COLLECTION BACCARA Band 0259
würde.
Irgendjemand hatte ihn gestern Abend an Joes Computer gesehen und niedergeschlagen. Aber wer? Und wieso hatte derjenige ihm sein Handy dagelassen? Ihm war aufgefallen, dass der Angreifer seine Brieftasche durchsucht hatte, denn eine der Kreditkarten, die seine Dienststelle ihm auf seinen falschen Namen ausgestellt hatte, steckte am falschen Platz.
Mit dem Löffel probierte Jared die Hühnerbrühe und stellte fest, dass er noch mehr Fond dazugeben musste. Mit wem zum Teufel hatte er es hier zu tun?
„Sie sehen heute so nachdenklich aus, Jared. Überlegen Sie sich wieder ein neues Gericht?“
Hochblickend sah Jared Joe Collins neben sich stehen. Das Geklappere in der Küche hatte seine Schritte übertönt. Ein rätselhaftes Lächeln umspielte die Lippen des älteren Mannes. Wollte Joe mit seiner Frage vielleicht auf etwas anderes anspielen?
Joe und er waren etwa gleich groß und auf Augenhöhe. „Maren hat mir erzählt, dass eins Ihrer Gerichte jetzt bei uns auf der Speisekarte steht. Sehr erfinderisch, alle Achtung.“ Mit einer unauffälligen Augenbewegung zu Max hinüber fügte er leise hinzu: „Passen Sie auf, dass Max sich nicht zurückgesetzt fühlt. Er kann ziemlich ungemütlich werden, wenn er das Gefühl hat, jemand will ihm seinen Job wegnehmen.“
Jared war dankbar für diesen Hinweis. Bisher hatte er nur ein paar Sätze mit Joe gewechselt. Was hatte ein Koch schon mit dem Buchhalter zu bereden? Jetzt bekam er Gelegenheit, mit Joe näher in Kontakt zu kommen.
„Ist das meinem Vorgänger so gegangen?“, fragte Jared mit Unschuldsmiene.
Joe trat beiseite, als Jared nach der Schüssel mit gewürfelten Karotten griff. „Wir wissen bis heute nicht, was mit Emil los war. Von einem Tag auf den anderen hat er gekündigt, und weg war er. Hat gesagt, er hätte einen besseren Job gefunden.“ Jared blickte Joe fragend an, und der schüttelte den Kopf. „Ob das stimmt, bezweifle ich.“
„Wieso?“
Joe blickte sich in der Küche um und machte eine weit ausholende Geste. „Wo könnte es besser sein als hier?“ Dann klopfte er Jared auf die Schulter. „Machen Sie so weiter. Maren ist sehr beeindruckt von Ihnen, ebenso wie Mr. Shepherd.“ Mit einem Augenzwinkern entfernte er sich. „Mit ihm sollten Sie sich besonders gutstellen.“
„Danke.“ Jared schüttete die geschälten Erbsen in den Suppentopf und rührte um. „Ich werd’s mir merken.“
Beim Weggehen blickte Joe sich suchend in der Küche um und ging dann auf einen der Kellner zu, der leise etwas zu ihm sagte. Jared bemerkte, wie Joe den jungen Mann beiseitenahm.
Rasch drehte er die Flamme kleiner, griff sich die zwei leeren Schüsseln und ging hinüber zum Spülbecken, wo die beiden Männer standen. Betont langsam fing er an, die Schüsseln abzuwaschen, wobei er das Wasser nur wenig laufen ließ und dabei die Ohren spitzte.
Joe und Eduardo sprachen so leise, dass er nichts hören konnte, aber er bemerkte im Augenwinkel, dass Joe dem Kellner ein paar gefaltete Geldscheine zusteckte. Zuerst sah es aus, als wolle Eduardo das Geld nicht annehmen, aber Joe ergriff seine Hand und drückte die Scheine hinein.
Hatte Joe gerade Eduardo mit einem Geldbetrag zum Schweigen bringen wollen?
Hinter sich hörte er einen leisen Seufzer. Auch ohne sich umzudrehen, wusste er, dass es Maren war. Wenn sie in der Nähe war, reagierte sein Körper sofort mit sämtlichen Fasern.
„Er hat einfach ein zu weiches Herz. Das war schon immer so.“ In Marens Stimme schwang Stolz mit.
Als er sich umdrehte, sah er, wie Maren kopfschüttelnd Joe betrachtete und dann Eduardo hinterherblickte, der mit vor Dankbarkeit strahlendem Gesicht aus der Küche lief. „Papa Joe kann einfach nicht mit ansehen, wenn jemand Probleme hat“, erklärte sie mit liebevoller Miene. „Wenn ich ihn nicht manchmal zurückhalten würde, hätte er wahrscheinlich schon sein ganzes Haus verschenkt.“
Jared stellte die Schüsseln in den Abtropfkorb und trocknete sich die Hände an der Schürze ab. „Solche Menschen gibt es selten.“
Maren nickte.
Joe bemerkte Maren neben Jared, ging lächelnd auf sie zu und küsste sie auf die Wange. „Bevor du dich aufregst, Eduardo ist nicht zu mir gekommen, sondern ich habe es ihm angeboten.“
Maren kannte ihren Adoptivvater zur Genüge. „Aha, du wolltest einfach nur dein Geld loswerden.“
„Leihen“, verbesserte Joe sie. „Ich habe Eduardo etwas Geld geliehen. Er wird es mir zurückzahlen …“, er neigte den Kopf und sah sie
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