Collection Baccara Band 0314
Nick beugte sich vor und rollte mit dem Stuhl näher an seinen Schreibtisch heran. Auf der rechten Seite lag ein Stapel persönlicher Post, dem er sich gleich widmen würde.
Teresa blätterte ungerührt in ihren Papieren. „Der Kapitän sagt, die Wetteraussichten sind gut. Wir werden in Rekordzeit in Cabo sein, voraussichtlich um zehn Uhr morgen früh.“
„Das ist gut“, sagte Nick zerstreut und nahm den obersten Umschlag vom Poststapel. Rhythmisch klopfte er mit der Kante des Briefes auf den Tisch, als Teresa mit ihrem Bericht fortfuhr. Während er der Auflistung von Problemen, Beschwerden und erfreulicherweise auch Komplimenten lauschte, ließ er den Blick durch sein Büro schweifen. Es befand sich auf dem Splendor-Deck direkt unter der Brücke. Die Aussicht war überwältigend. Aus diesem Grund hatte er sich dieses Deck für sein Büro und auch für seine Privaträume ausgesucht. Er hatte große Panoramafenster einbauen lassen, denn er liebte den ungehinderten Blick auf den Ozean. Das gab ihm auch während der Arbeit ein Gefühl von Freiheit.
Das Büro war mit bequemen Stühlen, mehreren niedrigen Tischen und einer gut bestückten Bar ausgestattet. An den marineblau gestrichenen Wänden hingen einige farbenprächtige Gemälde. Das auf Hochglanz polierte Parkett reflektierte das einfallende Sonnenlicht.
Dies war die erste Fahrt, seit er die Falcon’s Pride erworben hatte. Das Schiff war also sozusagen auf der Jungfernfahrt. Er hatte es einem Konkurrenten abgekauft, der sich zur Ruhe setzen wollte. In den vergangenen sechs Monaten war es komplett überholt und umgebaut worden, damit es als Flaggschiff der Falcon-Linie alle Ehre machte.
Seine Angestellten hatten ihm von den ersten Reaktionen der Passagiere berichtet. Die meist noch jungen Gäste waren am gestrigen Tag in San Pedro, dem Hafen von Los Angeles, an Bord gegangen. Sie hatten sich sehr beeindruckt von der aufwendigen Ausstattung und dem luxuriösen Gesamteindruck des Schiffes gezeigt.
Sein erstes Schiff hatte Nick vor zehn Jahren gekauft. Er hatte nicht lange gebraucht, um die Falcon-Linie zu einer der führenden Partyadressen zu machen. Seine Passagiere waren in der Regel junge Menschen, die im Urlaub vor allem feiern wollten. Ihnen stand der Sinn nach Spaß, Spannung und Partys, die zwei Wochen lang dauerten. Sie wurden nicht enttäuscht, denn er sorgte dafür, dass seine Gäste bekamen, was sie wollten. Die Falcon’s Pride sollte die Königin seiner Partyflotte werden.
Dafür hatte er keine Kosten und Mühen gescheut. Er hatte nur die besten Köche engagiert, die angesagtesten Bands unter Vertrag genommen und für spektakuläre Bühnenauftritte gesorgt. Seine Angestellten waren fast ausnahmslos jung und attraktiv. Bei diesem Gedanken drifteten seine Erinnerungen unwillkürlich zu einer ganz bestimmten Angestellten. Eine junge Frau, die ihm unter die Haut gegangen war, bis er entdeckte, dass sie ihn belogen hatte. Seitdem hatte er sie weder gesehen noch gesprochen. Er war in Hinblick auf seine Affären seither sehr viel vorsichtiger geworden.
„Hören Sie mir überhaupt noch zu?“, fragte Teresa in seine Gedanken hinein.
Nick kehrte augenblicklich in die Gegenwart zurück. Allerdings konnte er ein Gefühl der Verwirrung nicht ganz abschütteln. Es machte ihm zu schaffen, dass Jenna Baker nach über einem Jahr immer noch in seinem Kopf herumspukte.
Er lächelte Teresa entschuldigend an. „Warum erledigen wir den Rest nicht nach dem Mittagessen?“
„In Ordnung“, erwiderte sie und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „Ich habe jetzt sowieso einen Termin auf dem Veranda-Deck. Die Karaoke-Anlage macht Probleme.“
„Gut. Sehen Sie zu, dass der Fehler behoben wird.“ Nick wandte seine Aufmerksamkeit dem Poststapel zu. Er unterdrückte ein Seufzen. Es verging keine Kreuzfahrt, auf der er nicht Dutzende von Einladungen erhielt. Natürlich kamen sie ausnahmslos von Frauen, die anfragten, ob er nicht mit ihnen zu Abend essen oder einen Drink in der Bar mit ihnen nehmen wollte.
„Natürlich.“ Teresa wandte sich zum Gehen und hielt dann inne. Sie reichte ihm einen hellblauen Umschlag. „Einer der Stewards hat ihn mir auf dem Weg hierher gegeben. Wahrscheinlich noch eine einsame Frau, die sich nach männlicher Gesellschaft sehnt. Wie es scheint, stehen Sie bei der gesamten Weiblichkeit nach wie vor hoch im Kurs.“
Ihm war klar, dass Teresa ihn nur necken wollte. Dennoch versetzten ihm ihre Worte einen Stich. Unbehaglich rückte er
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