Collection Baccara Band 0314
entstanden, am Vorabend ihrer offiziellen Einführung in die Gesellschaft. Ihr von Natur aus dunkles Haar war kunstvoll frisiert. Die weiße Satinkorsage umschloss ihren Oberkörper, ließ aber die Schultern frei. Eine Perlenkette – die ihrer Großmutter – schmückte ihren Hals.
Wenn sie nicht schon beim Anblick des Fotos nach Luft geschnappt hätte, dann hätte sie es spätestens jetzt getan, als sie die Bildunterschrift las: Verschwundene Erbin an Busbahnhof gesichtet!
Oh nein, nein, nein …
Katie war wie betäubt. Sie hielt sich krampfhaft an ihrem Schreibtisch fest, und das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie den Artikel las.
Ein Mann wurde zitiert, der glaubte, am Greyhound-Bahnhof in der Innenstadt von Saint Louis eine junge Frau gesehen zu haben, auf die die Beschreibung passte – genau dort, wo sie auf ihrem Weg nach Georgia umgestiegen war. Uhrzeit und Datum passten zu ihrem zweistündigen Aufenthalt.
Katie drehte sich der Magen um. Ihr Herz schlug wild und unregelmäßig.
Ohne nachzudenken stopfte sie die Zeitung in die oberste Schublade ihres Schreibtischs, dann blätterte sie hastig die anderen durch. Nichts. Vielleicht war es jetzt vorbei. Vielleicht fanden andere Herausgeber interessantere Geschichten, und schon bald würden auch die Zeitungen im Südwesten sie vergessen haben.
Sie brachte Ian die Zeitungen. Er blickte zu ihr auf, doch sie drehte sich um und entfernte sich hastig. Hoffentlich bemerkte er nicht, dass eine Zeitung fehlte.
„Warten Sie.“
Katie biss sich auf die Unterlippe. Sie schob ihre Brille hoch und drehte sich langsam zu Ian um.
„Stimmt irgendetwas nicht, Katie?“
„Alles in Ordnung.“ Sie rang sich ein unsicheres Lächeln ab.
„Sie sind schrecklich blass.“
Sie zog eine Schulter hoch. „Nur müde.“ Sie zwang sich, ruhig zu ihrem Schreibtisch zurückzugehen und sich zu setzen, obwohl sie das Gebäude am liebsten fluchtartig verlassen hätte.
Nicht nur die Angst, entdeckt zu werden, machte ihr zu schaffen. Sie musste an ihre Eltern und an den Rest der Familie denken. Bis zu diesem Moment hatte sie sich nicht klargemacht, wie besorgt sie sein mussten.
In dem Artikel stand auch ein sehr emotionaler Aufruf ihres Vaters: Wenn irgendjemand da draußen unsere Tochter in seiner Gewalt hat, so soll er wissen, dass wir auf jede Forderung eingehen, damit er sie freilässt.
Glaubte ihre Familie, sie sei entführt worden? Hatten sie die Notiz nicht gefunden, die sie in ihrem Zimmer hinterlegt hatte?
Weiter unten in dem Artikel appellierte der Anwalt ihres Vaters: Katherine, wenn Sie uns kontaktieren können, dann tun Sie es bitte. Ihre Eltern wünschen sich nur, dass Sie wohlbehalten wieder zu Hause ankommen.
Wohlbehalten, zu Hause. Ging es nicht genau darum?
Sie wollte nicht umsorgt und beschützt werden wie ein kleines Kind. Sie wollte ihr eigenes Leben führen! Und wenn sie Fehler machte, dann war es auch okay – es waren schließlich ihre eigenen Fehler.
So sehr Katie sich auch danach sehnte, ihre Familie zu beruhigen, sie konnte das Risiko nicht eingehen. Noch nicht. Sobald sie sich und ihnen bewiesen hatte, dass sie auf eigenen Füßen stehen konnte, würde sie sich bei ihnen melden.
Ian warf an diesem Morgen kaum einen Blick in die Zeitungen. Er blätterte sie nur schnell durch, um sicherzugehen, dass nichts Negatives über Abraham oder die Familie gedruckt worden war. Dann legte er sie zur Seite und starrte aus dem Fenster auf sein geliebtes Savannah.
Der Blick begeisterte ihn normalerweise. Er spürte dann sein Herz in dem ruhigen Rhythmus der Stadt schlagen. Er hatte eine bittere Enttäuschung und einen schweren Verlust hinter sich, so wie die Stadt einen blutigen Bürgerkrieg überstanden hatte, wobei sie jedoch den Verlust vieler Söhne beklagen musste. Es hatte an ein Wunder gegrenzt, dass sie nicht wie andere Städte in den Südstaaten bis auf die Grundmauern abgebrannt war. Genau so ein Wunder war es, dass er nach dem Verlust seines Sohnes irgendwie weitergemacht hatte.
Die Arbeit im Familienunternehmen hatte ihm geholfen, Tag für Tag. Dann war sein Vater zurückgetreten, hatte Ian die Geschäftsführung übergeben, und Ian hatte beschlossen, sein Leben dem Erfolg der Firma zu widmen und daran zu arbeiten, dass Danforth & Danforth zum mächtigsten Importunternehmen der USA heranwuchs.
Doch nun war Katie O’Brien in sein Leben getreten und hatte ihm klargemacht, dass dies nicht genug war.
Auf höchst anmutige Art hatte sie in ihm
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