COLLECTION BACCARA Band 0259
blutende Hand. „Ich habe mir den Finger abgeschnitten, ich …“
Da Max nur unartikulierte Laute von sich gab, riss Jared eins der kleinen weißen Küchentücher vom Haken, die überall an der Wand hingen, und sauste zu April hinüber. Beinahe wäre er dabei mit Maren zusammengestoßen, die aufgeregt aus ihrem Büro kam, um zu sehen, was diesmal los war. Schnell band er das Tuch um Aprils blutende Hand und hielt ihr den Arm hoch. Das Mädchen war kreidebleich geworden.
„Halt die Hand oben“, befahl er.
Aber sobald er sie losließ, fiel die Hand nach unten. „Ich kann nicht“, jammerte April. „Ich … glaube … ich … kippe um.“
„Nein, das wirst du nicht.“ Jared klang sehr bestimmt, und einen Moment lang versuchte April, die Hand hochzuheben. Aber als sie ihr eigenes Blut sah, ließ sie sich kraftlos gegen Jared sinken. Der hielt daraufhin mit einer Hand Aprils Arm hoch, mit der anderen umfasste er ihre Taille. „Holen Sie bitte Eis und einen Behälter, wo wir den Finger hineintun können“, rief er Maren zu. „Wir müssen sie sofort ins Krankenhaus bringen.“
Inzwischen wurde April in seinen Armen immer schlaffer, und er hatte Mühe, sie festzuhalten. Maren kam mit einem Plastikbeutel voll Eis zurück. „Stecken Sie den Finger da hinein“, befahl Jared.
Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Max sich aus der Küche schlich. Innerlich bereitete er sich darauf vor, dass auch Maren die Flucht ergreifen würde. Nach seiner Erfahrung konnten die wenigsten Leute mit abgeschnittenen Körperteilen umgehen, auch wenn es nur kleine waren.
Er sah, wie sie blass wurde.
Maren spürte, wie sich ihr Magen umdrehte, und es kostete sie alle Mühe, den Inhalt bei sich zu behalten. Sie konnte absolut kein Blut sehen. Aber jetzt durfte sie nicht an sich selbst denken. Jede Sekunde zählte, das wusste sie. Sie mussten April und ihren Finger schleunigst ins Krankenhaus befördern, denn wenn der Finger nicht innerhalb von einer Stunde wieder angenäht wurde, könnte sie ihn nie wieder gebrauchen.
Maren atmete tief ein, dann nahm sie schnell den Finger vom Hackbrett und steckte ihn in den Eisbeutel. Anschließend verknotete sie die Tüte ganz fest.
„Ich fahre“, erklärte sie und deutete mit einer Kopfbewegung zum Hinterausgang, wo ihr Wagen parkte. „Kommen Sie.“
„Okay, Madam“, murmelte Jared ein wenig überrascht. Irgendwie hatte Maren es geschafft, ihm das Kommando zu entreißen.
2. KAPITEL
„Da steht mein Wagen.“ Maren zeigte auf einen hellblauen Toyota. Bevor sie sich ans Steuer setzte, öffnete sie die hintere Tür des Wagens.
Jared beförderte April auf den Rücksitz und setzte sich neben sie. Inzwischen hatte sie ihr Bewusstsein wiedererlangt und setzte ihr hysterisches Geschrei fort. Während Jared den Gurt um sie legte, hielt er ihre Hand hoch. Er selbst schnallte sich nicht an und hoffte, er würde es nicht bereuen, denn Maren preschte aus der Parklücke und raste mit überhöhter Geschwindigkeit Richtung Krankenhaus.
Ohne auf die Ampeln zu achten, schlängelte sie sich durch den Verkehr, als würde sie einen Fluchtwagen verfolgen. Jared spannte seinen Körper an, so gut es ging. Dabei redete er in einem fort tröstend auf April ein, bis sie sich beruhigte.
Aber es dauerte nicht lange, da fing sie wieder an zu jammern. „Aber ich habe ihn mir abgeschnitten. Er lag doch da …“
„Maren hat ihn in Eis gepackt. Du bekommst ihn wieder angenäht. Das ist heute überhaupt kein Problem mehr. In einem halben Jahr wirst du schon nicht mehr wissen, welcher Finger es war.“
Ein neuer Schrecken trat in die braunen Augen des Mädchens. Sie blickte in Marens Richtung. „Ich bin doch überhaupt nicht versichert. Das konnte ich mir nicht leisten. Sie werden mich nicht …“
„Sie werden“, widersprach Maren mit fester Stimme. „Der Unfall ist während der Arbeit passiert, also zahlt die Berufsgenossenschaft. Mach dir keine Sorgen.“
April schluchzte noch ein paar Mal, dann wurde sie still und wischte sich die Tränen ab.
Inzwischen waren sie am St. Luke’s Hospital angekommen, und Maren fuhr in die erste Parklücke, die sie fand, nicht weit von der Notfallaufnahme. Sie sprang aus dem Wagen und wollte die hintere Tür öffnen, aber Jared kam ihr zuvor und hob April heraus, als ob sie eine Feder wäre.
Maren ging voraus durch die automatische Tür. Niemand schien sie zu bemerken. Sie blickte sich um und wollte eben eine der Krankenschwestern ansprechen, als Jared rief: „Kann
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