Er riss die Tür auf.
„Daphne?“
Keine Antwort.
„Daphne? Bist du da?“
Er stürzte ins Schlafzimmer. Dort war sie auch nicht. Das Buch auf ihrem Nachttisch war verschwunden. Auch im Bad keine Spur mehr von ihr. Sie war fort.
Verzweifelt senkte er den Kopf. Er war überstürzt abgereist, um sie zu vergessen, und hatte begriffen, dass sie für immer bei ihm war. Daraufhin war er sofort umgekehrt. Zu spät, wie es schien.
Als Murat wenig später sein Büro betrat, fielen ihm zwei Dinge sofort ins Auge: der Diamantring mitten auf seinem Schreibtisch und die Skulptur, die er bereits kannte.
Murat hob den Ring auf. Seltsam, wie warm er sich anfühlte. Als hätte Daphne ihn eben erst abgesetzt. Er steckte den Ring in die Tasche. Dann betrachtete er die Skulptur.
Der Anblick der innigen Umarmung zog ihn wie magisch an. Er betrachtete jede Einzelheit, und als er dann die Gesichter sah …
Ihm blieb fast das Herz stehen. Die Liebenden waren keine anonymen Wesen mehr. Daphne
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