Collection Baccara Band 0313
einsehen, dass sie sich irrte. Trotzdem zeigte ihm ihre Reaktion, dass es ein großer Fehler gewesen war, seinem Verlangen nachzugeben. Leise fluchend stand er auf und begann, sich anzuziehen.
April tat es ihm gleich und stellte sich mit dem Rücken zu ihm an die Reling, den Blick aufs dunkle Meer gerichtet. „Ich weiß, dass du mich nicht benutzt hast“, bekannte sie leise.
Doch ihre Worte konnten seine Wut nicht besänftigen, denn diese richtete sich in erster Linie gegen ihn selbst. In dieser Nacht hatten sie eine Grenze überschritten, und das hätte er niemals zulassen dürfen. „Vielleicht sind wir beide zu weit gegangen.“
„Ja, vielleicht sind wir das.“ Sie drehte sich um und sah ihn an. „Ich möchte jetzt gern zurück zum Hotel.“
Beim Anblick ihrer traurigen Miene verrauchte seine Wut. Er nickte stumm und traf Vorbereitungen zur Abfahrt, während April die Reste des Picknicks zusammenpackte und die Decke zusammenfaltete. Er lichtete den Anker und startete den Motor, zurückzusegeln hatte er keine Lust mehr.
Seth saß April und ihrer Mutter gegenüber im Hotelrestaurant und fragte sich, warum er sich dieser Tortur aussetzte. Eine Woche war seit der Nacht auf der Jacht vergangen, und hier saß er nun und machte Small Talk, während er sich in Wirklichkeit danach sehnte, Aprils süßen Körper in den Armen zu halten und sie zu lieben. Doch das würde er sich nie wieder gestatten. Die Nacht unter den Sternen war der Beweis dafür, dass manche Grenzen einfach nicht überschritten werden durften. Von nun an würde er sich auf ein einziges Ziel konzentrieren: sein Hotel zurückzubekommen. Das war alles.
Während der vergangenen Woche hatte er sich tagelang in seine Suite zurückgezogen, um zu arbeiten. April und ihrer Mutter hatte er nur zu den Mahlzeiten Gesellschaft geleistet. Er hielt an seinem Vorhaben fest, ein Auge auf April zu haben, um die leidige Hotelangelegenheit endlich hinter sich bringen zu können. Manchmal allerdings, in den langen Stunden der Nacht, fragte er sich, ob er sich nicht selbst belog. Ging es ihm nicht doch einfach nur um April? War er wegen ihr immer noch hier?
Lächerlich. Ein solches Aufsehen wegen einer Frau – nein, ein derartiges Verhalten hätte eher zu Jesse gepasst, nicht zu ihm. Ein solcher Dummkopf war er nicht.
Heute Abend sah April in ihrem zimtfarbenen Kleid besonders hinreißend aus. Er begehrte sie, das war unbestreitbar, aber er würde sich nicht zum Trottel machen.
„Sag mal, April, hast du dir eigentlich schon die CDs angehört?“, erkundigte er sich. Er hatte alle Livemitschnitte ihrer Konzerte bestellt und sie in die Suite liefern lassen.
Ihre Augen leuchteten auf. „Das war eine großartige Idee von dir, danke. Wenn ich die Musik höre, ist sofort die Erinnerung an den Text und an die Melodien da, und ich kann die meisten Stücke auf dem Flügel spielen.“
Und Seth genoss es, sie von der anderen Seite der Verbindungstür spielen zu hören.
Ihre Mutter nippte an einem Martini. „Es stimmt, sie spielt die Melodien den ganzen Tag.“
Seth bedachte sie mit einem kritischen Blick. „Sie halten das doch sicher auch für eine positive Entwicklung? Alles, woran April sich erinnert, bringt sie ihrer vollständigen Genesung ein Stück näher.“
Was ihre Amnesie betraf, hatte er sich inzwischen mit führenden Spezialisten auf dem Gebiet in Verbindung gesetzt. Offensichtlich war es nicht möglich vorauszusagen, wie lange es dauern würde, bis ihr Erinnerungsvermögen zurückkehrte, falls es überhaupt passierte. Allerdings war es ein gutes Zeichen, dass sie überhaupt einige Erinnerungsfetzen zu fassen bekam.
„Natürlich ist es eine positive Entwicklung“, bekräftigte ihre Mutter mit einem süßlichen Lächeln. „Doch das könnte sie genauso gut zu Hause tun, wo sie verschiedene Flügel zur Auswahl hat. Tatsächlich wäre es dort sogar sehr viel praktischer.“
Praktischer für dich, dachte Seth ironisch. Über die Mutter hatte er inzwischen auch einige Erkundigungen eingezogen. Als Aprils Managerin strich sie satte fünfzehn Prozent aller Einnahmen ein. In der Musikbranche war es nicht unüblich, von einem Familienmitglied gemanagt zu werden. Dennoch stellte sich die Frage, welchen Einfluss das auf die gegenwärtige Situation hatte – ganz besonders, da Mrs Fairchild so sehr darauf beharrte, April nach Hause und somit unter ihre alleinige Kontrolle zu bringen. Jetzt wunderte es ihn nicht mehr, dass sie versucht hatte, April zur
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