Collection Baccara Band 0294
bequem. „Erst mal rede ich. Ihr könnt euch ja später unterhalten, wenn ich Postkarten schreibe, um mich für die vielen Genesungswünsche zu bedanken.“ Sie zeigte auf das Sofa. „Setzt euch.“
Ohne zu widersprechen, folgten sie der Aufforderung.
„Ihr habt doch bestimmt die Anweisungen des Arztes auf dem Entlassungsschein gelesen?“
Beide nickten.
„Dann wisst ihr ja, was ich für Medikamente einnehme. Die wirken angeblich Wunder.“
Ohne etwas zu sagen, nickten Cole und Emily erneut.
„Schön. Emily, wie laufen die Arbeiten im Zentrum? Ist die Ballettstange schon angebracht?“
„Gestern wurden die Spiegel aufgehängt. Um die Ballettstange kümmern sich die Handwerker heute Nachmittag. So gegen drei Uhr. Das haben sie mir gestern hoch und heilig versprochen.“
„Dann komme ich um vier ins Zentrum und kann dann gleich mit meinen Reha-Übungen anfangen.“
Cole schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, Grams. Du solltest …“
„Cole!“
„Ich bin ja schon still“, murmelte er und ließ den Kopf hängen.
„Ich weiß, dass ihr beiden es nur gut mit mir meint. Aber ich möchte nun mal nicht umhätschelt und bemitleidet werden. In meinem Alter muss man die Unabhängigkeit bewahren, solange es geht. Das funktioniert nicht, wenn man sich alle Arbeit abnehmen lässt. Und ich habe vor, mir meine Unabhängigkeit bis zum letzten Atemzug zu erhalten.“
Ihnen blieb nichts weiter übrig, als einstimmig mit „Jawohl“ zu antworten.
„Emily, täusche ich mich, oder ist die Eröffnung des Clearwater Kulturzentrums für Senioren in einer Woche?“
„In acht Tagen.“
„Da hast du doch sicherlich alle Hände voll zu tun. Oder etwa nicht?“ Es hörte sich ganz so an, als ob Ida sie hinauskomplimentieren wollte. „Ja, natürlich habe ich viel zu tun.“
„Na also. Dann solltest du dich darauf konzentrieren, anstatt hinter mir herzuschleichen, um mich aufzufangen, falls ich mal stolpern sollte.“
Wie hatte Ida das denn mitbekommen?
„Mein lieber Enkelsohn Cole. Wenn mich nicht alles täuscht, hast du eine eigene Firma. Wer kümmert sich denn darum, wenn du hier in Clearwater bist?“
Er zögerte einen Moment, bevor er antwortete: „In letzter Zeit war sowieso nicht so viel los.“
„Ach, wirklich nicht? Und wer hat dich heute Morgen angerufen, kurz bevor der Arzt zur letzten Visite gekommen ist?“
Oh, oh. Jetzt war Cole dran. Ida wusste natürlich, wer angerufen hatte. Es hörte sich so an, als ob Ida nun auch ihren Enkel verabschieden wollte, damit der sich wieder um seine Geschäfte kümmerte.
„Jason.“
„Und, was hatte dein Assistent dir zu sagen? Es schien doch wichtig zu sein.“
Cole seufzte leise und sah seine Großmutter an, ohne etwas zu erwidern.
„Ich glaube, langsam ist es an der Zeit, dass ihr beiden anfangt, wieder euer eigenes Leben zu leben.“
„Was ist, wenn ich das gar nicht will?“, entgegnete Cole.
Amüsiert zog Ida eine Augenbraue in die Höhe. „Also jetzt klingst du genauso trotzig wie damals, als du sieben Jahre alt warst. Ich glaube, es wird wirklich höchste Zeit, dass du wieder mal nach deiner Firma siehst.“
Dann lächelte Ida die beiden an. „Ich möchte mich natürlich auch bei euch bedanken. In den letzten vierundzwanzig Stunden wart ihr wirklich für mich da. Das werde ich euch nie vergessen. Aber jetzt bestehe ich darauf, dass ihr wieder anfangt, euch um eure eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Ende der Diskussion.“
Mit diesen Worten erhob sie sich. „Und jetzt entschuldigt mich bitte. Ich habe noch jede Menge Postkarten zu schreiben.“
„Du meine Güte“, sagte Emily sobald Ida außer Hörweite war. „So habe ich sie ja noch nie erlebt. Meinst du, der Schlaganfall hat vielleicht zu einer Persönlichkeitsveränderung geführt?“
„Ganz bestimmt nicht“, entgegnete Cole lachend, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. „Du scheinst meine Großmutter nicht gut zu kennen, das war noch gar nichts! Du hättest sie mal erleben sollen, als mich die Polizei mitten in der Nacht nach Hause gebracht hat, nachdem ich nackt im Central Park gebadet hatte. Eine diese albernen Mutproben, die man als Teenager so macht. Grams war so wütend, dass ich dachte, sie sagt den Polizisten, sie sollen mich wieder mitnehmen und einbuchten.“
Emily lächelte und sah ihn an, bemerkte jedoch, dass er mit den Gedanken bereits woanders war. Mit abwesendem Gesichtsausdruck starrte er auf die Decke. Das Lächeln erstarb auf
Weitere Kostenlose Bücher