COLLECTION BACCARA Band 0285
zusammenreißen und sein Problem lösen. „Sarah? Nehmen Sie bitte das Baby.“
Seine Assistentin sah ihm in die Augen. „Ich habe noch sehr viel zu tun, Sir.“ Sie drehte sich um und verließ den Raum.
Lincoln hätte sie fast zurückgerufen, aber er wusste, dass sie noch einige wichtige Aufgaben für ihn erledigen musste, die keinen Aufschub duldeten. Was sollte er nun tun? Frühestens morgen würde die Agentur ein neues Kindermädchen schicken. Oder erst am Montag. Vielleicht aber auch nie. Er hatte heute einige Meetings und musste sich mit seinem Anwalt treffen. Außerdem wollte die Sozialarbeiterin noch vorbeikommen, um zu sehen, wie Jennifer ihre Unzufriedenheit in die Welt hinausschrie.
Das Baby griff nach Annas Hand und lächelte.
Plötzlich kam Lincoln eine vollkommen verrückte Idee. „Also, Anna“, sagte er und versuchte, möglichst gelassen zu wirken. „Was hast du nun vor, wo das mit dem Job nicht geklappt hat?“
„Das ist nicht dein Problem.“
„Ja, das hast du mir eben schon mehr als deutlich zu verstehen gegeben. Aber ich fühle mich trotzdem für dich verantwortlich. Der Brief kam immerhin aus meinem Büro.“ Er machte eine Pause. „Vielleicht gibt es da einen passenden Job für dich.“
„Danke, aber ich möchte keine Almosen. Ich habe ja schon gesagt, dass es falsch war, hierherzukommen.“ Sie streichelte noch einmal die Wange des Babys und reichte Lincoln dann die Kleine. „Jetzt kannst du sie nehmen.“
Er steckte die Hände in die Taschen. „Das sind keine Almosen. Ich möchte dir einen richtigen Job anbieten, auch wenn du deinen Abschluss dafür nicht brauchen wirst.“
„Nein?“
„Du würdest nicht für meine Firma, sondern direkt für mich arbeiten.“
Sie kniff die Augen zusammen. „Wenn du glaubst, ich würde Geld nehmen, um … um …“
„Ich brauche ein Kindermädchen für Jennifer.“
Anna sah ihn mit großen Augen an. Anscheinend konnte sie nicht glauben, was Lincoln gerade gesagt hatte.
Auch er konnte es kaum fassen, aber er war verzweifelt. „Es wäre immerhin ein dankbarer Job“, fuhr er fort. „Oder möchtest du lieber zurück nach Hause fliegen und deinem Vater erklären, dass New York doch eine Nummer zu groß für dich war?“
5. KAPITEL
Auch wenn Anna in einer vollkommen anderen Welt aufgewachsen war, verstand sie genau, was Lincoln meinte. Das hier war das wirkliche Leben. Wenn man seine Chancen nicht nutzte, dann blieb man schnell auf der Strecke.
Sie hatte zwar einen Abschluss, aber in Wahrheit hatte sie sich das meiste über Betriebswirtschaft selbst beigebracht. Die Universität, die sie besucht hatte, war ein angenehmer Ort gewesen, aber die reichen jungen Studentinnen hatten dort kaum etwas gelernt.
Ihr Vater hatte sie dort hingeschickt, um sie zu beschwichtigen. Und genau aus demselben Grund hatte er sie auch in die USA gehen lassen. Er hätte alles für das Wohl seiner Tochter getan. Deshalb hatte er sie auch zu einem Mann geschickt, dem er vertraute. Und dafür liebte sie ihn über alles.
Doch so langsam bezweifelte Anna, dass Lincoln Aldridge wirklich so ein ehrenwerter Mann war. Anscheinend lebte er nach seinen eigenen Regeln. Er hatte sie nun schon zwei Mal geküsst, weil ihm einfach danach gewesen war. Und nun bot er ihr einen Job in seinem Haus an.
Lincoln sah ihr in die Augen und wirkte ungeduldig. „Also?“ Warum war er nur so unverschämt attraktiv? Das machte die ganze Sache noch schwieriger.
Sie spürte, wie sich ihr Verlangen nach ihm steigerte.
Noch nie hatte sie sich so sehr zu einem Mann hingezogen gefühlt. Dabei kannte sie ihn noch nicht einmal richtig. Alles an ihm war faszinierend und abstoßend zugleich.
Anna wandte sich von ihm ab und sah sich im Raum um.
An einem großen Konferenztisch entdeckte sie einen Babykorb und legte Jennifer hinein.
Auf keinen Fall würde sie sein Angebot annehmen. Warum sollte sie das auch? Sie war ja kein Kindermädchen. Auch wenn sie Kinder über alles liebte, war sie nicht nach New York gekommen, um Windeln fremder Babys zu wechseln.
„Na gut.“ Er sah sie verständnisvoll an. „Deine Miene sagt alles. Du hast wohl erwartet, dass ich dir in meiner Firma eine gut dotierte Führungsposition anbiete. Und natürlich ist der Job als Kindermädchen damit nicht vergleichbar, aber es ist eine ehrliche und gut bezahlte Arbeit …“
„Was ist denn eine gut bezahlte Arbeit für dich?“
Lincoln war anzumerken, dass ihn diese Frage überraschte. Es war sonst auch nicht
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