COLLECTION BACCARA Band 0259
sonst würden ihm noch sämtliche Gliedmaßen abfrieren. Mit zitternden Händen klappte er das Handy auf. Ein kleines Lämpchen zeigte ihm an, dass der Akku fast leer war. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass er noch funktionierte, und schwor sich, ihn in Zukunft jeden Abend aufzuladen.
Mit steifen Fingern tippte er die Nummer der Polizei ein, dann stockte er. Wenn die Polizei hier aufkreuzte, könnte er seine Ermittlungen einstellen. Und außerdem wäre er seinen Küchenjob los.
Okay, wie könnte er das Ding anderweitig nutzen? Ihm kam eine Idee, und er begann zu wählen.
Es war hoffnungslos. Maren warf die Decke beiseite und setzte sich im Bett auf. Sie konnte einfach nicht schlafen. Jedes Mal wenn sie die Augen schloss, kam ihr sofort das Bild von Jared in den Sinn. Jared umrahmt vom Mondlicht, wie sein Mund sich ihrem näherte.
Der bloße Gedanke brachte ihr Blut in Wallung. Die letzten Tage war sie ihm so gut es ging aus dem Weg gegangen, aber das hatte nicht viel gebracht, denn er spukte ohnehin ständig in ihrem Kopf herum. Entnervt ließ sie sich ins Bett zurückfallen. Irgendwann würde sie schon vor Erschöpfung einschlafen, so hoffte sie.
Aber das brauchte sie nicht mehr, denn das Telefon auf ihrem Nachttisch klingelte. Niemand, den sie kannte, würde sie um diese Zeit anrufen.
Bestimmt hatte sich jemand verwählt.
Ärgerlich nahm sie den Hörer ab und rief gereizt: „Ja.“
„Maren? Hier ist Jared.“
Sofort waren all ihre Sinne im Alarmzustand. Was war denn mit ihm los? Was bildete er sich ein, sie mitten in der Nacht anzurufen? Ihr reichte es, dass er ihre Gedanken besetzte. Wollte er jetzt etwa auch noch in ihr Leben eindringen? „Was wollen Sie?“
„Können Sie bitte zum Restaurant kommen?“
Sie setzte sich auf. Seine Stimme war ganz zittrig. „Warum denn?“, fragte sie argwöhnisch.
„Sie müssen den Kühlraum aufschließen.“
Was für ein seltsames Ansinnen … „Und wieso?“
„Weil ich da drin festsitze.“
Jetzt stellte sie keine weiteren Fragen mehr, sondern sprang schleunigst aus dem Bett und griff nach ihren Sachen. „Bin sofort da.“
Als sie im Restaurant ankam, zog Maren nicht einmal ihren Mantel aus, sondern sauste sofort in den Keller. So ganz geheuer war es ihr allerdings hier unten nicht, so mitten in der Nacht.
Während sie sich dem Kühlraum näherte, rief sie vorsichtshalber: „Wo sind Sie?“ Als Antwort kam ein dumpfes Murmeln, aber das konnte auch bloße Einbildung sein. Was, wenn er bereits erstickt war?
Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, während sie versuchte, die Tür zu öffnen. Aber der Griff ließ sich nicht bewegen, so sehr sie auch daran rüttelte. Nach mehreren erfolglosen Versuchen holte sie sich eine große Konservendose aus dem Vorratskeller und schlug sie von unten gegen den Griff. Endlich bewegte er sich, und sie riss die Tür auf.
Jared wankte auf sie zu wie ein gefrorener Zombie.
„Wie um Himmels willen sind Sie hier hereingekommen?“
Vor lauter Zittern konnte Jared nicht gleich antworten. „Das Reinkommen war gar nicht so schwierig“, erwiderte er trocken.
Maren krampfte sich das Herz zusammen. Er war so weiß wie ein Gespenst. „Was haben Sie denn da drin gesucht?“ Auf einmal war die Trennlinie zwischen ihnen verschwunden. Jetzt war er nicht mehr ihr Angestellter und auch nicht der Mann, den sie geküsst hatte. Er erinnerte sie noch nicht einmal mehr an Kirk. Er war einfach nur ein Mensch, der Hilfe brauchte.
Suchend blickte sie sich nach einer Decke um, die sie um ihn legen konnte, fand aber nichts. Den Gedanken, ihren Mantel um ihn zu legen, verwarf sie sofort, weil er viel zu klein für ihn gewesen wäre. So fing sie an, seine Arme zu reiben, so fest sie konnte.
Eine Weile hielt er ganz still und genoss die Wärme, die sie ihn ihm erzeugte. Und auch ihre Besorgnis tat ihm gut. Was hatte sie ihn eben gefragt? Ach ja, was er hier unten gewollt hatte. Wenn er ihr erzählte, dass ihn jemand eingesperrt hätte, würde das nur noch mehr Probleme und Fragen aufwerfen. Er wollte die Sache so schnell wie möglich vergessen.
„Mir fiel ein neues Rezept ein, und ich wollte nachsehen, ob wir tief gekühlte Entenbrust haben. Nachdem ich drin war, ist wohl die Tür zugefallen und das Schloss eingeschnappt.“
Maren schüttelte den Kopf. Nicht auszudenken, wenn er die ganze Nacht hier drin zugebracht hätte. „Sie hätten Bescheid sagen müssen, dass Sie hier runtergehen. Wie lange waren Sie denn
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