COLLECTION BACCARA Band 0285
Melanies Ohren, so deutlich wie an diesem Tag vor fünf Jahren. Die Kellnerin. Auch wenn sie inzwischen etwas aus ihrem Leben gemacht hatte, in Lukes Welt und der seiner Eltern würde sie immer die Kellnerin bleiben.
Außer dem Sex hatten sie nichts gemeinsam. Diese Erkenntnis half ihr dabei, sich umzudrehen und ihre Sachen im Wohnzimmer zusammenzuräumen. Sie zog ihren Mantel an, während sie Lukes Blick noch in ihrem Rücken spürte.
Sie hatte die Schlüssel schon in der Hand, als sie sagte: „Das Essen ist fertig, und im Kühlschrank findest du alles, was du fürs Frühstück brauchst. Ich werde dann …“ Seine ungläubige Miene ließ sie stocken.
„Du hast doch nicht vor, bei diesem Wetter zurückzufahren?“ Wie um seine Worte zu unterstreichen, zuckte ein weiterer greller Blitz draußen in der Dunkelheit, gefolgt von einem lauten Donnern.
Trotzig sah sie ihn an. „Ich kann nicht bleiben.“ Nicht mit dir in diesem Bademantel und meinen fünf Jahren voller Einsamkeit und Frust. „Ich meine, ich muss nach Hause.“
„Der Weg zum Haus war vor einer Stunde schon in einem katastrophalen Zustand“, sagte er und warf seine nasse Kleidung auf das Sofa. „Keine Straßenbeleuchtung, bis du auf der Hauptstraße bist. Niemand weit und breit, wenn dein Auto wieder streikt.“
Melanie hob störrisch das Kinn. „Ich habe mein Handy dabei.“
„Sei doch nicht albern, Melanie. Wir werden ja wohl noch gemeinsam essen und am Kamin sitzen können, ohne …“
Ohne einander die Kleidung vom Körper zu reißen? Sie war sicher, dass Luke genau das hatte sagen wollen, und die verräterische Röte in seinen Wangen bestätigte ihren Verdacht. Sie atmete leise seufzend aus. „Okay.“
Das war nicht eines dieser „Zeichen“, von denen Carissa dauernd redete, auf keinen Fall. Aber Luke hatte recht. Sie waren zwei vernünftige Erwachsene und würden einfach einen Abend miteinander verbringen. Keine roten Kerzen, keine romantische Musik und am besten auch kein Blickkontakt – dann sollte es funktionieren.
Nach dem Essen würde sie sich in das zweite Schlafzimmer zurückziehen und etwas Schlaf nachholen. Morgen früh war der Spuk vorbei, und die Klinik war um zehntausend Dollar reicher.
3. KAPITEL
„Wartet denn zu Hause jemand auf dich?“
Seine Stimme war tief und sanft, und Melanie fielen plötzlich wieder tausend gute Gründe ein, warum sie jetzt nicht mit Luke allein in diesem Haus sein sollte. Sie räusperte sich.
„Nein, Adam wird sich keine Gedanken machen. Ich übernachte öfter bei Carissa.“ Sie wies auf den gedeckten Tisch. „Willst du nicht etwas essen?“
„Allein?“
Der Blick seiner dunklen Augen hielt sie gefangen und ließ ihr Herz schneller schlagen. „Du hast dich doch offensichtlich auf einen Abend in aller Abgeschiedenheit eingestellt“, sagte sie.
„Aber die Umstände haben sich geändert.“ Er zuckte die Achseln. „Und es wäre ja wohl sehr ungerecht, wenn die Köchin nach all der Mühe, die sie sich gemacht hat, hungrig ins Bett müsste.“
Ja, die Umstände hatten sich wirklich geändert. Mehr als Melanie es sich je vorgestellt hätte.
Im Moment allerdings war sie tatsächlich hungrig. Sie schlüpfte aus ihrem Mantel und ging in die Küche. „Probier doch den Wein. Ich hole inzwischen die Vorspeise. Wir können am Kamin essen, da ist es wärmer.“
Außerdem war es einfacher für sie, wenn sie Luke in seinem Bademantel nicht direkt gegenübersitzen musste.
Als sie die Krabbencocktails auf die Sitzbank am Kamin stellte, hörte sie seine tiefe Stimme direkt hinter sich. „Bitte sehr.“
Sie zuckte zusammen und hätte Luke beinahe die beiden Weingläser aus der Hand geschlagen.
Angestrengt starrte sie auf die kräftigen Finger, die die zarten Kristallstiele festhielten, und ließ dann den Blick höher wandern … über den Kragen des Bademantels bis zu seinen dunklen Augen.
Sie war ihm ganz nah und konnte den Duft der Seife von der Dusche deutlich riechen. Wenn sie sich nur ein bisschen vorbeugte, würden ihre Lippen seine warme, weiche Haut im Ausschnitt des Bademantels streifen. Sie erinnerte sich noch ganz genau daran, wie es sich anfühlte, ihn zu berühren.
Oh nein. Von wegen vernünftige Erwachsene.
Zu ihrer eigenen Überraschung gelang es Melanie, die verräterischen Reaktionen ihres Körpers zu unterdrücken und nach dem Glas zu greifen. „Danke“, murmelte sie und trat schnell einen Schritt zurück.
Sie nippte an dem Wein, um ihre plötzlich trockene Kehle
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