Collection Baccara Band 0315
auch sie verteidigte. Sie drehte sich um und ging den Steg hinunter. Aus ihren Schuhen quoll bei jedem Schritt Wasser.
„Ich schätze, ich sollte mich bei dir bedanken“, rief sie Flynn über die Schulter zu, „aber das Wasser war ja nicht tief, ich war also nicht in Gefahr.“
„Außer, dass du das vorher nicht gewusst hast“, sagte er. Sein Lächeln wirkte angespannt.
Verflixt, schimpfte sie im Stillen und machte sich auf den Heimweg. Nicht nur, dass ihr Plan miserabel war, jetzt hatte Flynn auch noch das letzte Wort gehabt und sie musste seine Jacke waschen und sich etwas Neues einfallen lassen, um ihn aus der Reserve zu locken. Joggen wäre die einfachste Lösung gewesen. Nun musste sie sich fragen: Was kann BJ besser als Flynn MacIntire? Irgendetwas musste es geben.
Die Sonne senkte sich langsam auf die Beartooth Mountains, als Flynn am nächsten Tag in seinen Wagen stieg. Er hatte sich einen Kombi mit Automatik gekauft. Die Trucks der Baufirma MacIntire & Sons hatten alle eine Gangschaltung – die konnte er nicht bedienen, solange sein linkes Bein verletzt war.
Er warf noch einen Blick auf das Hotel, das am Berghang errichtet wurde. Seine Brüder Kean und Scully und einige Arbeiter waren dabei, Holzbalken aufs Dach zu hieven. Er war ebenfalls den ganzen Tag auf der Baustelle gewesen, hatte hier und da mit angefasst, einfach versucht, ein wenig zu helfen – doch ebenfalls auf das Dach zu klettern war ihm nicht möglich.
Verdammt noch mal! Er konnte so vieles nicht mehr.
Vorsichtig massierte er sein Bein. Eine Schussverletzung im Oberschenkel, ins Knie waren Granatsplitter eingedrungen. Die Ärzte meinten, mit der Zeit und einem leichten Training könnte alles verheilen – oder auch nicht. Ihrem skeptischen Ton nach zu urteilen, standen die Chancen eher schlecht, doch er hatte wenigstens diese kleine Chance – im Gegensatz zu den zwei Soldaten, seinen Soldaten, die bei dem Angriff ums Leben gekommen waren.
Die Erinnerung daran war die reinste Hölle. Eines Tages hatte er nicht mehr anders gekonnt, als das Militärkrankenhaus fluchtartig zu verlassen. Immer diese Bilder vor Augen … Er war mit seinen Jungs in einen Hinterhalt geraten. In eine tödliche Falle.
In Whistlers Bend ertrug er es einigermaßen – wenn er sich an einer Bierflasche festhielt, einer Zigarette oder der Angelrute. Die Leute im Ort waren verständnisvoll genug, um ihn in Ruhe zu lassen.
Außer BJ Fairmont. Er dachte daran, wie sie vor ihm auf und ab gejoggt war, oder was immer das gewesen sein sollte, und an ihren Sturz ausgerechnet in den See, an dem er angelte. Das konnte kein Zufall gewesen sein. Erst trafen sie sich jahrelang nicht und nun gleich zwei Mal an einem Tag.
Er rief sich den Monat mit ihr wieder ins Gedächtnis. Es hatte ordentlich zwischen ihnen geknistert, kein Zweifel. BJ war anfangs keine gute Küsserin gewesen. Kein Wunder, er war ihre erster Freund gewesen, aber irgendwann hatte sie den Bogen herausgehabt. Er lächelte. Sie hatte ihn sogar ziemlich gut herausgehabt.
BJ war noch ebenso attraktiv wie damals. Und auch so resolut! Ob sie noch immer Marshmallows liebte, gern rosa Pullover trug, sich durchs Haar strich, wenn sie grübelte? Eine warmherzige Frau mit natürlicher Ausstrahlung war sie jedenfalls geblieben. Sie schminkte sich immer noch kaum, man sah die Sommersprossen auf ihrer süßen Nase, nur rosa Lipgloss betonte ihre Lippen.
Ihre sinnlichen Lippen, die er so gern geküsst hatte.
Flynn ließ den Motor an, dann fuhr er hinunter ins Tal. Er durfte nicht träumen, sondern musste sich auf die Zukunft konzentrieren. Er sollte ein Haus kaufen, und zwar möglichst bald. In sechs Wochen war er Colonel a. D. und wollte nicht jedes Mal, wenn er ins Haus gehumpelt kam, mit dem Mitleid seiner Großmutter und seiner Eltern konfrontiert werden. Im Urlaub hatte er immer bei ihnen gewohnt, und es war schön gewesen. Doch jetzt wünschte er sich eigene vier Wände, in die er sich zurückziehen konnte.
Er fuhr am See entlang, in dem sich die Kiefern auf dem Berghang spiegelten, dann bog er auf die Hauptstraße ein. Er grüßte Jack Dawson, der ihm in seinem Streifenwagen entgegenkam. Whistlers Bend konnte sich glücklich schätzen, einen so erfahrenen Mann als Sheriff zu haben. Der Mann hatte viele Jahre als Detective in Chicago gearbeitet.
Am Ortseingang sah Flynn rechts den Baumarkt liegen und auf der linken Seite Andersons Autowerkstatt, wo gerade ein Motorradfahrer vom Hof rollte. Fahrer? Das
Weitere Kostenlose Bücher