Collection Baccara Band 0315

ja nicht mal über einen Pier joggen, ohne ins Wasser zu fallen.“
    „Keine Angst. Ich werde auf dem Dach nicht joggen.“
    „Weil du unten bleibst!“
    Sein befehlender Blick sollte ihr wohl deutlich machen, wer hier das Sagen hatte.
    „Du bist ungelenk und tollpatschig – das waren deine eigenen Worte. Darum wirst du keinen Fuß auf eine Leiter setzen!“
    Flynn trug Jeans und ein offenes Hemd – trotzdem war er nun ganz der Offizier. Er stand aufrecht da und sah sie mit strenger Miene an.
    „Ist das die militärische Pose, die du einnimmst, wenn du deine Soldaten herumkommandierst? Nun, dann habe ich eine Neuigkeit für Sie, Colonel MacIntire. Wir sind hier nicht bei der Army, und ich bin kein Soldat. Ich bin Ärztin, dies ist mein Revier, es sind meine Leute und hier gilt, was ich sage. Also gewöhn dich daran.“
    BJ eilte zu ihrem Wagen. Sie nahm die Arzttasche aus dem Kofferraum, dann ging sie aufs Haus zu, während Flynn an ihren Fersen klebte. „Wir können uns morgen wieder streiten“, meinte sie lässig. „Den ganzen Tag lang, wenn du möchtest, aber jetzt rufst du gefälligst den Hubschrauber und die Feuerwehr.“
    Ich bin ein Versager, dachte Flynn wütend. Mein Bruder braucht Hilfe, und ich muss tatenlos zusehen, wie er verletzt auf dem Dach ausharrt.
    Die unsportliche BJ würde gleich die lange Leiter hinaufklettern, und er war dazu verdammt, am Stock zu humpeln. Wie er diesen Zustand hasste!
    Er rief das Krankenhaus an, dann die Feuerwehr und beobachtete nervös, wie BJ die Leiter zum Dach erklomm. An ihrem Gürtel baumelte die alte schwarze Arzttasche ihres Vaters.
    „Ich hätte mit ihr gehen sollen“, meinte Kean.
    „Nicht mit deiner blutenden Hand. Die Wunde würde nur weiter aufreißen. Nein, ich bin derjenige, der BJ begleiten müsste.“
    „Irgendjemand sollte hinter ihr sein, um sie festhalten zu können – das ist klar. Sie hat doch Höhenangst. Ihr könnte schwindlig werden.“
    „Hat sie nicht eine spezielle Ausbildung bekommen?“
    „Sie hat schon oft an Rettungsaktionen teilgenommen. Dann ist sie mit den Feuerwehrleuten in die Felsen geklettert und in Höhlen abgestiegen. Ich war nie dabei und ich kann’s kaum glauben, aber die Männer sind immer voll des Lobes für BJ.“
    Jetzt rutschte sie mit einem Fuß ab und schlug mit dem Kopf gegen die Leiter, bevor ihre freie Hand die Sprosse umklammern konnte. Flynn brach der Schweiß aus, und Kean jammerte: „Ich mag kaum hinsehen. Gleich stürzt sie in die Tiefe, und alle in der Stadt werden uns hassen. Das schwöre ich dir. Die Leute werden uns teeren und federn, weil wir nicht auf ihre geliebte Ärztin aufgepasst haben.“
    „Sie schafft es!“, sagte Flynn, denn plötzlich war er davon überzeugt. „Keine Ahnung, wie, aber BJ Fairmont hat immer alles erreicht, was sie wollte. Sie ist die zielstrebigste und dickköpfigste Frau, die ich kenne.“
    Er sollte recht behalten. Nach weiteren Minuten des Bangens hatte BJ endlich die oberste Sprosse der Leiter erreicht. Nun krabbelte sie auf allen vieren über das Dach zu Scully.
    „Wow! Sie hat’s geschafft!“, jubelte Kean. „Ich bin begeistert.“
    Flynn atmete auf. Freuen konnte er sich erst, wenn BJ und Scully wieder auf sicherem Boden standen. Es war jedoch ein Glück, dass sein Bruder dort oben ärztlich betreut wurde. „Gleich kommen die Feuerwehrleute und der Hubschrauber … dann ist Scully bald außer Gefahr.“
    Dank BJ Fairmont. Sie war eine hervorragende Ärztin, mutig und engagiert, herzlich und hilfsbereit. Bei allen beliebt.
    Ja, BJ ist eine fantastische Frau, dachte Flynn. Nur eines verstand er nicht – warum nur endete bei ihnen beiden jede Unterhaltung im Streit?
    Am nächsten Morgen öffnete Flynn die weiße Gartenpforte, dann folgte er dem schmalen Kiesweg, der zum Eingang der Arztpraxis führte. Er war hier, um sich bei BJ zu bedanken. Sie war bei Scully geblieben und hatte ihn stabilisiert, bis die Rettungskräfte ihn vom Dach bargen. Kaum hatte sein Bruder im Hubschrauber gelegen, war sie zu einem weiteren Notfall gerufen worden.
    Im Garten plätscherte ein Springbrunnen; es duftete nach Blumen. Flynn hatte noch nie so viele Rosen gesehen. Das weiße Haus mit den grünen Fensterläden erinnerte ihn an die Jane-Austen-Filme, die seine Großmutter so liebte.
    Er beugte sich über einen Rosenstrauch, um die weißen Blüten zu betrachten, da hörte er eine Kinderstimme.
    „Wenn du wartest, bis Doc BJ zurückkommt, schneidet sie dir eine Rose ab und