Collection Baccara Band 0294
Schlaganfall.“
„Wahrscheinlich glücklicher als die Menschen um sie herum.“
Sie merkte, worauf er hinauswollte. „Nun ja. Es gab sicherlich Tage, an denen sie als Einzige ihren Spaß hatte. Aber das war die Ausnahme. Normalerweise verlief alles in geordneten Bahnen.“
Die beiden aßen schweigend, während Cole offensichtlich über ihre Worte nachdachte. Emily hatte ihr Sandwich aufgegessen und wollte gerade den Krautsalat in Angriff nehmen, als er sie fragte: „Wie ist deine Großmutter denn gestorben? Bitte entschuldige, dass ich so direkt frage.“
Er schien wirklich immer an das Schlimmste zu denken.
„Sie ist von einem Bus angefahren worden.“ Als sie seinen entsetzten Gesichtsausdruck sah, fügte sie hinzu: „Nun, eigentlich hat der Bus noch rechtzeitig angehalten, und sie hat dann mit ihrer Gehhilfe auf den linken Kotflügel des Busses eingehauen.“
Er unterdrückte ein Lachen und schüttelte den Kopf. „Und weiter?“
„Dabei hat Granny leider das Gleichgewicht verloren, ist auf die Bordsteinkante gefallen und hat sich die Hüfte gebrochen. Sie kam in ein Pflegeheim, und zuerst sah es so aus, als ob sie wieder gesund werden würde. Aber dann ging es auf einmal rapide bergab. Die geistigen Fähigkeiten ließen nach, und schließlich wollte auch ihr Körper nicht mehr. Der medizinische Fachausdruck dafür lautete: klinische Psychose.“
„Das erklärt eine ganze Menge.“
Das war ihr bewusst. Jetzt kannte er wenigstens den Grund, warum sie so energisch gegen Pflege- und Altersheime eintrat. „Weißt du, es gibt immer einen Grund dafür, dass die Menschen so sind, wie sie sind. Auch wenn es nicht gleich offensichtlich ist, gibt es doch für die meisten Verhaltensweisen eine nachvollziehbare Erklärung.“
Cole lehnte sich zurück und schien über ihre Worte nachzudenken. Sie sah, dass er tief in seinen Erinnerungen versunken war. Plötzlich hatte er Tränen in den Augen und räusperte sich.
„Es war meine Großmutter, die mir beigebracht hat, was im Leben wirklich zählt. Dass man ehrlich, aufrichtig und anständig sein soll und vor allem, dass man immer für die Menschen, die man liebt, da sein sollte.“ Er griff nach seinem Glas und blinzelte.
Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, fuhr er fort: „Als ich ein kleiner Junge war, habe ich die Ferien immer bei Grams verbracht. Sie hat niemals auch nur ein böses Wort über meine Eltern verloren. Niemals. Aber wenn ich jetzt zurückdenke, glaube ich, dass die beiden viel zu sehr mit sich selbst und ihrem eigenen Leben beschäftigt waren. Darin gab es offenbar nicht wirklich Platz für ein Kind. Bei meiner Großmutter war das anders.“
Er warf Emily einen kurzen Blick zu. Als er sah, dass sie lächelte, erzählte er weiter. „Immer zu Ostern, Weihnachten und Thanksgiving hat mich Grams in ein Obdachlosenheim mitgenommen. Dort haben wir bei der Essensausgabe geholfen. All diese ungewaschenen, schmutzigen Männer. Die meisten von denen waren auch ein bisschen verrückt … Glaube ich. Meine Großmutter aber hat sich immer zu ihnen gesetzt und mit ihnen geredet. Sie hatte keine Berührungsängste und hat sie oft umarmt. Die Obdachlosen haben dann aus ihren Einkaufstüten alte Fotos herausgekramt und sie ihr gezeigt. Bilder von ihren Müttern, ihren Kindern, ihren Kriegskameraden oder ihrem Hund aus Kindertagen.“
Er lachte leise. „Manchmal waren es auch Bilder aus Zeitschriften, von irgendwelchen Leuten, die sie wahrscheinlich gar nicht persönlich gekannt haben. Aber auch dann hat sich Grams immer Zeit genommen und sich die Geschichten geduldig angehört.“
Cole beugte sich nach vorn und stützte die Ellenbogen auf den Tisch. „Wusstest du, dass sie bis heute immer ein Bündel Eindollarnoten in der Tasche hat? Jeder bekommt etwas. Der Typ mit dem Saxofon in der U-Bahn, der zahnlose alte Mann, der immer neben dem Eingang des Supermarkts sitzt, einfach jeder. Wenn an irgendeiner Kasse eine Spendendose für krebskranke Kinder steht, steckt Großmutter gleich zwei Dollar rein. Ich möchte gar nicht erst wissen, wie viele Ronald-McDonald-Häuser allein mit ihren Spenden gebaut wurden. Wenn man all das bedenkt, machen die Bleistifte aus dem Indianerreservat wohl auch keinen großen Unterschied mehr.“
„Was denn für Bleistifte?“, fragte Emily.
„Ach, heute Morgen hat sie eine Box voller Bleistifte geschickt bekommen. Als Dankeschön für eine Spende an ein Indianerreservat.“
„Was ist denn daran verkehrt? Es ist doch
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