Collection Baccara Band 0294
Mitmenschen gegenüber zu hegen und allen gleichermaßen freundlich und höflich zu begegnen. Natürlich wurde sie nicht von allen ernst genommen. Viele zogen sie auf und hielten sie für naiv. Und dass sie an der Highschool Cheerleader gewesen war, machte die Sache nicht besser. Trotzdem hatte sie sich ihren Optimismus bewahrt.
Bei der Arbeit trug sie stets bunte Kleider und band ihr langes blondes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen. Sie wusste, dass sie keine Schönheit im klassischen Sinn war, denn sie hatte zu viele Makel. Trotzdem mochte sie ihr Äußeres.
Gleich nach der Schulzeit hatte sie beschlossen, Sexualtherapeutin zu werden. Doch dieser Traum würde nun warten müssen, da sie heute die Nachricht erhalten hatte, dass sie die Eignungsprüfung nicht bestanden hatte.
Außerdem hatte sie einen Brief von ihrem Exfreund Roger bekommen. Gerade als sie geglaubt hatte, dass sie über ihn hinweggekommen war, hatte er sie mit dieser Nachricht vollkommen durcheinandergebracht.
Liebe Julie,
die letzten sechs Monate ohne dich waren eine Qual für mich. Ich denke in einem fort an dich, und nachts träume ich von dir. Du sollst wissen, dass ich den Geschmack deiner Lippen, den süßen Duft deines Haars und dein unverwechselbares Lächeln vermisse. Ich würde so gern wieder mit dir zusammen sein. Glaub mir, dass ich in Gedanken immer bei dir bin.
In Liebe,
dein Roger
Dieser Schwachkopf glaubte doch tatsächlich, dass sie wieder zu ihm zurückkehren würde.
Sie holte tief Luft. Roger erwähnte in seinem Brief nicht mal, warum sie miteinander Schluss gemacht hatten. Julie hatte nämlich herausgefunden, dass er ihr ein wichtiges Detail aus seinem Leben vorenthalten hatte.
Roger war verheiratet und hatte eine Tochter, die acht Jahre jünger war als Julie.
Das hat man davon, wenn man sich mit älteren Männern trifft.
Sie hatte seine Lügen immer noch nicht verkraftet. Wie hatte sie bloß so dumm sein und sich auf diese Beziehung einlassen können? Roger war erst ihr zweiter Freund gewesen. Ihre erste Beziehung hatte sie mit ihrem Biologieprofessor gehabt. Der hatte sie nach Ende des Semesters verlassen, um sich eine neue Studentin zu suchen.
Jetzt war sie schon zum zweiten Mal von einem älteren Mann enttäuscht worden. Ihre mangelnde sexuelle Erfahrung war der Hauptgrund, warum sie darum gebeten hatte, in die Abteilung für Sexualstörungen versetzt zu werden. Vielleicht konnte sie als Sextherapeutin mehr über den Unterschied zwischen Sex und Liebe lernen und würde in Zukunft weniger enttäuscht werden.
Julie dachte über Rogers Brief nach. Er hatte sie tief verletzt. Und sie schämte sich so sehr dafür, dass sie es außer ihren zwei besten Freundinnen Elle und Vanessa niemandem erzählt hatte.
Sie seufzte. Bis vor Kurzem hatte sie noch an die Liebe geglaubt und sich für ein unschuldiges Mädchen gehalten. Doch jetzt fühlte sie sich ausgenutzt und irgendwie beschmutzt.
Kopfschüttelnd lehnte sie sich an den Empfangstresen der Station. „Welche Diagnose hat der neue Patient?“
Maxine war eine lebhafte alte Frau, die Confidential Rejuvenations so sehr mochte, dass sie trotz ihres hohen Alters immer noch in der Klinik arbeitete. Sie färbte ihr Haar feuerrot und hatte eine Schwäche für türkisfarbenen Schmuck.
„Priapismus“, gab Maxine zurück.
Julie seufzte erneut. Bei Priapismus handelte es sich um eine krankhaft anhaltende, schmerzhafte Erektion des männliches Geschlechtsorgans. Meistens war die Krankheit auf Medikamentenmissbrauch zurückzuführen. „Viagra?“
„Ein Kräutergemisch soll Schuld daran sein.“
„Wie alt ist der Patient?“
„Einunddreißig.“ Maxine blickte um sich, um sicherzugehen, dass niemand sie belauschte. „Es handelt sich um einen Hollywoodregisseur, der hier in Austin gerade einen Film dreht und unter falschem Namen aufgenommen wurde.“
Es war nicht ungewöhnlich, dass Stars vor der Presse geschützt wurden, indem sie Decknamen wie Smith, Miller oder Black benutzten.
„Dr. Carpenter möchte, dass du den Patienten untersuchst, bevor du ihn in seine Suite bringst“, fügte Maxine hinzu.
„Alles klar.“ Julie nahm ihren Laptop und ging den Korridor herunter, um nach einigen anderen Patienten zu sehen, bevor sie den Hollywoodstar begrüßte.
Sie hatte gerade ihre Runde beendet, als ein Mann in beigem Regenmantel aus dem Fahrstuhl stieg und auf sie zukam.
Julie blieb stehen und starrte ihn an.
Der Mann sah wie ein Schauspieler aus, und sofort schoss
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