Collection Baccara Band 0313
abzieht.“
„Okay, damit kann ich leben.“ Ryder nickte bedächtig. „Aber ich warne dich, Bruder, sobald die Sache mit Hartley ausgestanden ist, werde ich Chef von Bramson Holdings“, bekräftigte er mit einem siegessicheren Grinsen.
Seth lachte. „Na, dann viel Glück.“ Seine Miene wurde hart. „Dieser Kampf wird zwischen uns beiden ausgetragen, zwischen dir und mir. Ich dulde keinen dritten Mitspieler, der sich einbildet, Anspruch auf etwas erheben zu können, wofür wir von Jugend an hart gearbeitet haben. Der soll sich warm anziehen.“
April erschauderte. Dieser Mann war so ganz anders als der, den sie während ihrer gemeinsamen Zeit im Lighthouse Hotel kennengelernt hatte. Wie schaffte Seth es, sein Herz so rücksichtslos gegen jemanden zu verhärten, der sein leiblicher Bruder – oder Halbbruder – sein konnte?
„Einverstanden“, sagte Ryder.
Seth nahm einen Notizblock vom anderen Ende des Tischs und zückte seinen silbernen Füllhalter. „Dann reden wir jetzt Tacheles.“
Das war das Stichwort für die beiden Frauen, zu einem ausgedehnten Spaziergang aufzubrechen. April stellte erfreut fest, wie gut sie sich mit Macy verstand, wie wohl sie sich in ihrer Gesellschaft fühlte. So bedauerte sie fast, dass sie die junge Frau vermutlich nie wiedersehen würde. Denn während des Treffens war ein Entschluss in April herangereift: Sie würde abreisen, schon morgen.
Sinnlos, sich länger etwas vorzumachen. In Wirklichkeit war sie doch nur noch hier, weil sie insgeheim hoffte, zwischen Seth und ihr könne sich etwas Festes entwickeln. Aber nachdem sie ihn heute in Aktion erlebt hatte, war ihr klar geworden, dass ihm das Geschäft über alles ging, und sie musste einsehen, dass sie vergeblich hoffte. Seth und sie passten nicht zusammen, an seiner Seite würde sie nie glücklich werden.
Nachdem Ryder und Macy Abschied genommen hatten, bat sie ihn um ein letztes Treffen – auch wenn Seth noch nicht wusste, dass es das letzte sein würde. Im Leuchtturm hatte alles angefangen, und hier würde es auch enden.
Schweren Herzens stieg April die gewundene Treppe des Leuchtturms hinauf, körperlich inzwischen wieder belastbar, seelisch jedoch noch weit davon entfernt. Ihr Erinnerungsvermögen war bis jetzt nicht zurückgekehrt, und der Abschied von Seth und dem Lighthouse Hotel würde eine tiefe Leere in ihr hinterlassen. Würde sie sich je wieder erholen? Manchmal konnte sie sich das schon gar nicht mehr vorstellen.
Als sie die verglaste Plattform erreichte, raubte ihr der Ausblick noch einmal auf’s Neue den Atem – das Meer, das sich bis zum Horizont erstreckte, endlos, zeitlos. Es war schon da gewesen, bevor sie geboren wurde, und würde noch existieren, wenn sie schon lange nicht mehr war. Dagegen nahm sich die kurze Zeitspanne, die ihre Amnesie umfasste, völlig unwichtig aus.
Als sie Seths Schritte auf der steinernen Treppe hörte, schlug ihr Herz schneller. Er kam um die Ecke und war in wenigen Schritten bei ihr, männlich, stark, ihr Fels in der Brandung. Wie sollte sie es schaffen, sich von ihm zu trennen?
Prüfend sah er sie an. „Du hast mir etwas zu sagen?“
„Eigentlich …“, sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Lippen, „… möchte ich dich zuerst etwas fragen.“
„Frag.“ Seine Stimme klang tief und ernst.
Tapfer begegnete sie seinem Blick. „Weißt du, vorhin beim Treffen mit deinem Bruder, wurde mir wohl erst richtig bewusst, wie viel das Familienunternehmen euch beiden bedeutet. Ihr würdet alles tun, um es zu schützen, auch vor dem Zugriff dieses JT Hartley, der immerhin euer Halbbruder sein könnte.“
„Ja, das stimmt.“
Ein Kälteschauer überlief sie, woraufhin Seth seine Jacke auszog und sie ihr fürsorglich um die Schultern legte. Sie genoss es, seine Körperwärme zu spüren, die der Jacke noch anhaftete, sog gierig den frischen Duft seines Aftershaves ein, um sich für immer daran zu erinnern.
„Danke.“ April zog die Jacke enger um sich, wappnete sich für das, was sie ihm zu sagen hatte. „Ich stelle ebenfalls eine Bedrohung für dich da, die du ausschalten musst.“
Er verzog schmerzlich das Gesicht und wich ihrem Blick aus. „Ich leugne nicht, dass ich so gut wie alles tun würde, um das Hotel zu behalten.“
„Das dachte ich mir.“ Ihre Stimme war nur noch ein heiseres Flüstern.
„Trotzdem gibt es da etwas zwischen uns, das weißt du genau.“ Jetzt sah er sie an, eindringlich und leidenschaftlich. „Tu nicht so, als ob es
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