COLLECTION BACCARA Band 0285
hatte, um Befehle zu erteilen. Sie starrte auf seine breiten Schultern und erwischte sich dabei, dass ihre Gedanken in eine unerlaubte Richtung wanderten. Schnell dachte sie an etwas anderes. Der Fürst bot an, ihr einen Drink oder ein Sandwich zu bringen. Das ging nun gar nicht. „Nein, danke, Sir.“
Er zog eine Grimasse. „Darf ich fragen, wie alt Sie sind?“
„Zweiundzwanzig, Sir.“
„Sie sind zwar noch jung, aber wir sind beide erwachsen. Müssen Sie immer ‚Sir‘ sagen?“ „Es gehört sich so, Sir.“ „Okay, wenn’s denn sein muss.“ Er seufzte und trank einen Schluck direkt aus der Milchtüte.
Erin riss entsetzt die Augen auf.
Daniel musste es gesehen haben, denn er grinste breit. „Keine Angst. Das war der Rest“, sagte er und warf die leere Packung in den Abfalleimer. Erin tat das, was ihr in den Jahren auf den besten Schweizer Internaten eingetrichtert worden war: Sie hielt den Mund geschlossen. Vor ihr stand schließlich der neue Fürst von Altaria – ein attraktiver Amerikaner mit einem Körper, bei dem jede Frau ins Schwärmen geriet, aber ohne jede Ahnung von höfischer Etikette. Seine Vorfahren würden sich im Grab umdrehen.
Gott steh Altaria bei.
Gott steh mir bei, dachte sie.
„Ich weiß nicht wirklich, in welcher Funktion Sie hier sind.“
„Ich soll Sie mit dem königlichen Protokoll vertraut machen und so viel wie möglich über Ihre Vorlieben erfahren, damit sich der Palast auf Ihre Ankunft vorbereiten kann, Sir.“
Er fuhr sich durch die Haare. „Was bedeutet ‚königliches Protokoll‘?“
„Traditionelle höfische Etikette, Sir. Es ist meine Aufgabe, Sie darin zu unterrichten, wie die Menschen von Altaria Ihnen begegnen werden, und welche Umgangsformen von Ihnen erwartet werden.“
Er seufzte wieder und rieb sich das Gesicht. „Benimmunterricht. Ich muss ihn irgendwo zwischen Flughafenerweiterungsplan und Budgetprüfung einbauen. Was halten Sie davon, wenn Sie sich erst einmal ein paar Tage von Ihrem Jetlag erholen? Und dann treffen wir uns.“
„Ich bin absolut in der Lage, meinen Pflichten sofort nachzukommen, Sir.“
„Ruhen Sie sich aus, und wir unterhalten uns morgen oder übermorgen.“
Erin hatte das Gefühl, dass er sie abwimmeln wollte. So ging es nicht. Ihr Vater, der Außenminister von Altaria, hatte ihr diese Aufgabe übertragen – trotz ihres nervösen Ticks, unter dem sie ihr Leben lang gelitten hatte. Sie durfte ihren Vater nicht enttäuschen. Dies war die Chance, eine engere Beziehung zu ihm aufzubauen. „Ich kann Ihnen sehr nützlich sein, Sir. Mein Vater ist der Außenminister von Altaria; ich bin also mit dem politischen Klima vertraut.“
Daniel Connelly betrachtete sie eingehend. „Okay. Ich rufe Sie an, sobald ich alle wichtigen Dinge erledigt habe.
Willkommen in Windy City. So wird Chicago im Volksmund genannt“, fügte er erklärend hinzu, als er ihren fragenden Blick sah.
„Danke, Sir.“
„Kann ich Ihnen wirklich nichts zu trinken anbieten?“
Seine Beharrlichkeit verwirrte sie. „Wirklich nicht, Sir. Danke.“
Er nickte und nahm das Telefon. „Dann bitte ich den Sicherheitsdienst, Ihnen ein Taxi zu rufen.“
„Das ist nicht nötig, Sir. Das kann ich allein.“
„Ich bin sicher, dass Sie das können, aber meine Erziehung lässt nicht zu, dass ich eine junge Dame auf die Straßen von Chicago schicke, ohne einen Wagen bestellt zu haben, der sie nach Hause bringt.“
Ein Gentleman? Gab es so etwas tatsächlich noch? Erin hatte so viele Männer kennengelernt, die hauptsächlich mit sich selbst beschäftigt waren, dass sie kaum wusste, wie sie reagieren sollte. „Danke, Sir“, murmelte sie, als er dem Sicherheitsdienst telefonisch entsprechende Anweisungen gab.
Daniel führte sie zur Tür und hielt sie ihr auf. „Warum sprechen Sie mit britischem Akzent?“ „Ich war zwar auf einem Schweizer Internat, aber die Schulleiterin war Engländerin.“
„Ihr Auftreten ähnelt dem meiner Mutter.“
„Das nehme ich als großes Kompliment“, erwiderte sie. „Ich habe dasselbe Internat besucht wie sie. Prinzessin Emma ist bei den Menschen auf Altaria sehr beliebt und angesehen.“
„Obwohl sie auf ihren Titel verzichtet und einen derben amerikanischen Emporkömmling geheiratet hat?“
„Sie hat vielleicht offiziell auf ihren Titel verzichtet, aber in den Herzen der Altarianer ist sie immer eine Prinzessin geblieben.“
Daniel lachte. „Sie sind wirklich gut. Sind Sie sicher, dass Sie nicht PR-Expertin
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