COLLECTION BACCARA Band 0259
saßen. Es war unglaublich, was Andrew an Köstlichkeiten herbeizauberte.
Heute war nur die Hälfte der Sippschaft versammelt, weil etliche von ihnen anderweitig Termine hatten. Jared hätte sich gewünscht, dass er noch einmal alle sehen könnte, bevor es mit seinem neuen Auftrag losging. Er würde sie vermissen.
Während er sich noch einen von Andrews leckeren Pfannkuchen genehmigte, wurde er fast ein wenig sentimental. Als ob sie nie wieder so wie heute zusammensitzen würden. Dankend nahm er den Sirup entgegen, den Tante Rose ihm reichte, und ließ den Blick über die Anwesenden schweifen, prägte sich deren Mimik ein, nahm die Gerüche und Stimmen in sich auf, als wolle er alles konservieren und für immer bei sich tragen.
Sein neuer Auftrag war anders als die sonst üblichen. Diesmal hatte er es mit einem Kaliber von Kriminellen zu tun, die sich in besseren Kreisen bewegten. Man vermutete, dass das Restaurant eine Geldwaschanlage war.
„Du wirkst etwas zerstreut.“ Jared blickte überrascht hoch und sah, wie Onkel Andrew sich mit besorgtem Gesicht über ihn beugte. „Hast du alles im Griff?“
„Sicher, du kennst mich doch“, erwiderte Jared lächelnd.
„Mach dir keine Sorgen um ihn, Onkel Andrew“, wandte seine Schwester Janelle ein und sah dabei ihren großen Bruder mit leuchtenden Augen an. „Er ist ganz in seinem Element. Du liebst doch das Risiko, stimmt’s, Bruderherz?“
Mit ihrem scherzhaften Ton überspielte sie ihre Besorgnis darüber, dass Jared oft zu leichtsinnig war und sich zu wenig absicherte. Aber sie alle mussten auf ihre Art mit Sorge und Angst leben.
Von einer großen Familie konnte Maren Minnesota nur träumen. Sie hatte gar keine Familie gehabt und wusste noch nicht einmal, wie sich die Berührung einer Mutter anfühlte. Aber statt sich benachteiligt zu fühlen, hielt sie sich, ebenso wie Jared, für einen glücklichen Menschen. Glücklich, weil sie Papa Joe hatte, der sie aufgezogen hatte und sie liebte wie sein eigenes Kind.
Ihm hatte sie es zu verdanken, dass sie hier arbeitete und dass sie es so weit gebracht hatte. Der große breitschultrige Mann hatte sie gelehrt, das Leben von seiner besten Seite zu nehmen und in allem das Gute zu sehen, und er hatte ihr beigebracht, angstfrei ihre Ziele zu verfolgen.
Wie es ihre Gewohnheit war, kam sie früh zur Arbeit und schloss auf. Heute Morgen erwartete sie den Gemüsehändler und den Metzger. Alle Lieferanten waren an einem bestimmten Tag an der Reihe, manche kamen auch jeden Tag. Um halb zwölf, wenn das Lokal geöffnet wurde, war bereits alles perfekt vorbereitet.
Maren gefiel es, alles zu organisieren und die Fäden in der Hand zu haben, und sie war stolz darauf, auch in schwierigen Situationen einen kühlen Kopf zu behalten. Sofort nach ihrem Betriebswirtschaftsdiplom hatte sie hier angefangen. Das war vor fünf Jahren gewesen.
Nachdem sie die Lieferscheine abgezeichnet hatte, ging sie in ihr Büro und drehte als Erstes das Kalenderblatt um. Gerade hatte sie Jared, den neuen Koch, getroffen, der heute anfing zu arbeiten. Die überraschende Begegnung hatte sie so verwirrt, dass sie kaum ein „Hallo“ herausbrachte.
Jetzt ertappte sie sich dabei, wie sie sich auf die Unterlippe biss. Dabei ging sie normalerweise sehr zielstrebig an die Arbeit und zweifelte selten ihre Entscheidungen an. Aber sie war noch immer sehr unsicher, ob es richtig war, Jared einzustellen. Sie hatte sich aus einem Impuls heraus entschieden, und meistens lag sie damit richtig. Lachend schüttelte sie den Kopf. Was konnte schon passieren? Sie musste sich ja mit diesem attraktiven Mann nicht außerhalb der Arbeit abgeben.
Entspannt lehnte sie sich in ihrem Schreibtischsessel zurück und trank den Kaffee, den Max ihr gebracht hatte. Es gab keinen Grund zur Beunruhigung. Es sei denn, der Neue konnte nicht kochen.
Jared fragte sich, ob seine Chefin immer so unterkühlt war, oder ob sie nur zu ihren Angestellten die Distanz wahrte. Oder hatte sie vielleicht etwas gegen ihn persönlich?
Der Gedanke ließ ihn nicht los. Zwar hatte er erst vor ein paar Stunden angefangen, aber normalerweise nahm er Frauen sehr schnell für sich ein. Ganz egal, ob sie jung oder alt, ledig oder verheiratet waren. Wenn er es darauf anlegte, brachte er jede Frau zum Strahlen. Da er meist schnell ihr Vertrauen gewann, waren Frauen für seine Arbeit außerdem eine unentbehrliche Informationsquelle.
Aber Maren hatte bisher jeglichen Annäherungsversuch seinerseits
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