COLLECTION BACCARA Band 0259
dem kleinen fensterlosen Raum direkt hinter der Küche befanden sich zwei Schreibtische, wovon einer Joe Collins gehörte, Buchhalter für die beiden Filialen von Rainbow’s End und außerdem Marens Adoptivvater. An den Wänden standen Regale, die mit Büchern, Ordnern und allerlei Krimskrams gefüllt waren.
Im Moment allerdings war der Raum beherrscht von dem Mann, der neben Marens Schreibtisch saß.
Sie war ein paar Minuten zu spät dran, was sonst gar nicht ihre Art war. Aber sie hatte völlig vergessen, dass sie ein Bewerbungsgespräch mit Jared Stevens vereinbart hatte, dem Mann, der jetzt in ihrem Büro saß. Wenn April, die Küchenhilfe, sie nicht daran erinnert hätte, wer weiß, wie lange der Mann noch hätte warten müssen. Er hatte sich für den Posten als Beikoch beworben, der gerade frei geworden war.
Als Geschäftsführerin des Hauptrestaurants von Rainbow’s End hatte sie in den letzten zwei Tagen mit drei Bewerbern gesprochen, von denen ihr keiner für den Job geeignet schien. Sie wusste, dass sie ziemlich anspruchsvoll war.
Für sie musste ein guter Koch Begeisterung und Leidenschaft mitbringen, außerdem ein gutes Geschmacksempfinden und Kreativität. Zwar konnten die drei Bewerber – zwei Männer und eine Frau – ganz anständige Zeugnisse vorweisen, aber Maren vermisste das notwendige Engagement für den Job. Sie wollte aus dem Restaurant etwas ganz Besonderes machen.
Allerdings vermutete sie bei dem Mann, der jetzt in Papa Joes Schreibtischstuhl saß, für ihren Geschmack etwas zu viel Leidenschaft. Vor allem deshalb, weil sich diese Leidenschaft garantiert nicht auf Essbares beschränken würde. Das war ihr in dem Moment klar geworden, als ihre Augen sich trafen. Als sie die Tür aufmachte, hatte Jared Stevens sich umgedreht und sie mit seinen faszinierenden grünen Augen angesehen, als wäre es vom Schicksal vorherbestimmt, dass sie sich begegnen würden.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich von seinem Anblick erholt hatte. Der Mann hatte nämlich eine verblüffende Ähnlichkeit mit Kirk, und an den wollte sie nun wirklich nicht erinnert werden.
Kirk Kendell hatte auch so unverschämt gut ausgesehen. Schwarzes Haar, grüne Augen und atemberaubend sexy. In den zwei letzten Jahren auf dem College hatte sie nur ihn im Kopf gehabt. Im Rückblick fand sie das Mädchen von damals ziemlich albern, und deshalb dachte sie nur ungern an diese Zeit zurück.
Dass Jared Stevens sie jetzt daran erinnerte, war nicht gerade ein Pluspunkt für ihn.
„Stimmt etwas nicht?“ Die tiefe Stimme erfüllte den Raum und umwehte sie wie ein warmer Wüstenwind. Sie musste dabei an Schokolade denken, cremig und bitter-süß.
Noch immer stand sie wie gelähmt an der Tür. Jetzt holte sie tief Luft und fragte in geschäftsmäßigem Ton: „Nein, wieso?“
Sein Lächeln brachte sie völlig aus der Fassung. Noch nie hatte ein Mann sie so verführerisch angelächelt.
„Weil Sie mich so anstarren.“ Er erhob sich.
Na wenigstens hat er Manieren, dachte Maren. Sie räusperte sich und ging auf ihn zu, wobei sie bewusst die Tür offen ließ. In dem engen Zimmer wurde die Luft schnell stickig, und das konnte sie im Moment gar nicht vertragen.
„Ich versuche nur gerade, Sie mir mit der Kochmütze vorzustellen.“
Überrascht und leicht amüsiert blickte er sie an, wobei er eine seiner perfekt geformten schwarzen Augenbrauen hochzog. „Dann habe ich also den Job?“
„Nein, so weit sind wir noch nicht.“
Maren bedeutete ihm, wieder Platz zu nehmen, und setzte sich an ihren Schreibtisch. Noch einmal ging sie seine Bewerbungsunterlagen durch. Die Namen seiner früheren Arbeitgeber waren recht beeindruckend, unter anderem hatte er in zwei bekannten Nobelrestaurants in New York und Dallas gearbeitet. Dort musste ein Koch absolut perfekt sein.
„Ganz beachtlich“, bemerkte sie. Normalerweise war sie liebenswürdig und kontaktfreudig, aber jetzt gab sie sich betont reserviert, um ihre Verwirrung nicht zu zeigen. Sie blickte von den Unterlagen hoch. „Sie sind recht viel herumgekommen.“
„So viel nun auch wieder nicht“, gab er zurück. In seiner Stimme war keine Spur von irgendeinem Dialekt. „Nur New York und Dallas. Dort hatte ich immer hin gewollt. Außerdem muss man ja schließlich sein Geld verdienen.“
Trotz der offenen Tür war die Luft stickig, und Maren fühlte sich zunehmend unwohl. Eigentlich hielt sie sich für eine selbstbewusste Frau, obwohl – oder vielleicht gerade weil – sie
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