Collection Baccara Band 0297
Seine Augen hatten so euphorisch gefunkelt, als er ihr von seinem Traumboot erzählte. Von wegen ausgeträumt! Eine solche Begeisterung legte sich nicht so schnell. Sie hatte Ähnliches bei ihrem Vater erlebt, ein-oder zweimal über die Jahre hinweg, wenn es um einen wirklich wichtigen Deal ging.
„Bist du sicher?“, flüsterte sie.
Er nickte. „Außerdem gibt es jetzt Wichtigeres, um das wir uns kümmern müssen.“
„Was zum Beispiel?“
„Unser Transportmittel für das Wochenende. Und ich glaube, ich sehe es dort unten.“
Alexandras Augen folgten seinem Blick, und sie sah die kleinen Fischerboote. Zwei Männer saßen am Strand und besserten ihre Netze aus.
Sie runzelte besorgt die Stirn. „Wir wollen ein Fischerboot stehlen?“
Er lachte. „Natürlich nicht. Ich denke an ein Tauschgeschäft, wenn du bereit bist, dein Schultertuch zu opfern.“
Sie blickte auf das pastellfarbene Tuch, das jetzt als Beutel für ihren Proviant diente. „Es ist alt, und ich benutze es kaum. Sicher, warum nicht?“ Sie sagte ihm nicht, dass es sich um ein Tuch von Gucci aus einer schicken Boutique in Rom handelte.
Sie packten ihre Sachen zusammen und machten sich auf den Weg zu den Fischern. In weniger als fünf Minuten war der Tauschhandel perfekt. Das geblümte Tuch, über das sich die Frau des Bootsbesitzers sicherlich sehr freuen würde, gegen die Wochenendnutzung eines Bootes, das mit einer notdürftigen Kajüte ausgestattet war.
Auf dem Boot roch es wie in einer Thunfischdose. Doch als sie sich ein paar Hundert Meter von der Küste entfernt hatten, vergaß Alexandra den penetranten Geruch und genoss nur noch die wunderschöne Landschaft. Sie half Phillip, das Hauptsegel zu setzen, und sie glitten über das türkisfarbene Wasser unter dem azurblauen Himmel.
Es wehte eine leichte, aber gleichbleibende Brise, und nachdem sie auch noch das zweite Segel, die Fock, gesetzt hatten, gewannen sie an Fahrt. Mühelos glitt das kleine Boot durch die niedrigen Wellen. Noch nie hatte Alexandra sich so im Reinen mit der Welt und sich selbst gefühlt. Das Wasser schien zu singen: Du kannst keine falsche Entscheidung treffen … lass dich einfach mit mir treiben … folge deinem Herzen … fliege mit dem Wind.
„Wohin segeln wir?“, fragte sie nach einer Weile, obwohl es ihr eigentlich egal war. Solange sie zusammen mit Phillip auf dem Wasser war, war sie glücklich.
„Wir erkunden ein paar Buchten am westlichen Ende der Insel. Vor Dunkelwerden sollten wir irgendwo ankern. Morgen können wir, wenn du möchtest, an die Südküste von Italien segeln und sehen, was wir dort für unsere Mahlzeiten finden.“
„Das klingt großartig“, stimmte sie zu.
In Alexandras Augen war der Tag perfekt. Sie war häufig mit Freunden auf den luxuriösen Motor-oder Segeljachten ihrer Eltern auf dem Lake Michigan herumgekreuzt, doch es war immer eine Crew an Bord gewesen, die die Arbeit erledigte und auch Getränke und Snacks serviert hatte. Selbst zu segeln machte viel mehr Spaß.
Als die Sonne langsam unterging, steuerte Phillip eine kleine Bucht an, die sie früher am Tag entdeckt hatte. Die Küste war felsig, aus rost-und cremefarbenem Stein, wie einem Manet-Gemälde entnommen. Der Sandstrand hatte die Form des Sichelmondes. Kein Mensch war zu sehen. Noch nie hatte sie ein so unberührtes und entlegenes Fleckchen Erde gesehen.
„So langsam wünsche ich mir, wir würden nicht schon morgen wieder aufbrechen“, sagte Alexandra, als sie das restliche Brot und den Käse zum Abendessen genossen.
„Wir können hierbleiben, wenn du möchtest.“ Phillip rutschte näher an sie heran. Er legte den Arm um sie, und Alexandra entspannte sich. Küss mich, dachte sie. Bitte, bitte, küss mich.
Sie sehnte sich so sehr danach, von Phillip berührt zu werden. Der Mann, der sie zuletzt geküsst hatte, hatte sie betrogen. Verzweifelt wünschte sie, alle Erinnerungen an die gescheiterte Beziehung zu vertreiben und den Schmerz, den Robert ihr zugefügt hatte, zu vergessen.
Und das wäre am einfachsten, wenn sie einen Liebhaber fand, der Roberts Platz einnahm. Ein Mann, der die Erinnerung an ihren Verlobten in den Hintergrund drängte, sodass Robert Marsh nur noch ein blasser, fast vergessener Schatten in ihrem Leben war.
Phillip schwieg eine lange Zeit. Er bewegte sich nicht, schien nicht einmal zu atmen. Alexandra würde alles dafür geben, wenn sie jetzt seine Gedanken lesen könnte. Sie war neugierig auf die Nacht, die vor ihnen lag. War ihm
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