COLLECTION BACCARA Band 0273
fürchterliche Situation kommen. Das wäre doch beinahe wie ein Date.“
„Und wenn schon? Was wäre daran so verkehrt?“ Sie schüttelte den Kopf. „Wenn du meinen Cousin erst richtig kennenlernst, Chloe, wirst du angenehm überrascht sein.“
„Aber ich will mich gar nicht überraschen lassen. Nico wird bald von hier weggehen. Alle gehen doch irgendwann weg.“ Sie zuckte mit den Achseln und blickte zum Dorf hoch. „Nur ich … ich muss hierbleiben. Niemals komme ich von hier weg, selbst wenn ich wollte. Meine Eltern sind alt, und ich muss mich um das Hotel kümmern. Und das erfordert meinen ganzen Einsatz, denn jetzt, wo Sam bei mir ist, brauche ich mehr Geld.“
„Es ist überhaupt nicht sicher, ob Nico von hier weg will“, sagte Serena nach einer Pause. „Ich könnte mir vorstellen, dass er gern hierbleiben würde, wenn es für ihn einen Anreiz gäbe. Sieh nur, wie er Sam zeigt, wie man die Netze zusammenrollt. Er mag das Fischen. Er mag die Insel. Und er mag dich.“
Chloe schwieg, aber ihr Blick wanderte hinüber zu Nico und Sam. Sie hatte Angst, verletzt zu werden, so viel hatte Serena verstanden. Aber Chloe musste doch merken, dass es in diesem Fall das Risiko wert war. „Wenn du ihn auch magst, solltest du vielleicht darüber nachdenken, wie du ihn zum Hierbleiben bewegen kannst.“
Serena aß ihren Kuchen, während Chloe über den Strand zu den Männern lief. Im selben Moment machte Pete sich in die entgegengesetzte Richtung auf, und auf halbem Weg hielten Chloe und er ein kleines Schwätzchen. Serena nutzte die Zeit, um sich die Krümel von den Händen und den nassen Sand von den Knien zu reiben. Wie hatte sie ihm doch gleich gegenübertreten wollen? Kühl und ruhig.
Ob sie das wohl schaffte?
Aber er machte es ihr leicht, indem er anfing, über seine Arbeit und seine Kunden zu erzählen. Dabei lehnte er mit dem Rücken am Boot und blätterte in den mitgebrachten Zeitungen. Eine davon war die Times, die andere The Aus tralian.
„Vorhin habe ich eine Stellenanzeige für dich gesehen“, sagte er und nahm sich noch ein Stück Kuchen. „Sie suchen einen Korrespondenten für Jerusalem. Das ist allerdings ein gefährliches Pflaster.“
„Oh, warum nicht?“
„Hast du Lust, Hebräisch zu lernen?“
„Wird das verlangt?“
„Anscheinend.“ Er nahm den Teil mit den Stellenangeboten heraus und reichte ihn Serena. „Hier, den kannst du behalten.“
Sie breitete die Seiten im Sand aus. Eine ganze Welt voller Möglichkeiten, um sie von dem Mann neben ihr abzulenken.
„Hier ist auch eine für dich“, sagte sie nach einer Weile. „Hast du Lust, in Grönland Klimaforscher herumzufliegen?“
„Nein.“
„Warum denn nicht?“
„Da würde ich ja erfrieren. Hier ist noch eine für dich.“ Er blätterte gerade in The Australian. „Gesellschaft zum Schutz des Regenwalds sucht einen Fotografen. In Tasmanien.“
„Mit Umweltschutz habe ich nicht sonderlich viel am Hut. Außerdem liegt Tasmanien viel zu nahe an Australien. Ich will möglichst weit weg von zu Hause.“ Pete sah sie kopfschüttelnd an, und Serena hob trotzig den Kopf. Diesen Blick kannte sie zur Genüge von ihren Verwandten. Meistens folgte darauf eine Lektion, dass man sich realistische Ziele stecken soll, und dies natürlich möglichst nicht so weit weg von zu Hause. „Findest du es verkehrt, dass ich meine Freiheit will?“
„Nein, aber du solltest deine zukünftige Arbeit nicht danach aussuchen, wie weit sie von Australien weg ist, sondern ob sie dir Spaß macht.“
Guter Einwand.
„Außerdem wirst du deine Familie vermissen.“ Er sah sie dabei nicht an, sondern blickte zu Sam hinüber. „Du weißt gar nicht, wie froh du sein kannst, eine Familie zu haben, die sich um dich kümmert. Menschen, auf die du dich verlassen kannst, weil sie dich lieben.“
„Er hat es dir erzählt, ja?“
Pete sah sie an, ohne etwas zu erwidern.
„Ich meine Sam. Er hat dir von seiner Mutter erzählt.“
„Nein.“
„Dann weißt du es von Chloe.“
„Nein.“ Auf ihren kritischen Blick hin fragte er: „Was ist denn?“
Männer! Hatten einfach keine Ahnung von richtiger Kommunikation. „Also, worüber habt ihr denn dann gesprochen?“
„Über Geld und all so was.“
„Aha.“ Serena seufzte tief und schüttelte den Kopf. „Sprich das nächste Mal mit ihm. Versuch, ihn so weit zu kriegen, dass er sich dir gegenüber öffnet.“
Pete schnaubte. „Das werde ich ganz bestimmt nicht tun.“
„Warum denn
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