COLLECTION BACCARA Band 0259
eingesperrt?“
„Eine ganze Weile, nehme ich an.“ Dann sah er sie direkt an. „Was tun Sie da eigentlich?“
War das nicht klar? „Ich versuche, Sie aufzuwärmen.“
Ihm war von ihrem Anblick schon ganz warm geworden, auch ohne dass sie seine Arme rubbelte. Ihr Mantel stand offen, und darunter hatte sie nur ein dünnes Hemd an. Offenbar hatte sie sich nicht die Zeit genommen, sich richtig anzuziehen.
Er lächelte. „Ich glaube, das ist Ihnen schon gelungen.“
Sofort begriff sie die Anspielung. „Wie ich sehe, sind Sie wieder ganz der Alte.“
„Nicht ganz.“ Er blickte auf seine Hände, die vorhin noch völlig gefühllos waren und jetzt stechend zu kribbeln anfingen. „Ich werde wohl nie wieder Klavier spielen können.“
„Sie spielen nicht wirklich, oder?“
Er lächelte spitzbübisch. „Noch nicht, aber ich habe vor, es zu lernen.“
Ihr fiel ein, wie er sie neulich schon zu Tode erschreckt hatte, als er in den Keller kam. „Jared, Sie müssen aufhören, hier herumzuschnüffeln.“
Er zuckte die Achseln wie ein kleiner Junge, der überhaupt nicht einsah, dass er etwas Dummes angestellt hatte. „Ich wollte die anderen nicht damit behelligen. Max veranstaltet immer ein Riesentheater, wenn ich etwas Neues ausprobieren will, und Rachel war gerade nicht da.“
Rachel war die Frau, die die fantastischen Süßspeisen herstellte. „Rachel kann doch eine Ente nicht von einem Huhn unterscheiden“, bemerkte Maren. Sie nahm erst seine rechte Hand und rieb sie zwischen ihren Fingern, dann seine linke. Ihr Hals wurde trocken. „Sie haben gesagt, dass Sie eine ganze Weile da drin waren.“
„Ja, aber ich habe keine Ahnung, wie lange.“
Irgendwas ergab überhaupt keinen Sinn. „Warum haben Sie mich denn nicht sofort angerufen?“
„Weil ich mir völlig blöd vorkam“, erwiderte er mit Unschuldsmiene.
Sie blickte ihn argwöhnisch an. Wäre es nicht auch möglich, dass er sich absichtlich eingesperrt hatte, damit sie ihm zu Hilfe kam?
„War das wirklich ein Versehen, oder wollten Sie nur, dass ich Sie bemitleide?“
„Halten Sie mich etwa für so hinterhältig?“, fragte er entrüstet.
Allerdings, dachte sie und hörte auf, seine Hände zu rubbeln. Sie waren zwar etwas wärmer, aber er sah immer noch ziemlich verfroren aus. „Kommen Sie, ich mache Ihnen einen Kaffee.“
Da sagte er nicht Nein. Vor allem, wo sie in den letzten Tagen kaum mit ihm geredet hatte.
„Oh ja, gerne“, sagte er erfreut und ging hinter ihr die Treppenstufen hoch.
Erst als sie in der Küche waren, stellte Maren die nächste Frage. „Warum haben Sie denn nicht die Polizei gerufen?“ Das Licht war ein wenig zu schummrig für ihren Geschmack, und so knipste sie die Deckenbeleuchtung an. Dann warf sie ihren Mantel über die Stuhllehne und ging zur Kaffeemaschine. „An seinen Chef denkt man doch eigentlich zuletzt, wenn man was Dummes angestellt hat.“
Er trat neben sie. „Eigentlich betrachte ich Sie nicht als meine Chefin.“
Sie fand, dass er viel zu dicht neben ihr stand. „Bitte reden Sie nicht ständig so“, sagte sie in bewusst geschäftsmäßigem Ton. „Das wäre für uns beide besser.“ Sie füllte gerade so viel Kaffee in den Filter, dass es für zwei Tassen reichte, und sah zu, wie die dunkle Flüssigkeit in die Glaskanne tropfte. Die ganze Zeit kehrte sie Jared den Rücken. Je weniger Blickkontakt sie mit ihm hatte, desto besser.
„Nehmen Sie Milch und Zucker?“, fragte sie, während sie zwei Tassen nebeneinanderstellte.
Er lehnte sich gegen die Anrichte. „Schwarz wie die Nacht.“ Seine Stimme klang dabei so samtweich, dass Maren vor Wonne beinahe die Augen geschlossen hätte. Sie musste sich sehr konzentrieren, um die zwei Tassen zu dem kleinen Tisch zu befördern. Sie setzte sich, und Jared nahm den Stuhl ihr gegenüber ein. Bevor er die Tasse hob, legte er beide Hände darum. Um sich zu wärmen, dachte sie gerührt.
Erneut mischte sich Besorgnis in ihre romantischen Gedanken. Während sie über seine Anziehungskraft nachdachte, brauchte er vielleicht medizinische Betreuung. „Soll ich Sie nicht lieber ins Krankenhaus bringen?“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich taue langsam wieder auf. Es ist glaube ich nichts abgefallen, während ich im Eisschrank war.“ Er wackelte mit den Fingern und lächelte dabei anzüglich.
Vielleicht sollte sie sich ihre Besorgnis für jemand anderen aufsparen. Je eher sie von hier wegkam, desto besser. „Na, dann brauchen Sie mich ja nicht
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