COLLECTION BACCARA Band 0285
die Arme genommen und ihr gezeigt, wer der Chef war.
Doch das war nicht seine Art. Und so wollte er auch niemals sein.
Am Nachmittag schließlich konnte er die Ungewissheit nicht mehr ertragen. Er griff nach dem Telefon und rief zu Hause an.
Es dauerte lange, bis Anna abhob. „Hallo?“
„Ich bin es“, antwortete Lincoln.
„Was gibt es denn, Senhor Aldridge? Ich bin gerade beschäftigt. Was kann ich für Sie tun?“
Im Hintergrund konnte er Gelächter hören. War sie wirklich beschäftigt, oder tat sie nur so? „Womit bist du beschäftigt, Anna?“
„Ich habe Besuch.“
„Von wem?“
„Ich darf doch Besuch haben, oder?“
„Wo ist Mrs. Hollowell?“
„Sie ist heute früher gegangen, weil sie einen Termin beim Zahnarzt hat. Ich muss jetzt das Gespräch beenden, weil ich wirklich …“
„… weil du wirklich beschäftigt bist. Ich weiß“, unterbrach Lincoln sie gereizt. „Wer besucht dich denn? Und wo ist meine Nichte?“
„Es ist niemand, den Sie kennen. Und Jennifer ist natürlich hier bei uns.“
Lincoln verabschiedete sich knapp und beendete das Gespräch. Er fragte sich immer noch, wer dieser Besucher sein konnte. Und Jennifer war bei ihnen gewesen?
Zwanzig Minuten später betrat Lincoln sein Haus und ging ins Kinderzimmer, wo er Anna lachen hörte.
„Oh“, hörte er sie sagen. „Das ist ja unglaublich. Wann hast du das denn gelernt?“
Lincoln warf seine Aktentasche auf den Boden und rannte in den Raum.
„Was zur Hölle tut ihr …?“, begann Lincoln.
Anna saß mit Jennifer im Schneidersitz auf dem Boden und sah Lincoln verwundert an.
Doch seine Verwunderung war noch größer als ihre.
Sein Kindermädchen hatte tatsächlich Besuch. Es handelte sich um eine junge Frau, die Anna gegenübersaß und ein Baby auf dem Schoß hatte.
„ … hier?“, beendete Lincoln seine Frage und errötete vor Scham.
Die beiden Frauen starrten ihn eine Weile an, bis Annas Besuch mit dem Baby aufstand. „Danke für den Kaffee, Anna“, sagte sie mit einem starken Akzent.
„Nicht der Rede wert.“ Anna sah immer noch zu ihm.
„Treffen wir uns morgen auf dem Spielplatz?“, fragte die andere Frau.
Anna zögerte eine Weile und zuckte dann mit den Achseln.
„Vielleicht.“
Lincoln fuhr sich nervös durch die Haare. „Hör mal, Anna. Deine Freundin kann ruhig noch bleiben. Ich wollte euch nicht …“
Doch die beiden Frauen hatten den Raum bereits verlassen.
Als Anna sich von ihrer Freundin verabschiedet hatte, ging sie direkt in ihr Zimmer.
„Anna, hör mir doch zu!“, rief Lincoln ihr hinterher. „Es tut mir leid. Ich wollte euch wirklich nicht stören.“
Sie schloss schwungvoll die Tür hinter sich. Er dachte für einen Moment daran, die Tür aufzureißen. Aber er hatte sich heute schon genügend Ärger eingehandelt.
Anna würde ihm verzeihen, oder?
Wofür sollte er sich überhaupt entschuldigen? Sie lebte in seinem Haus und kümmerte sich um seine Nichte. Deshalb hatte er ein Recht darauf zu erfahren, wen sie in sein Haus einlud.
Immerhin hatte sie damals auch einen Liebhaber in das Haus ihres Vaters geschleppt.
Wer konnte ihm denn garantieren, dass sie das nicht früher oder später auch in seinem Haus tat?
7. KAPITEL
Anna wich ihm aus.
Sie redete nur mit Lincoln, wenn er sie etwas fragte, und versuchte ständig, ihm aus dem Weg zu gehen.
Warum fand er sich nicht einfach damit ab?
Weil sie seine Angestellte war und er dieses Verhalten nicht akzeptieren konnte. Deshalb war es nun an der Zeit, dem ein Ende zu setzen. Immerhin ging das nun schon seit Wochen so.
Am Freitagnachmittag bat er seine Assistentin, ein Meeting abzusagen und seiner Verabredung mitzuteilen, dass er später zum Abendessen käme.
Anschließend fuhr er nach Hause.
Anna befand sich mit Jennifer im Wohnzimmer. Sie saßen auf dem Teppich, spielten miteinander und lachten fröhlich dabei.
„Tüchtiges kleines Mädchen“, lobte Anna sie. „Du machst das wirklich wunderbar.“
Jennifer sah Lincoln zuerst. „Baa baa baa“, brabbelte sie fröhlich und strahlte ihn an.
Anna drehte sich zu ihm. Ihr Lächeln verblasste. „Du bist früh dran“, bemerkte sie kühl und stand auf.
Sie trug eines ihres Kindermädchen-Outfits, das aus Jogginghosen, einem übergroßen T-Shirt und Sandalen bestand. Ihr Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden, Make-up trug sie keines.
Sie sah überhaupt nicht sexy aus. Warum war er trotzdem nervös?
„Wir sammeln nur noch die Spielsachen ein und sind
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