Collection Baccara Band 0305
mit Daniel waren sie übereingekommen, dass die amerikanische Regierung noch nicht hinzugezogen werden sollte. Je weniger Menschen von der Existenz des Virus wussten, desto besser. Wenn sie Grund hatten anzunehmen, dass unmittelbar Gefahr bestand, die Daten könnten den Kellys in die Hände fallen, dann sah die Sache natürlich anders aus. Momentan aber kannten nur Rafe, Grant, Luke, Daniel und Charlotte die Wahrheit.
Daniel hatte die Sicherheit im Institut selbst erhöht, Luke seine Ermittlungen intensiviert, und Rafe das Programm aus dem Computersystem der Connelly Corporation entfernt. Er hatte es auf eine CD gebrannt, aber Charlotte wusste nicht, was er mit der CD gemacht hatte. Sie wollte es auch gar nicht wissen.
Charlotte hatte sich noch nie so überflüssig gefühlt. Sie konnte nichts tun, um Rafe zu helfen. Er arbeitete Tag und Nacht, schlief wenig, wenn überhaupt, doch es gab nichts, was sie tun konnte. Also räumte sie auf, putzte und kochte und quälte sich. Rafes Loft war wahrscheinlich noch nie so ordentlich gewesen.
Nicht, dass er es bemerkte. Er war so vertieft in seine Arbeit, dass er nichts und niemand um sich herum wahrnahm, bis er spätnachts endlich ins Bett kam. Dann liebte er sie mit einer stillen Wildheit, die sie jedes Mal wieder überwältigte.
Die restliche Zeit sprach er kaum mit ihr.
Das ist in Ordnung, sagte sie sich, als sie ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zurückband. Sie erwartete in einer Zeit wie dieser, in der so viel von ihm abhing, nicht, dass er sie mit Aufmerksamkeit überschüttete. Wenn er schweigsam und mürrisch war, dann hatte das einen Grund. Sie sollte es nicht persönlich nehmen. Seine gereizte Stimmung hatte nichts mit ihr zu tun, nichts mit den Worten, die sie ihn nicht hatte aussprechen lassen.
Charlie griff wahllos nach einem Lippenstift. Nachdem sie etwas Farbe auf ihre Lippen aufgetragen hatte, eilte sie die Treppe hinunter.
Dix wartete auf sie. Er trug wie üblich seine Lieblingskappe, eine schwarze Lederjacke, eine schwarze Hose und einen Rollkragenpullover. Überrascht zog er seine gepiercte Augenbraue hoch. „Ich habe noch keine Frau erlebt, die so schnell fertig ist.“
„Ich bin voller Tatendrang“, sagte sie leichthin. „Ich habe die Wohnung seit Tagen nicht verlassen.“ Vier, um genau zu sein. Gedankenverloren strich sie über ihr rostrotes Sweatshirt. Rafe hatte es ihr gekauft.
„Hast du Rafe eine Nachricht hinterlassen?“
Sie nickte. „Ich habe es ihm gesagt, und ich habe vorsichtshalber auch noch einen Zettel hingelegt, falls er mir nicht zugehört hat.“
„Okay, lass uns gehen. Aber ich warne dich“, sagte er grimmig. „Zwei Geschäfte. Mehr nicht.“
Sie waren mittlerweile im dritten Kaufhaus. „Was stört dich denn an dem Pullover?“, fragte Dix ungeduldig.
„Ein Pullover ist einfach nicht das Richtige.“ Sie legte den Pullover zurück ins Regal. „Nicht persönlich genug.“
„Wenn du etwas Persönliches schenken willst, kauf Unterwäsche“, murmelte Dix.
Sie biss sich auf die Lippe und sah sich um. Sie wusste nicht einmal, was sie sich ansehen wollte. Vielleicht etwas für die Küche? Er kochte gern. Oder etwas Technisches?
„Wir gehen in die nächste Etage. Vielleicht finden wir dort ein technisches Wunderding, das er noch nicht besitzt.“
Dix hielt mit ihr Schritt, schüttelte aber den Kopf. „Du hast gesagt, dass du nicht viel ausgeben kannst. Und Technikspielzeug ist teuer.“
Sie blieb stehen und blickte ihn finster an. „Was schlägst du dann vor? Du kennst Rafe doch schon lange. Hast du nicht irgendeine Idee?“
„Kauf ihm eine CD. Er liebt Musik.“
„Toller Vorschlag.“ Sie ging weiter. „Was für ein wundervolles Geburtstagsgeschenk für einen Mann wie Rafe. Eine CD. Vielleicht sollen wir in den Discounter gehen und uns nach Sonderangeboten umsehen?“
Dix verzog das Gesicht. „Du meinst also, der Preis bestimmt den Wert eines Geschenks?“
„Nein. Nein, das meine ich nicht, aber wenn mir schon nichts Besonderes einfällt, etwas Persönliches, dann kann ich ihm wenigstens etwas schenken, was mehr als 19,95 Dollar kostet.“ Zu ihrem Entsetzen traten ihr Tränen in die Augen. „Ich weiß nicht, was ich ihm schenken soll. Warum nicht?“
Dix sah sie besorgt an, nahm ihren Arm und zog sie zur Rolltreppe. „Wir machen eine Pause. Wir gehen jetzt in diesen stinkvornehmen Teeladen in der zweiten Etage, setzen uns an einen dieser winzigen Tische und trinken Wasser, das wie gekochte Steine
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