COLLECTION BACCARA Band 0273
denken. Sie würden beide davon profitieren. Er würde seinen Kredit und sie ihr Honorar bekommen. Wichtiger war aber noch, dass er Emily Jones wiedersah. Der Gedanke, sie als Unternehmensberaterin in seiner Firma zu haben, war nicht besonders verlockend, aber in seinem Bett… Nein, diesen Gedanken sollte er lieber nicht verfolgen. Es würde schon schwer genug sein, sie Montagmorgen wiederzusehen.
Punkt acht Uhr am folgenden Montag trat Emily durch die Tür von Porter and Son, Inc., Scherzartikel, und meldete sich bei der Rezeption. Auf dem Namensschild der Empfangsdame stand „Stella“. Man konnte ihrem Gesicht ansehen, dass sie die Produkte des Unternehmens regelmäßig an sich selbst ausprobierte und sie höchst amüsant fand.
„Wie kann ich Ihnen helfen?“
„Ich bin hier, um Nick Porter zu treffen“, sagte sie und reichte ihr eine Visitenkarte. Von diesem Moment an ging normalerweise immer alles schief. Sobald die Leute herausfanden, was sie tat, schlug ihr Feindseligkeit entgegen.
Stella las die Karte und drehte sie dann um, als ob sie einen Smiley auf der Rückseite erwartete. Und als sie schließlich keinen Hinweis darauf fand, dass es sich nur um einen Scherz handelte, sah sie Emily mit weit geöffnetem Mund und großen Augen an. Sie schien wohl nicht glauben zu können, dass jemand einfach so in ein recht angesehenes Unternehmen kam und ihr eine Visitenkarte entgegenstreckte, auf der stand …
„Unternehmensberaterin“, sagte Stella steif. „Mr. Porter ist nicht hier.“
Emily schaute auf ihre Uhr. Fünf nach acht. Das war ja keine Überraschung. „Ich warte“, sagte sie und hoffte, dass Nick bald auftauchen würde.
„Es könnte etwas dauern“, sagte Stella, während Emily es sich auf einem der Ledersitze in der Lobby gemütlich machte. „Ich bin mir sogar fast sicher, dass Mr. Porter gar nicht in der Stadt ist. Heute besucht er wahrscheinlich unsere Gummilieferanten.“
Emily sah von den Unterlagen auf, die sie gerade aus ihrer Aktentasche herausgezogen hatte. „Gummilieferanten?“
„Vielleicht möchten Sie ein anderes Mal wiederkommen. Oder rufen Sie doch besser Mr. Porter an. Wenn er Interesse hat, wird er sich mit Ihnen treffen.“
„Wir haben – wir hatten – für heute um acht Uhr einen Termin.“
Eine Tatsache, die er seiner Sekretärin wohl nicht mitgeteilt hatte, und wenn er niemandem erzählt hatte, weshalb er eine Unternehmensberaterin brauchte, dann würde Emily das auch nicht tun.
Sie wusste, dass man sie misstrauisch betrachten würde. Alle Angestellten hatten eine natürliche Abneigung gegen Unternehmensberater, weil sie dachten, dass diese ihnen immer an den Kragen wollten.
Da viele Unternehmen derzeit Rationalisierungsmaßnahmen durchführten, die vor allem Arbeitsplätze betrafen, konnte Emily diese Paranoia verstehen. Aber ihre Aufgabe bestand darin, die Effizienz der Unternehmen zu steigern. Das Management entschied letztendlich, welche Maßnahmen zu ergreifen waren. Ihrer Ansicht nach war der beste Weg, um einem Unternehmen aus den roten Zahlen zu helfen, die Verkaufszahlen zu steigern.
Leider nahm das sehr viel Zeit in Anspruch, und viele Geschäftsführer entschieden sich stattdessen dafür, die Gehälter ihrer Angestellten erst einmal zu kürzen, bis die Verkaufszahlen im Plansoll lagen. Und war es nicht praktisch, eine Unternehmensberaterin vor Ort zu haben, der man dafür die Schuld in die Schuhe schieben konnte?
Nick Porter schien anders zu sein, obwohl Emily keine Ahnung hatte, wie sie seinen Charakter nach diesem halbstündigen Gespräch einschätzen sollte. Die ganze Zeit fragte sie sich, warum er sie überhaupt engagiert hatte. Er wirkte unsicher, ob er den Vertrag wirklich unterschreiben sollte. Auf der anderen Seite war er übertrieben liebenswürdig. So wie er sie angesehen hatte, verfolgte er offensichtlich andere Ziele.
„Er hat eine Freundin“, sagte Stella in die Stille hinein.
Emily bemerkte, dass sie wohl zu verträumt gelächelt haben musste. Was war bloß mit ihr los, dass sie jetzt schon von Nick schwärmte, obwohl sie sich noch gar nicht von ihrer geplatzten Verlobung erholt hatte? Sie konnte zwar nicht behaupten, dass sie Roger auch nur eine Träne nachweinte, aber sie war verärgert. Was sollte sie den Hochzeitsgästen erzählen? Sie hatte sich darüber den Kopf zerbrochen – bis ihr einfiel, dass die meisten Gäste von Rogers Seite kamen und er sie gefälligst selbst ausladen konnte.
Gut so! Emily war stolz auf sich und
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