COLLECTION BACCARA Band 0259
vorbereitet. „Jeder von uns hat einen Schlüssel vom anderen.“ Er setzte den Blinker zum Linksabbiegen. „Sind Sie immer so misstrauisch?“
Früher bin ich nicht so gewesen, dachte sie traurig. Aber das schien eine Ewigkeit her zu sein. „Leidvolle Erfahrung.“
„Was haben Sie denn Schlimmes erlebt?“
Mit ihm im Auto zu fahren war ein Fehler, das war ihr von Anfang an klar gewesen. „Wie wäre es, wenn Sie sich aufs Fahren konzentrieren, statt mir ständig Fragen zu stellen?“
Das Schweigen dauerte vielleicht eine Minute. In die Melodie eines Blues-Songs aus dem Radio hinein sagte er: „Sie sehen heute Abend sehr hübsch aus.“
Bestimmt würde sie ihm nicht verraten, dass sie den Umweg über ihre Wohnung gemacht hatte, um ihr Make-up zu erneuern und sich umzuziehen. Und dass sie Schmetterlinge im Bauch hatte, seit Papa Joe ihr auf dem Anrufbeantworter mitgeteilt hatte, dass Jared sie abholen würde.
Sie deutete auf die Straße vor ihnen. „Sie sollen sich aufs Fahren konzentrieren.“
„Diesmal war es aber keine Frage.“
Maren gab sich geschlagen und schüttelte lachend den Kopf. „Einen großen Schweiger kann man Sie nicht gerade nennen.“
„Ich stamme aus einer großen Familie. Wenn man da nicht den Mund aufmacht, wird man glatt übersehen.“ Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu und bemerkte ein spitzbübisches Lächeln auf ihren Lippen.
Sie räusperte sich. „Und Sie wollen auf keinen Fall übersehen werden.“
„Das kommt drauf an, von wem.“
Seine samtweiche Stimme ging ihr durch und durch. „Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass irgendjemand Sie nicht beachtet.“
Da sie an einer roten Ampel warten mussten, erlaubte er sich einen langen Blick auf sie. „Komisch, dasselbe habe ich gerade von Ihnen gedacht.“
Sofort war Maren auf der Hut. Darin war sie mit den Jahren perfekt geworden und hatte sich so vor neuen Verletzungen bewahrt. „Und wieso?“
„Weil ich mich wundere, dass Sie noch nicht in festen Händen sind.“
„Ich bin eine eigenständige Frau.“ Sie deutete auf eine Einfahrt, die an einem Wohnblock vorbeiführte. Joes kleines Einfamilienhaus stand direkt daneben. „Dort können Sie parken.“
Joe wartete bereits auf sie und eilte herbei, um Maren aus dem Wagen zu helfen, dann nahm er Jared die Essenstüten ab.
„Duftet wunderbar.“ Joe schnupperte genießerisch.
„Ja, nicht wahr?“, erwiderte Jared und sah dabei Maren an.
Errötend wandte sie sich ab. „Ich gehe schon mal rein und decke den Tisch.“
„Schon erledigt“, sagte Joe. „Aber du kannst ja derweil mit Tucker spielen. Der braucht ein bisschen Bewegung.“ Jared schlug die Wagentür zu, und alle gingen zum Haus. „Sitzt nur faul im Sessel am Fenster und guckt raus, wann du endlich kommst.“
„Du schaffst es doch immer wieder, mir ein schlechtes Gewissen zu machen“, rief Maren über die Schulter, während sie auf das Haus zulief, in dem sie aufgewachsen war.
Joe zwinkerte Jared zu. „Stimmt, das kann ich gut.“
Zwei Stunden später ließ Joe sich in seinem Stuhl am Esstisch zurücksinken. „So fantastisch habe ich schon lange nicht mehr gegessen.“ Genüsslich rieb er sich den Bauch. „Schade, dass da nicht noch mehr reinpasst.“ Er blickte Maren an. „Wenn ich Max wäre, würde ich mir ernsthaft Sorgen um meinen Job machen.“
Jared fegte das Kompliment mit einer Handbewegung beiseite. „Dafür gibt es keinen Grund. Vorerst bin ich mit meiner Stelle sehr zufrieden.“
Joe musterte ihn aufmerksam. „Wie einer, der im Hintergrund bleibt, sehen Sie nicht gerade aus.“
„Erst mal muss ich noch viel lernen.“ Jared fiel es schwer, sich auf Joe zu konzentrieren, denn er konnte den Blick nicht von Maren wenden. Die Frau ihm gegenüber sah einfach hinreißend aus.
Offenbar war Joe jedoch mit Jareds Antwort zufrieden, denn ein breites Lächeln lief über sein Gesicht. „Der junge Mann gefällt mir, Maren.“
„Das sagtest du bereits, Papa.“ Maren stand auf und stellte die Teller zusammen. Sofort erhob sich Jared ebenfalls. „Nein“, protestierte Maren. „Wir machen Arbeitsteilung. Sie haben gekocht, und ich wasche ab. Inzwischen könnt ihr beiden euch unterhalten.“
„So ein Mädel gibt es selten“, sinnierte Joe, während Maren in der Küche verschwand. Tucker folgte ihr auf den Fersen. Den ganzen Abend hatte der Hund geduldig zu ihren Füßen gesessen und darauf gewartet, dass sie ihn kraulte oder ihm ein Stück Fleisch gab. Beides genoss er
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