COLLECTION BACCARA Band 0259
auch schon schlimme Erfahrungen hinter sich hatte. Außerdem war sie immer darauf bedacht, sich durch nichts aus der Fassung bringen zu lassen. Aus diesem Grund ging sie Männern wie Jared Stevens möglichst aus dem Weg.
Er mochte exzellente Zeugnisse haben, aber es wäre sehr unklug, ihn einzustellen. Nein, sie würde ihm den Job nicht geben. Lieber würde sie die Frau nehmen, die sich gestern vorgestellt hatte. Eine lebhafte kleine Person, die frisch von der Restaurantfachschule kam. Eifrig und lernbegierig. So wie sie selbst einmal gewesen war.
Jared beugte sich über den Schreibtisch und unterbrach die Stille. „Wollen Sie einen Versuch mit mir wagen?“
Maren zuckte zusammen. Einen Moment lang hatte sie gedacht, er würde ihr etwas anderes anbieten. „Wie bitte?“
Er sah sie an, als hätte er ihre Gedanken erraten. „Soll ich etwas für Sie kochen? Es gibt kein Gericht, das ich nicht zubereiten kann.“
Arrogant, genau wie Kirk.
Maren versuchte, das Durcheinander in ihrem Kopf zu ordnen. Wenn man einem Bewerber absagen wollte, tat man es am besten kurz und bündig. So wie man ein Pflaster schnell von der Wunde abzieht. Wenn man es langsam machte, tat es nur noch mehr weh.
„Nein, das ist glaube ich nicht nötig. Es tut mir wirklich leid, Mr. …“ Verwirrt blickte sie in die Bewerbungsunterlagen. „Mr. Stevens. Aber …“
Sie sah, wie er den Mund öffnete, wahrscheinlich um sie zu überreden, als ein markerschütternder Schrei aus der Küche kam. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen sprang Maren auf, doch ihr Beikoch in spe, dem sie gerade den Laufpass geben wollte, war bereits in die Küche gesaust. Eilig lief sie hinter ihm her und erfasste die Situation mit einem Blick.
Aus einer der Bratpfannen auf dem Herd schossen Flammen hoch, und es sah aus, als würde sich das Feuer in Windeseile über die ganze Küche ausbreiten. Max, der Küchenchef, April, die Küchenhilfe, und Rachel, die für die Desserts zuständig war, wichen entsetzt zurück. April war diejenige gewesen, die den Schrei ausgestoßen hatte, und sie schrie immer noch wie am Spieß.
Nur Jared traute sich an das Feuer heran.
Es war brennendes Öl, wie Maren feststellte. Beherzt griff Jared nach einem schmiedeeisernen Deckel und legte ihn blitzschnell auf die brennende Pfanne.
„Wo ist der Feuerlöscher?“, schrie er Maren zu.
Sie riss das Gerät von der Wand und lief damit zu Jared. Der begann sofort, die Flammen, die sich bereits um die Pfanne herum ausgebreitet hatten, zu besprühen. Innerhalb von wenigen Sekunden war das Feuer gelöscht. Übrig blieb nur ein fürchterlicher Gestank, der wohl noch eine Weile anhalten würde.
Jared stellte die beiden Dunstabzugshauben an. Mit dem leeren Löschgerät in der Hand drehte er sich zu Maren um. „So etwas nennt man Feuerprobe, oder?“
Kopfschüttelnd stand Maren da. Das hätte wirklich schlimm ausgehen können. Wenn Jared nicht gewesen wäre, wäre die ganze Küche in Brand geraten, und dann hätten sie mindestens vier Wochen schließen müssen.
Sie betrachtete den Mann jetzt mit ganz anderen Augen. Es war nicht fair von ihr gewesen, ihn nach seinem Aussehen zu beurteilen.
„Das war sehr geistesgegenwärtig von Ihnen. Vielen Dank.“ Max, April und Rachel sahen erleichtert aus. „Wie ist denn das passiert?“, fragte Maren.
Rachel senkte schuldbewusst den Blick. „Ich weiß nicht genau. Gerade wollte ich einen Kuchen in den Ofen schieben, und da muss ich an die Ölflasche gestoßen sein. Sie fiel in die heiße Pfanne und …“ Sie ließ die schmalen Schultern hängen. „Tut mir leid, Maren.“
„Schon gut, ist ja nichts weiter passiert. Dank Mr. Stevens.“ Maren blickte zu dem Mann hinüber, der ihr eine Menge Ärger erspart hatte.
Sein Lächeln konnte wirklich einen Gletscher zum Schmelzen bringen. „Jared“, korrigierte er sie.
Max musterte ihn. Es war klar, dass er Jared als Konkurrenz betrachtete. „Sind Sie der Neue?“
„Ich weiß noch nicht.“ Jared richtete seine irritierend grünen Augen fragend auf Maren.
Noch immer hatte Maren ein ungutes Gefühl. Als wäre plötzlich eine Tür verschwunden, die vorher noch da gewesen war. Aber nachdem der Mann sie vor einem großen Schaden bewahrt hatte, wäre es unfair, ihn abzulehnen, zumal er hervorragende Zeugnisse vorweisen konnte. Sein einziger Fehler war, dass er sie an jemanden erinnerte, an den sie nicht mehr denken wollte.
Sie fuhr sich mit der Hand durch das dunkelblonde Haar, das schimmerte wie Gold in
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