COLLECTION BACCARA Band 0259
ignoriert. Mehrmals war er in ihr Büro gegangen, um sie etwas zu fragen, aber jedes Mal hatte sie ihm äußerst kühl geantwortet.
Ganz anders April, die Küchenhilfe. Als sie mit einem großen Korb Stangensellerie ankam, hatte er ihr den Korb abgenommen und ihn zur Arbeitsplatte getragen. Dankbar hatte sie ihn angestrahlt, und er war neben ihr stehen geblieben und hatte ihr eine Staude nach der anderen gereicht, die sie für die Salatbar vorbereitete.
Flexibel wie er war, beschloss er, zuerst April ein wenig zu umgarnen. Außerdem gab es noch eine ganze Reihe von Empfangsdamen und Serviererinnen, die er sich vornehmen konnte, ehe er es mit Maren versuchte. Wozu also noch weiter darüber nachgrübeln?
Trotzdem ging sie ihm nicht aus dem Kopf.
„Wie lange arbeitest du denn schon hier?“ Er sah zu, wie April das große Messer wie eine Machete schwang und fand, sie sollte lieber etwas vorsichtiger damit umgehen.
„Sechs Monate.“ Sie beförderte die grob geschnittenen Stücke in eine Edelstahlschüssel und legte neue Stauden auf das Hackbrett. „Mein Onkel hat mir den Job vermittelt. Er kennt Joe.“
Sicher meinte sie Joe Collins, den Buchhalter. Den hatte er allerdings bisher noch nicht zu Gesicht bekommen. „Wer ist Joe?“, fragte er mit unschuldsvollem Blick.
„Joe Collins.“ Die Hackgeräusche des Messers untermalten rhythmisch ihre Worte. „Sehr netter Kerl. Hat ein Herz, so groß wie der Grand Canyon. Maren vergöttert ihn, und wir anderen auch.“
Davon hatte der Mann, der mit seiner Geschichte zum Polizeirevier gekommen war, nichts erzählt. Jared zeigte genau das Maß an Interesse, um die Frau zum Weiterreden zu animieren. „Haben die beiden was zusammen, Maren und er?“
Auf Aprils Reaktion war Jared nicht vorbereitet. Sie lachte aus vollem Hals. „Er und Maren? Um Himmels willen. Obwohl genau genommen nichts dagegen einzuwenden wäre.“ Sie blickte hoch. „Im Kino habe ich so was schon gesehen.“
„Was denn?“, fragte Jared.
„Hey, junger Mann, kommen Sie mal rüber.“ Max Anderson, der korpulente Chefkoch, der in der Küche regierte, als wäre es sein Königreich, unterbrach die Unterhaltung.
Jared drehte sich um. Der Chefkoch stand am Herd vor einem riesigen Topf, der am Überkochen war. „Sie sind schließlich hier, um was zu lernen.“
„Geh mal besser hin“, raunte April ihm zu. „Max kann ziemlich ungemütlich werden.“
„Danke für den Tipp.“ Jared nahm sich vor, die Unterhaltung demnächst fortzusetzen.
Dann wandte er sich dem Chefkoch zu, der ihn grimmig anstarrte. Entweder mochte er keine Konkurrenz in der Küche, oder er fand es zu mühsam, einen Neuen einzuarbeiten. Jared wollte dem Mann auf jeden Fall zu verstehen geben, dass er sich wegen seiner Anwesenheit hier keine Sorgen zu machen brauchte.
„Hab gehört, Sie hätten ziemlich beeindruckende Zeugnisse.“ Max’ Stimme klang grollend.
Jared behielt sein höfliches Lächeln bei. „Und von wem haben Sie das gehört?“
Die Nasenflügel des Mannes flatterten, und er sah aus, als würde er im nächsten Moment explodieren. „Maren hat es mir erzählt. Glauben Sie nur ja nicht, Sie könnten den Laden hier übernehmen …“
„Ich arbeite immer nur eine Weile bei einem Starkoch, um möglichst viel zu lernen, und dann gehe ich woandershin.“ Jared lächelte Max mit unschuldsvollem Blick an.
„Oh.“ Einen Moment lang sah es aus, als wäre Max der Wind aus den Segeln genommen. Vermutlich war er ein ganz netter Kerl, wenn auch etwas eingebildet. „Na gut. Geben Sie mir mal den Safran.“ Max winkte in eine unbestimmte Richtung. Jared blickte etwas hilflos auf das riesige Gewürzregal, dessen Ordnungssystem wohl nur Max durchschaute.
Danke, Onkel Andrew, dachte Jared, während er zielsicher nach einem Glas mit langen roten Fäden griff. Andrew hatte ihn so lange gelöchert, bis er alle Gewürze nach Geruch und Aussehen unterscheiden und benennen konnte.
Nachdem Max das Safranglas entgegengenommen hatte, fing er an zu erklären, was er jetzt damit machte. „Man muss den Schöpflöffel so halten, während man die Spaghetti umrührt …“
Ein besonders lautes Hackgeräusch kam aus der Ecke, wo April am Gemüseschneiden war. Gleich darauf fing sie ohrenbetäubend zu schreien an. Diesmal klang es allerdings noch alarmierender als beim ersten Mal.
„Was zum Teufel …“, rief Max, und dann: „Oh, mein Gott!“
„Mein Finger!“, kreischte April und starrte mit aufgerissenen Augen auf ihre
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