COLLECTION BACCARA Band 0273
umwerben?“
Nico schüttelte amüsiert den Kopf. „Ich würde es Verzweiflung nennen.“
„Ich finde es jedenfalls süß von dir“, sagte Serena und lächelte Pete liebevoll an. „Was ist denn in der Mappe da?“
„Post und Papierkram, das wollte ich durchgehen, falls ich hier allein sitzen muss.“
Serena klappte die Mappe auf und blätterte darin. „In Nordaustralien per Hubschrauber Rinder zusammentreiben? Würdest du so etwas machen?“
Er hatte ganz vergessen, dass er auch Stellenanzeigen in die Mappe gelegt hatte. „Ja, warum nicht? Macht sicher Spaß.“
„Vielleicht für fünf Minuten.“
„Das ist ja bloß eine Saisonarbeit, Serena.“
„Ach so, ich dachte, es wäre eine feste Stelle.“
„Nein.“
Sie blätterte weiter. „Oh.“
Pete seufzte, als sie auch diese Stellenanzeige durchlas. Diesmal ging es um Transportflüge zwischen der westaustralischen Küste und einer vorgelagerten Bohrinsel. Bestimmt hatte sie dazu auch etwas zu bemerken.
„Das ist aber nicht sehr familienorientiert“, meinte sie, nachdem sie mit dem Lesen fertig war.
„Muss ja auch nicht sein, oder?“
„Ich meine nur, man könnte eventuell über so etwas nachdenken, wenn man eine feste Stelle sucht.“
„Interessanter Einwand“, sagte Pete sanft. „Ausgerechnet von dir.“
Nico prustete los, aber Serena ignorierte die beiden Männer und blickte irritiert auf das nächste Papier, das in der Mappe lag. Diesmal war es keine Stellenanzeige, sondern ein Fax mit der Aufschrift Eilig. „Was ist denn das?“
„Das ist privat.“
Ihr erstaunter Blick prallte an seiner ausdruckslosen Miene ab. „Verzeihung.“ Sie klappte die Mappe zu und schob sie ihm hin. Aber er kannte sie schon gut genug, um zu wissen, dass sie die Frage, die ihr auf den Lippen brannte, nicht lange für sich behalten würde. „Sie wollen, dass du zurückkommst, richtig? Du sollst wieder Rettungshubschrauber für sie fliegen.“
Pete gab keine Antwort.
Es war Nico, der das Schweigen brach. „Deine zehn Minuten sind um, Serena. Wolltest du nicht nach Chloe sehen? Bitte“, fügte er hinzu.
„Weil du es bist“, sagte Serena zu ihrem Cousin, während sie ihren Stuhl zurückschob und aufstand. „Weil ich dich mag, und weil ich weiß, dass Chloe dir bestimmt nicht mehr böse ist. Und was dich angeht …“ Sie lächelte Pete entschuldigend zu. „Tut mir leid, dass ich die Nase in deine Angelegenheiten gesteckt habe. Außerdem tut es mir leid, dass du heute keinen Zimmerservice bekommen hast. Aber ich bin sehr froh, dass du hier bist.“
Serena ging zu dem kleinen Bungalow hinter dem Hotel, wo Sam und Chloe wohnten.
Sam saß am Küchentisch über seinen Schulbüchern und nickte ihr nur kurz zu, ohne zu lächeln.
Chloe stand an der Anrichte und zerkleinerte die Zutaten für einen Salat. Auf dem Herd stand ein dampfender Moussaka-Auflauf. Sam machte noch immer ein trotziges Gesicht, und Chloe wirkte beleidigt.
Ziemlich dicke Luft, fand Serena. „Ah, ihr esst also hier“, stellte sie betont fröhlich fest.
„Ja.“
„Aber du kommst doch sicher nachher noch für einen Kaffee zu uns rüber, Chloe, oder?“
„Das glaube ich kaum.“
„Weil du wütend auf Nico bist?“
„Ich bin auf alle wütend, und vor allem auf mich selbst“, erwiderte Chloe mit zusammengepressten Lippen.
Schneckenhaussyndrom, stellte Serena fest. Dagegen musste man etwas tun. „Du brauchst Gesellschaft. Wenn man wütend ist, muss man sich abreagieren.“
„Du hast gut reden. Als wenn das so leicht wäre.“
„Was hältst du davon, wenn wir alle hier rüberkommen und mit dir und Sam gemeinsam essen?“
Chloe griff nach einem scharfen Messer, hackte vehement die Karotten klein, die auf dem Holzbrett lagen, und gab sie in eine bereits übervolle Salatschüssel. Ganz offensichtlich hatte Chloe die Essensmenge für zwei Personen etwas überschätzt.
Serena warf einen belustigten Blick auf die riesige Auflaufform mit dem köstlich duftenden Moussaka. „Sag mal, wie viele Gäste erwartest du eigentlich zum Abendessen?“
Sam riskierte einen kurzen Blick zu Serena und grinste, ehe er sich schnell wieder hinter seinen Büchern versteckte.
„Na, komm schon, Chloe“, sagte Serena sanft. „Nico ist außer sich, weil er glaubt, er hätte dich verletzt, dich und auch Sam.“
Chloe schwieg, Sam ebenfalls.
„Er wollte dir doch nur helfen.“
Immer noch Schweigen.
Aber so schnell gab Serena nicht auf. „Glaubst du, es ist leicht für ihn, immer
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