COLLECTION BACCARA Band 0259
mir mal jemand helfen?“
Sofort kam eine Schwester herbei und fragte: „Was ist denn passiert?“
Jared erklärte es ihr kurz, während Maren die Eistüte aus der Tasche holte. „Der Finger ist hier drin.“
„Gut gemacht“, bemerkte eine andere Schwester, die zu ihnen getreten war. „Legen Sie die junge Frau dort hinten auf die Liege.“
Maren war beeindruckt, wie behutsam Jared das Mädchen hinlegte. Als er sich wieder aufrichten wollte, klammerte April sich an ihm fest, Panik in den Augen. „Gehst du weg?“
Beruhigend drückte er ihre gesunde Hand. „Wir warten draußen im Wartezimmer.“
Während Jared hinter Maren herging, fiel ihm auf, dass er immer noch seine Schürze anhatte. Er zog sie über den Kopf und legte sie beim Hinsetzen über einen Stuhl. Maren setzte sich neben ihn. Der Warteraum war nahezu leer. „Man hat den Eindruck, als ob Sie sich hier auskennen.“
Jared fand, dass sie nervös wirkte, als wäre es ihr unangenehm, im Krankenhaus zu sitzen. Er kannte das von zwei seiner Cousins. Sein Onkel Mike war in einem Krankenhaus gestorben, nachdem er im Dienst von einer Kugel getroffen worden war. Seitdem mieden seine Söhne Krankenhäuser wie die Pest.
„Krankenhäuser sehen doch alle mehr oder weniger gleich aus“, erwiderte Jared achselzuckend.
Er merkte, wie sie ihn interessiert anblickte. „Weshalb waren Sie denn schon hier?“
Ihre Augen waren von so intensivem Blau, dass man nicht lange hineinschauen konnte, ohne völlig den Kopf zu verlieren. „Wie bitte?“, fragte er zerstreut.
Maren erinnerte sich nur ungern daran, wie Papa Joe ins Krankenhaus gekommen war, als sie gerade im Begriff war, aufs College zu gehen. Sie war achtzehn und voller Aufbruchstimmung gewesen, da verunglückte Papa Joe mit dem Auto.
Sie wusste noch genau, was für eine entsetzliche Angst sie hatte, dass er stirbt. Von einem Moment zum anderen war er nicht mehr ihr starker Beschützer, und sie musste sich mit dem Gedanken befassen, dass sie möglicherweise bald allein wäre. Damals hatte sie ihr unerschütterliches Vertrauen in die Welt verloren und begriffen, dass das ganze Leben auf Sand gebaut war.
Das darauffolgende Frühjahr hatte sie damit zugebracht, Joe gesund zu pflegen. Anschließend gab es heftige Diskussionen, weil sie ihn nicht allein lassen wollte, aber Joe bestand darauf, dass sie wie geplant aufs College gehen sollte.
Hier im Warteraum kamen ihre Ängste von damals wieder zurück. Sie musste sich unbedingt von den schmerzlichen Erinnerungen ablenken. „Ich wollte wissen, weshalb Sie schon einmal hier waren.“
Weil sein Kollege von einem Dealer angeschossen worden war. Aber das durfte er ihr nicht erzählen. „Meine Schwester wurde am Blinddarm operiert.“ Das war zumindest nicht gelogen.
Sofort war Maren interessiert. „Musste sie damals auch in die Notfallstation?“
Er nickte. „Sie hatte einen Blinddarmdurchbruch. Es ging um Leben und Tod.“
Maren musterte den Mann neben sich aufmerksam. „Sie bleiben anscheinend immer ruhig, wenn so etwas passiert.“
Beinahe schüchtern lächelte er Maren an, und ihr wurde ganz warm ums Herz. Dabei hatte sie sich doch vorgenommen, ihm gegenüber Distanz zu wahren. „Ich sehe nicht ein, warum ich den Kopf verlieren sollte. Das macht doch alles nur noch schlimmer.“
Diese Einstellung gefiel ihr. Der Mann machte keinen Rückzieher, wie so viele andere, wenn Hilfe notwendig war. Vielleicht war es doch keine so schlechte Idee gewesen, ihn einzustellen. „Wie alt ist denn Ihre Schwester?“
„Ein paar Jahre jünger als ich.“
„Haben Sie sonst noch Geschwister?“
Anscheinend hörte sie gerne Familiengeschichten, denn er spürte, dass sie nicht aus bloßer Neugier fragte.
„Ja, noch zwei Brüder.“
Wieder blickte sie ihn mit ihren leuchtenden blauen Augen an. „Älter oder jünger?“
Er dachte an Dax und Troy, die ebenfalls bei der Polizei von Aurora arbeiteten, allerdings hatten sie noch nie einen solchen Auftrag wie er übernommen. „Einer ist jünger, einer älter.“
Ein Lächeln ging über ihr Gesicht, und er betrachtete sie fasziniert. „Das stelle ich mir sehr schön vor.“
„Ja, das ist es auch.“ Zu viel wollte er nicht erzählen, aber es war schließlich kein Geheimnis, dass er sich sehr gut mit seinen Geschwistern verstand. „Aber als wir kleiner waren, hätte uns meine Mutter am liebsten dem erstbesten Hausierer mitgegeben, der an unsere Tür kam.“
Sie lachte leise. Es klang wie ein sanfter
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