COLLECTION BACCARA Band 0273
„Nimm das Ganze nicht so ernst, Chloe. Oder besser noch, nimm dir ein Glas Wein. Du siehst aus, als könntest du einen Schluck vertragen.“ Er reichte ihr die halb volle Flasche Wein, die ihnen der Kellner mitgegeben hatte. „Die ist von Nico. Ich hätte gern noch eine gekauft, aber niemand gibt mir hier Alkohol.“
Chloe lachte. „Das habe ich gehört. Alle finden, dass du auch ohne Alkohol schon forsch genug bist. Komm rein.“ Sie ließ ihn vorgehen.
Als Pete die Küche betrat und Serena sah, wie sie gerade den Tisch deckte, überkamen ihn sehnsüchtige Erinnerungen an alte Zeiten, als seine Mutter noch lebte. Damals war das gemeinsame Essen in seiner Familie immer sehr wichtig gewesen. Und dazu hatte auch ein liebevoll gedeckter Tisch gehört. Nach dem Tod seiner Mutter hatte niemand mehr Sinn für solche Dinge gehabt. Sein Vater war depressiv geworden, und Pete und sein älterer Bruder hatten alle Hände voll zu tun, sich um die kleinen Geschwister zu kümmern.
Essen war kein Genuss mehr, sondern nur noch eine Notwendigkeit. Auch später holte Pete sich meistens etwas vom Imbiss und aß es zwischendurch im Stehen. Bei der Marine gab es dann Kantinenessen.
Als er sah, wie Serena den Tisch deckte, spürte er plötzlich den heftigen Wunsch nach einem intakten Familienleben.
Spontan ging er zu ihr, umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen und küsste sie zärtlich. Das war sein Dankeschön für einen Moment, den er für immer in Erinnerung behalten würde.
Als Pete sie küsste, blinzelte Serena ihn zuerst erstaunt an, bevor sie die Augen schloss. Hier ging es um mehr als um Leidenschaft und Verführung. Sie hatte das Gefühl, dass es für Pete wie ein Nachhausekommen war. „Wofür war das denn?“, fragte sie, als er sie wieder losließ.
„Dafür, dass du den Tisch deckst.“
„Ist das dein Ernst?“
Er lächelte verwegen. „Vielleicht.“
Sie kniff die Augenbrauen zusammen. „Das würde dir gefallen, was? Jeden Abend nach Hause kommen zu deiner lieben Familie. Du bist ja überhaupt kein sorgloser Playboy. In Wahrheit bist du ein Spießer.“ Doch insgeheim war sie wütend auf ihn, weil er ihr viel mehr gab, als sie eigentlich von einem Mann wollte.
„Das bin ich aber erst seit Kurzem.“ Er reichte ihr ein Besteck. „Hier, mach ruhig weiter. Egal, was du jetzt sagst, du hast jedenfalls ausgesehen, als würde dir das Tischdecken wahnsinnigen Spaß machen.“
„Komm bloß nicht auf dumme Gedanken“, erwiderte sie schnippisch. „Ich bin eine Karrierefrau, kein Hausmütterchen.“
Er lächelte breit. „Ich weiß.“
„Wisst ihr, was ich glaube?“, fragte Chloe und reichte zuerst Pete und dann Serena ein Glas Wein. „Ihr tut bloß so unabhängig, aber in Wirklichkeit seid ihr die reinsten Familienmenschen.“ Dann flüsterte sie Pete zu: „Und jetzt pass auf, wie sie es gleich abstreitet.“
„Nur weil ich gern mal den Tisch decke, heißt das noch lange nicht, dass ich es immer machen will“, erwiderte Serena und trank von ihrem Wein.
„Und wenn es mir gefällt, wie du den Tisch deckst, heißt das noch lange nicht, dass ich dir keine Karriere zutraue.“ Pete blitzte sie kampflustig an, ein blauäugiger, dunkelhaariger Herzensbrecher. „Ich kann meinen Tisch sehr gut selbst decken. Oder auch nicht, ganz wie ich will.“
„Du hattest recht, Serena.“ Chloe ging zur Anrichte und entkorkte eine neue Flasche Wein. „Euch beiden beim Streiten zuzuhören, ist viel lustiger, als trübe Gedanken zu wälzen.“
Bald darauf kamen Sam und Nico herein. Nico trug einen Riesenstrauß pinkfarbener, duftender Rosen vor sich her, den er der sprachlosen Chloe in die Hand drückte.
„Wie hübsch“, bemerkte Serena. „Ein Mann, der so spät am Abend noch solche Rosen findet, ist nicht nur einfallsreich, sondern auch romantisch.“
„Allerdings nicht gerade diskret“, murmelte Pete.
„Er braucht nicht diskret zu sein“, blaffte Serena ihn an, „denn seine Absichten sind ehrenhaft.“
Chloe starrte die drei an. „Wollt ihr wohl aufhören? Wir haben schließlich ein Kind hier.“
Sam verdrehte die Augen, und Pete lachte. „Warum sollte Sam nicht möglichst früh den Unterschied zwischen verführen und umwerben kennenlernen? Zuerst glaubte ich, es hätte etwas mit der Schnelligkeit zu tun. Dass verführen schneller ginge. Dann dachte ich, dass es etwas mit der Absicht des Mannes zu tun haben könnte, aber kein Mensch käme auf die Idee, es darauf zu beziehen.“
„Eine Frau
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