Collection Baccara Band 0314
Frau, stellte er jetzt fest, hat ihren eigenen Willen. Und Temperament. Gut, dachte er, das macht es interessant, mit ihr zu arbeiten.
Er stand hinter seinem Schreibtisch auf. „Tut mir leid, wenn ich Ihnen zu nahe getreten bin, Miss O’Brien … Katie. Bitte bleiben Sie.“
Langsam ging sie wieder auf den Schreibtisch zu und beobachtete Ian argwöhnisch. „Es ist nicht so, dass ich nicht noch andere Möglichkeiten hätte“, sagte sie. „Ich kann alles sein, was ich sein will.“
Er musterte sie, erstaunt über ihre Wortwahl. Alles sein , was sie wollte? Nicht tun? Er entschied, besser nicht zu fragen. Es wäre unklug, sich auf eine weitere Diskussion einzulassen.
„Ich erwarte nur, dass Sie mir helfen, meine Arbeitstage zu organisieren, bis wir eine feste Kraft für diesen Job gefunden haben.“ Er deutete auf den Stuhl, von dem sie gerade aufgesprungen war, und sie setzte sich wieder. „Das beinhaltet die Annahme der Anrufe, Korrespondenz, Terminführung. Außerdem begleiten Sie mich zu einigen Terminen, um Protokoll zu führen. Meinen Sie, das schaffen Sie?“
Sie nickte. Die Augen weit aufgerissen, die Lippen fest aufeinandergepresst, als koste es sie immense Konzentration, sich nicht zu bewegen, während er sprach. „Auf jeden Fall“, murmelte sie.
„Schön.“ Er atmete erleichtert aus und hatte das Gefühl, eine Schlacht geschlagen zu haben. Dabei war es noch nicht einmal neun Uhr morgens! „Sie können gleich morgen früh anfangen, wenn das okay für Sie ist.“
„Nicht heute?“ Sie schien enttäuscht zu sein.
„Heute muss ich mich um eine familiäre Angelegenheit kümmern. Es wäre nicht fair, Sie am ersten Tag auf sich allein gestellt zu lassen. Aber wenn Sie wollen, werfen Sie einen Blick in Glorias Schreibtischschublade. Sie hat dort detaillierte Anweisungen zu den Abläufen für ihre Nachfolgerin hinterlassen. Sie können sie gern mit nach Hause nehmen, um sie in Ruhe zu studieren. Morgen, Punkt acht Uhr, beginnen Sie dann mit der Ablage und nehmen Anrufe entgegen.“
„Super!“, flötete Katie. Sie schenkte ihm ein Lächeln. Aus einem unerfindlichen Grund beunruhigte ihn dieses Lächeln mehr, als dass es ihn beruhigte.
„Katie O’Brien“, murmelte sie und kuschelte sich mit einer Tasse Kaffee und den Unterlagen, die sie mit nach Hause genommen hatte, in eine Ecke des Sofas. Tschüss, Katherine Fortune – hallo, Katie O’Brien. Meine neue Identität. „Hauptsache, du denkst immer daran, wer du bist“, ermahnte sie sich und feierte diesen wichtigen Tag mit einem Kaffee aus einem angeschlagenen Kaffeebecher.
Es war kurz nach Mittag. Sie war gerade von ihren Besorgungen zurückgekommen und machte sich jetzt an das, was sie als ihre Hausaufgabe betrachtete. Bezahlte Hausaufgabe, dachte sie fröhlich. Danforth bezahlte sogar diesen Vorbereitungstag.
Es sah definitiv gut für sie aus.
Ihr Zuhause zu verlassen war eine sehr impulsive Entscheidung gewesen. Und auch beängstigend, wie sie sich eingestand. An jenem ersten Tag, als sie nach Tucson getrampt war, hatte sie nicht einmal gewusst, wohin sie eigentlich wollte. Es war ihr nur klar geworden, dass sie nicht in Arizona bleiben konnte. Ihre Familie würde sie sofort finden und zwingen, nach Hause zurückzukommen.
Und sie hatte nicht nur vor der Aufgabe gestanden, den geeigneten Aufenthaltsort für ihr neues Leben als unabhängige Frau zu finden, es hatten sie auch noch ganz andere Sorgen geplagt. Zum Beispiel, wovon sie eigentlich leben sollte. Sie konnte weder die Kreditkarten ihres Dads benutzen noch an ihr Konto gehen oder Schecks ausstellen. Alle Kontobewegungen konnten nachverfolgt werden. Sie musste also völlig neu beginnen.
Daher hatte sie auch ihr Greyhound-Ticket in bar bezahlt.
Als der Bus Arizona in östliche Richtung verließ, dachte sie an eine ihrer Kommilitoninnen, Kate O’Brien. Gerade letzten Monat hatte Kate ihr in einer E-Mail aus Savannah überglücklich von ihrem neuen Job berichtet, für den sie nach Europa würde ziehen müssen.
Kate war auf dem Campus berüchtigt gewesen für ihre verrückten Einfälle, doch Katherine hatte immer ihre Individualität und ihren Mut bewundert. Und einige ihrer Ideen waren wirklich unglaublich gut gewesen! Also hatte Katherine sie in London angerufen.
„Wenn du wirklich verschwinden willst“, schlug Kate aufgeregt vor, „dann werde doch ich .“
„ Du werden?“ Katherine hatte nur auf einen Hinweis gehofft, wo sie vorübergehend unterkommen könnte, bis
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