COLLECTION BACCARA Band 0273
Fußende des Bettes ab und warf dann einen vielsagenden Blick in die Minibar. „Trinkst du, Sam?“
Sam presste die Lippen zusammen. „Nein.“
„Rauchst du?“
„Nein.“
„Nimmst du Drogen?“
„Ich habe Nein gesagt!“
„Umso besser. Warum bist du dann so entschlossen, zu arbeiten und Geld zu verdienen?“
Sam blieb schweigend in der Tür stehen und blickte trotzig vor sich hin. Mit solchen bockigen Anwandlungen war Pete nur zu vertraut, schließlich war er in einer großen Familie aufgewachsen. Er sah Sam ruhig in die Augen und wartete ab. So machte sein Bruder Jake das immer, und es wirkte meistens.
„Und wenn ich mir einfach nur Schuhe oder Essen kaufen will?“, fragte Sam abrupt. „Oder Medizin …“ Der Junge biss sich auf die Lippen. „Was ist, wenn ich krank werde?“, fragte er mit zaghafter Stimme.
Petes Herz zog sich zusammen. „Dann kümmert sich doch deine Familie um dich.“
„Und wenn nicht?“
„Das tun sie bestimmt. Deine Tante Chloe würde dich nie im Stich lassen.“
Sams Blick war voller Misstrauen. „Woher willst du das wissen?“
„Natürlich weiß ich es nicht, aber ich bin davon überzeugt.“ Genau wie Sam hatte auch er seine Mutter verloren, aber er war niemals allein gewesen. Auf seine Brüder hatte er sich immer verlassen können. Sam hingegen hatte niemanden gehabt, als seine Mutter starb, und Pete begriff allmählich, was der Junge durchgemacht haben musste. „Aber ich wette mit dir um fünfzig Euro, dass deine Tante für dich sorgt, falls du mal krank werden solltest.“ Er griff nach seinem Portemonnaie, holte einen Fünfzig-Euro-Schein heraus und legte ihn aufs Bett. Dann holte er einen zweiten heraus. „Und ich wette noch mal fünfzig Euro, dass sie dich nie hungern lassen wird.“
Sam starrte ihn aus großen dunklen Augen an. Er wollte so gern daran glauben, das merkte Pete. Aber die Erfahrung hatte ihn etwas anderes gelehrt. „Ich habe keine hundert Euro bei mir“, sagte er dann.
„Die brauchst du auch nicht. Falls deine Tante dich tatsächlich im Stich lässt, gehört das Geld dir. Wenn nicht, gibst du es mir zurück. Ist das ein Angebot?“ Als der Junge immer noch zögerte, fügte er hinzu: „Nimm es oder lass es liegen. Ganz wie du willst.“
Dann kehrte er dem Jungen den Rücken zu und begann, seinen Rucksack auszupacken. Als er sich wieder umdrehte, stand Sam neben dem Bett, und das Geld war verschwunden.
„Abgemacht“, sagte Sam verlegen.
Pete nickte. Mit etwas Geld in der Tasche würde der Junge sich vielleicht sicherer fühlen. Das hoffte er zumindest.
„Alle sind unten am Strand und flicken Netze“, sagte Sam dann. „Willst du auch kommen?“
„Zuerst muss ich noch ein paar Sachen erledigen, danach komme ich gern.“ Er hatte ja versprochen, diskret zu sein, und deshalb wollte er so tun, als hätte er es gar nicht eilig. Obwohl …Vielleicht war es besser, wenn er Serena jetzt traf als später. Über ein unverfängliches Treffen in einer Gruppe würden sich die Leute in Sathi wahrscheinlich weniger die Mäuler zerreißen, als wenn er abends allein mit ihr essen ging.
Sam musterte ihn neugierig. „Serena ist auch da.“
„Ja, ich habe sie schon vom Hubschrauber aus gesehen.“
„Sie ist irgendwie durcheinander und redet ständig mit sich selbst. Nico meint, sie schmachtet nach jemandem.“
„Aha.“
„Und da ist Serena ganz wütend auf ihn geworden.“
Pete lachte. „Na, dann komme ich gleich mal runter.“
Serena hatte beschlossen, ganz kühl und ruhig zu bleiben, falls der Flieger sich entschließen sollte, hier aufzukreuzen. Damit hatte sie kein Problem, denn sie stand, nur mit kurzen weißen Shorts und einem Bikini-Oberteil bekleidet, knietief im Wasser. Mit der Ruhe war es schon ein bisschen schwieriger, denn ihr Herz hämmerte zum Zerspringen.
„Alberne Gans“, zischte sie sich selbst zu, und als Nico über sie lachte, brachte sie ihn mit einem wütenden Blick zum Schweigen.
Wenn sie vorgewarnt gewesen wäre, hätte sie wenigstens Zeit gehabt, sich auf das Wiedersehen vorzubereiten. Hätte er nicht Bescheid sagen können, dass er heute kommt?
Aber vielleicht hatte er ja auch nur seine Touristen abgesetzt und würde gleich weiterfliegen. Das war auch möglich, bei ihm wusste man das nie.
Sie redete sich ein, dass es ihr egal war, ob er blieb oder weiterflog. Schließlich war er doch nur eine angenehme Abwechslung im eintönigen Inseldasein, mehr nicht. Und so gesehen war es sogar unterhaltsam, alle
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