Collection Baccara Band 0315
kommen?“
„Zehn ist gut. Bis dahin sollte das Gezeter vorbei sein.“ Sie nahm ihren Strauß. „Die Heiratsurkunde lasse ich bei dir.“
„Kein Problem.“
Sie legte eine Hand an den Türgriff. „Gute Nacht, Brett.“
„Hey.“
„Hmm?“
Er beugte sich lächelnd zu ihr.
Ein Kuss, dachte sie. Ja. Das wäre nett. Einladend hob sie das Gesicht.
Ihre Lippen trafen sich. Wie in der White Chapel, als sie ihre Heirat mit einem Kuss besiegelten, war auch dies ein leichter zärtlicher Kuss. Ein züchtiger Kuss …
Seine Lippen waren warm. Selbst nachdem er sich von ihr gelöst hatte, spürte sie noch ein Prickeln dort, wo sein Mund sie berührt hatte.
4. KAPITEL
Es klopfte.
Leise protestierend, weil sie aus dem Schlaf gerissen wurde, drehte Angie sich im Bett um und blickte schlaftrunken auf den Wecker. Zehn Minuten nach sieben. Helles Morgenlicht fiel durch einen Spalt in den Vorhängen.
„Angie! Angela Marie …“ Die Stimme ihrer Mutter. Begleitet von erneutem lautem Klopfen.
„Ich komme!“ Angie richtete sich auf und strich sich die zerzausten Haare aus dem Gesicht. Der schmale Goldring an ihrem Finger glitzerte in den Lichtstrahlen. Und sie erinnerte sich …
Die White Chapel. Marian und Pastor Bob. Brett, der ihre Hand hielt, als sie neben ihm am Altar stand …
„Angela!“ Das war Aunt Stella.
Zeit, mit ihrer Familie zu sprechen – falls das bei dem Geschrei überhaupt möglich war. „Ich komme …“ Angie warf die Decke zurück, schnappte sich ihren leichten Morgenmantel, schlüpfte in ihre roten Schlappen und stolperte zur Tür.
Ihre Mutter und ihre Tante drängelten sich auf der kleinen Steintreppe. Beide lächelten breit und strahlend. Zu breit vielleicht. Und zu strahlend …
Ihre Mutter hielt eine Schachtel vom Bäcker in der Hand. Ihre Tante eine Thermoskanne.
„Wir sind schnell bei der Bäckerei vorbeigegangen und haben diese Plunderstückchen geholt, die du so gern isst“, sagte Rose.
„Und Kaffee haben wir auch dabei“, fügte Aunt Stella hinzu und hielt die Kanne hoch.
Angie merkte, dass sie ihre linke Hand bewusst vor den beiden versteckte. Ein absolut sinnloses Unterfangen, da sie heute Morgen sowieso beichten musste.
Es würde ihr ohnehin nicht gelingen, den Ring auf Dauer zu verbergen. „Was soll das alles?“ Angie betrachtete die beiden argwöhnisch. Normalerweise kamen ihre Mom und ihre Tante nicht so früh am Morgen mit Kaffee und Plundergebäck. Und es gab keinen besonderen Grund … okay. Sie hatte gestern geheiratet, aber das wussten sie nicht.
Noch nicht.
Oder doch?
„Was das soll?“, wiederholte Mamma Rose. Sie und Stella tauschten einen bedeutungsvollen Blick. „Warum, Angela Marie, bist du so abweisend?“ Rose wirkte verletzt. „Wir bringen Plundergebäck. Und du fragst, was das soll?“
„Und wo sind deine Manieren geblieben?“, fragte Aunt Stella vorwurfsvoll, wenn auch freundlich.
„Entschuldigt …“ Angie trat zurück. „Kommt herein.“
Die beiden Frauen ließen sich nicht zweimal bitten. Sie rauschten an Angie vorbei und gingen in die kleine Küche. Angie schloss die Tür und folgte ihnen.
„Setz dich doch.“ Ihre Mutter stellte die Schachtel mit dem Gebäck auf den Tisch und deutete auf einen der vier Stühle. Angie setzte sich und schob ihre linke Hand unter ihren linken Oberschenkel. Sie wusste, dass es nutzlos und feige und dumm war, den Ring zu verstecken. Sie würden es sowieso bald herausfinden – spätestens um zehn, wenn Brett mit seinem Pick-up kam, um ihre Sachen einzuladen und in sein Haus zu transportieren.
Wahrscheinlich sogar noch früher – in den nächsten fünf Minuten oder so. Denn es würde schwierig werden, mit nur einer Hand Kaffee zu trinken und Kuchen zu essen. Ihre Mom hatte scharfe Augen und Aunt Stella ebenfalls. Sie würden merken, dass sie ihre linke Hand nicht gebrauchte.
Trotzdem ließ Angie ihre Hand dort, wo sie war. Unter ihrem Oberschenkel. Sie beobachtete, wie ihre Tante und ihre Mom geschäftig hin und her liefen. Rose war die größere der beiden Schwestern und hatte dank L’Oreal kein einziges graues Haar, während sich die schwarzen Haare von Aunt Stella, die eher klein und rundlich war, silbergrau färbten.
Seit über zehn Jahren lebte die unverheiratete Stella im Haus ihrer Schwester. Jetzt arbeiteten sie in der kleinen Küche, ohne sich gegenseitig im Weg zu stehen. Jede wusste instinktiv, was die andere tun würde. Nicht einmal stießen sie aneinander. Stella stellte die
Weitere Kostenlose Bücher