COLLECTION BACCARA Band 0287
hätten oder sonst irgendetwas außer einer freundschaftlichen Unterhaltung. Wenn es so gewesen wäre, könnte er seine Sehnsucht nach ihr besser verstehen. Und auch wenn er nichts dagegen hätte, mit ihr zu schlafen, so war der Gedanke nicht vorherrschend.
Er schluckte. Schwangere Frauen hatten ihn nie besonders gereizt, und auch jetzt gefiel ihm der Gedanke nicht besonders.
Nein, es war eher so, dass er das Gefühl hatte, sie beschützen zu müssen. Was ihrer Meinung nach einfach lächerlich war. Sie war Polizistin – hatte mindestens fünf Jahre Erfahrung auf den Straßen von Chicago – und absolut in der Lage, selbst auf sich aufzupassen.
Elena war nicht nur eine intelligente, unabhängige Frau, sie trug auch eine Waffe und konnte zweifellos damit umgehen. Außerdem könnte er darauf wetten, dass sie in ihrem Job sehr, sehr gut war. Sonst hätte sie nicht diese Position erreicht. Und auch wenn ihm die Vorstellung nicht gefiel, dass sie mit den schlimmsten Kriminellen zu tun hatte, war es nicht körperlicher Schaden, vor dem er sie beschützen wollte.
Er hatte eine Verletzlichkeit an ihr entdeckt, die sie zwar tapfer, aber ohne Erfolg zu verbergen versuchte. Zumindest was ihn betraf. Er hatte gestern Abend im Krankenhaus eine tiefe Einsamkeit in ihren Augen aufblitzen sehen, als sie ihm sagte, dass niemand benachrichtigt werden müsste. Und als sie ihm in ihrer Wohnung widerstrebend gestand, dass sie nicht wüsste, zu wem sie gehen könnte, hatte er diese Einsamkeit wieder gespürt.
Da er selbst in einer großen Familie aufgewachsen war, in der einer für den anderen eintrat, war ihm dieses Gefühl völlig fremd. Doch sie hatte erwähnt, in Pflegefamilien aufgewachsen zu sein. Offensichtlich hatte sie niemanden, an den sie sich wenden konnte. Und das beunruhigte ihn. Sehr sogar.
„Es ist nicht richtig, dass jemand so einsam ist“, sagte er zu Babe.
Als Antwort ließ Babe den Schwanz hängen und jaulte leise und traurig.
Brad nickte. „Ganz meine Meinung.“
4. KAPITEL
Elena schob sich eine Haarsträhne hinter das Ohr und versuchte sich auf die Worte von Drew Connelly zu konzentrieren. Der Mann sah genau wie Brad aus, was schon verwirrend genug war. Zu ihrem Entsetzen aber verglich sie auch noch die beiden Männer miteinander – ihre Persönlichkeit und ihr Verhalten.
Sie hatte immer gehört, dass bei Zwillingen häufig der eine extrovertiert und der andere eher introvertiert war. Bei den Connelly-Brüdern schien das zuzutreffen. Brad war der kontaktfreudige Charmeur, während Drew ernster und reservierter wirkte. Sicher, Brad hatte ihr erzählt, dass sich sein Bruder nach dem tragischen Tod seiner jungen Frau verändert hatte. Vielleicht war das der Grund für die Unterschiede zwischen den Brüdern.
Ohne dass angeklopft wurde, ging plötzlich die Tür zum Konferenzzimmer auf. Wie selbstverständlich kam Brad in den Raum. Elena zeigte sich nicht überrascht. Bisher hatte er jede Befragung unter irgendeinem Vorwand gestört. Warum sollte es dieses Mal anders sein?
„Was ist jetzt schon wieder los?“, fragte sie genervt.
„Ich wollte mich nur davon überzeugen, dass alles okay ist.“ Er schenkte ihr sein unwiderstehliches Lächeln – dasselbe Lächeln, das, wie sie schnell gemerkt hatte, ihr Herz immer schneller schlagen ließ und ein Prickeln durch ihren Körper schickte.
„Bis vor zehn Sekunden war alles in Ordnung“, erwiderte sie trocken. Sie versuchte, die breiten Schultern unter dem blauen Oberhemd und die strahlend blauen Augen zu ignorieren. Und diese pechschwarzen Haare, die ihm immer wieder in die Stirn fielen und ihm das Aussehen eines frechen Jungen verliehen.
Der Blick allerdings, den er in ihre Richtung warf, war alles andere als der eines kleinen Jungen. Elena hatte das Gefühl, als würden seine Augen sie liebkosen, und sie schluckte hart. Sie wollte und brauchte keinen Mann in ihrem Leben.
„Ich werde das Gefühl nicht los, dass du dich zu einer Nervensäge entwickelst, kleiner Bruder.“ Der Anflug eines Lächelns huschte über Drews Gesicht.
„Meinst du?“ Brad lachte. „Du hältst dich wohl für viel klüger, nur weil du fünfzehn Minuten älter bist.“ Drew nickte. „Klug genug, um zu erkennen, dass du Detective Delgado nervst.“
Interessiert verfolgte Elena den Wortwechsel der Brüder. Sie selbst hatte nie Geschwister oder überhaupt jemanden gehabt, mit dem sie so locker hätte reden können. Plötzlich fühlte sie sich unendlich einsam, und sie lenkte
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