Collection Baccara Band 0293
unschuldige, mädchenhafte Blick, dachte er. Trotz ihres Alters. „Aber ich hatte viel Zeit, über die Vergangenheit nachzudenken … über die Fehler, die ich gemacht habe. Ich war eine schlechte Mutter. Das weiß ich jetzt“, sagte sie ernst.
„Ich bin dankbar, dass er trotzdem mit mir zu tun haben will. Ich versuche alles, um meine Fehler wiedergutzumachen.“ Angie sah Grant jetzt direkt an. „Es tut mir leid, was ich getan habe. Wie ich Seth behandelt habe … und auch dich, Grant. Ich weiß, dass ich die Zeit nicht zurückdrehen und irgendetwas ändern kann. Aber ich möchte dir sagen, dass ich es wirklich bedauere.“
Grant holte tief Luft und setzte sich zurück. Dieses Eingeständnis passte so gar nicht zu der Frau, die er kannte, dass es einen Moment dauerte, bis er begriffen hatte. Vielleicht hatte sie sich tatsächlich geändert. Vielleicht war er zu hart zu ihr gewesen.
„Ich denke nicht mehr an damals“, erwiderte er. „Wir haben beide Fehler gemacht, und ich empfinde keine Bitterkeit mehr dir gegenüber. Was Seth betrifft, so weiß er deine Bemühungen, deine Entscheidung von damals zu schätzen“, versicherte Grant ihr. „Wir alle tun das.“
Angie machte ein nachdenkliches Gesicht, dann verzog sie die perfekt geschminkten Lippen zu einem Lächeln. „Genug von mir geredet. Wie geht es dir?“, wechselte sie plötzlich das Thema. „Wie läuft das Geschäft?“
Er antwortete freundlich und allgemein, wie er einem Fremden geantwortet hätte. Angie Donahue war einst seine Assistentin, Vertraute, Geliebte und alles dazwischen gewesen. Eingeweiht in alle Geschäftsvorgänge. Wie merkwürdig, überlegte Grant, dass wir einmal so eng verbunden gewesen waren. Heute hatte er schon Probleme, Informationen preiszugeben, die öffentlich bekannt waren. Sie hatte vor langer Zeit sein Vertrauen verspielt, und es waren mehr als ein paar entschuldigende Worte nötig, es wiederzugewinnen.
Die Sprechanlage summte, und Grant entschuldigte sich. „Ich mache jetzt Feierabend, Mr. Connelly“, informierte Charlotte ihn. „Brauchen Sie noch etwas, bevor ich gehe?“
„Nein, Charlotte. Danke. Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend.“
„Danke. Bis morgen“, erwiderte Charlotte.
Als Grant zu Angie zurückkehrte, blickte diese auf ihre Uhr und stand abrupt auf.
„Du meine Güte. Wie die Zeit vergangen ist. Ich wollte dich nicht so lange aufhalten. Du willst wahrscheinlich auch nach Hause“, entschuldigte sie sich.
„Ich habe noch einiges zu tun“, sagte Grant und warf einen Blick auf die umfangreiche Unterschriftenmappe auf seinem Tisch. „Außerdem muss ich noch ein paar Anrufe tätigen. Ich werde also noch eine Weile hier sein.“
„Einige Dinge ändern sich nie“, sagte sie lächelnd und nahm ihre Tasche.
„Vielleicht“, stimmte Grant zu. „Schön, dass du vorbeigeschaut hast, Angie.“ Er reichte ihr die Hand.
Sie nahm sie in beide Hände. „Ich glaube, du meinst es ernst. Jetzt bin ich froh, dass ich meiner Intuition gefolgt bin und dich überrascht habe.“ Sie öffnete die Tür. „Bis bald. Ich hoffe, es vergehen nicht wieder zwanzig Jahre, bis wir uns das nächste Mal sehen.“
„Sicher.“ Grant war erleichtert, dass sie endlich ging. „Mach’s gut, Angie.“
Die Bürotür fiel ins Schloss, und sie war fort. Grant kehrte an seinen Schreibtisch zurück, war aber viel zu abgelenkt, um zu arbeiten. Was sollte das, fragte er sich. In den vergangenen zwanzig Jahren war sie sicherlich zigmal an diesem Gebäude vorbeigefahren. Und ausgerechnet heute hatte sie ganz spontan angehalten, um Hallo zu sagen?
Er schüttelte den Kopf und setzte die Lesebrille wieder auf. Plötzlich beschlich ihn das ungute Gefühl, dass Angie mit ihrem Kommen einen völlig anderen Zweck verfolgt hatte. Auch wenn er nicht sagen konnte, was es war.
Er würde mit Emma darüber sprechen. Ihre weibliche Intuition half ihm vielleicht weiter. Vielleicht hatte sie eine Idee, welche Motivation hinter dem Besuch stecken könnte.
Angie war allein im Vorzimmer. An der Telefonanlage leuchtete ein Licht auf. Grant telefonierte. Sie wartete einen Moment, dann setzte sie sich an Charlottes Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Kurz überlegte sie, wie sie sich herausreden sollte, falls Grant plötzlich auftauchte und sie erwischte. Er wird nicht kommen, beruhigte sie sich, als sie ihre Tasche öffnete und eine CD-ROM entnahm. In ein paar Sekunden wäre sie mit ihrer gemeinen kleinen Aktion fertig.
Sie legte
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