Collection Baccara Band 0315
Zweige beiseiteschob.
Im Strahl der Taschenlampe sah sie den doppelten Stamm der Kiefer, dahinter den Eingang zu einer Höhle. Bären lebten in Höhlen, oder? Fledermäuse! Uuuh! Ihr grauste. Trotzdem wagte sie sich durchs Gebüsch und leuchtete in die Höhle hinein. „Drew!“
„Geh weg!“
„Gott sei Dank, dir ist nichts passiert . “ Vor Erleichterung wurde ihr schwindlig und sie musste sich am Felsen abstützen – bis ihr etwas über die Hand krabbelte.
„Komm ja nicht näher!“ Der kleine Junge stand in der Höhle – mit weit aufgerissenen Augen und tränenfeuchten Wangen. „Ich will dich nicht sehen. Ich will niemanden sehen. Lass mich allein!“
Am liebsten hätte BJ ihn sofort in die Arme genommen und ihn getröstet, doch zunächst musste sie wissen, was los war. „Warum bist du weggelaufen?“
„Ich will nach Billings, um ein neues Zuhause für Petey und mich zu suchen. In der großen Stadt gibt es Kinderheime, da können wir bleiben. Ich hab gesehen, dass hier viele Trucks herfahren. Wenn der nächste kommt, frage ich den Fahrer, ob er mich bis Billings mitnimmt.“
BJ schauderte. „Das wäre viel zu gefährlich. Du weißt sehr gut, dass du niemals zu Fremden ins Auto steigen darfst.“
„Ist dir doch egal, ob mir etwas passiert. Um mich kümmert sich keiner.“
„Oh doch. Alle Leute von Whistlers Bend sind den ganzen Abend lang durch die Gegend gelaufen, um dich zu suchen. Wo ist Tante Katie?“
„Ich hasse sie, ich hasse Tante Katie! Sie schickt Petey und mich zu Pflegeeltern“, brach es aus ihm heraus. „Ich weiß, wie Pflegeeltern sind – aus dem Fernsehen. Dann werden wir getrennt.“ Seine Stimme zitterte. „Ich will nicht ohne Petey sein.“
„Drew, bist du sicher, dass Tante Katie so etwas gesagt hat?“
„Ja. Heute Nachmittag. Zu ihrem Freund hat sie das gesagt, aber ich hab’s gehört. Die beiden machen einen Ausflug. Und uns wollten sie nicht mitnehmen. Eddie mag keine Kinder. Er hasst uns. Er nennt uns Ratten .“
Drew liefen die Tränen über die Wangen. Er schniefte und wischte sich übers Gesicht. „Tante Katie will Petey und mich nicht mehr“, sagte er schluchzend. „Niemand will uns. Du auch nicht.“
„Wie kommst du darauf?“, fragte BJ erschrocken. „Natürlich will ich dich bei mir haben, Drew.“
Er schüttelte den Kopf. „Du willst ein Baby adoptieren. Ich hab gelauscht, als du das zu Flynn gesagt hast. Warum ein Baby? Warum kannst du uns nicht lieb haben? Warum kannst du nicht Petey und mich adoptieren?“
Oh Gott! Sie hatte das nicht kommen sehen, obwohl es auf der Hand lag. Nun durfte sie keinen Fehler machen. Was sie jetzt sagte, war entscheidend für diesen siebenjährigen Jungen. Er fühlte sich abgelehnt, verraten, ungeliebt. Er hatte schon viel Leid ertragen müssen und war trotzdem immer tapfer gewesen – für Petey.
Für seinen Bruder tat er alles, und die Angst, man könnte sie trennen, ließ Drew verzweifeln.
BJ überlegte. Sie musste jetzt das Richtige tun, wie ihr Vater es getan hätte. Da sie beide Jungen in ihr Herz geschlossen hatte, fiel es ihr nicht schwer, eine Entscheidung zu treffen. „Ich liebe Petey, und ich liebe dich, Drew. Ich möchte, dass wir drei in meinem Haus wohnen. Ja, ich will euch adoptieren.“ Das klang gut, richtig gut!
„Das sagst du nur, damit ich mit dir nach Whistlers Bend fahre.“
„Drew, habe ich dich jemals angelogen? Auch nur ein einziges Mal? Du, Petey und ich. Wir werden eine Familie sein. Das schwöre ich.“
„Und Flynn? Ihr seid verheiratet.“
„Flynn wird zu unserer Familie gehören, aber er muss ja in einigen Wochen wieder zur Army. Dann backen wir ihm Kekse, schicken ihm Briefe und Fotos und lustige Postkarten. Wir singen ihm am Telefon etwas vor und schreiben ihm E-Mails. Und wenn er Urlaub hat, sehen wir ihn.“
Drew blickte sie schweigend an. Er schien ihr glauben zu wollen, aber er hatte vermutlich schreckliche Angst, enttäuscht zu werden.
„Willst du uns wirklich adoptieren? Schwörst du es? Hand aufs Herz?“
BJ richtete die Taschenlampe auf ihre Brust und legte sich eine Hand aufs Herz. „Ich schwöre es. Großes Ehrenwort!“
„Wenn du ein Ehrenwort brichst, fallen dir alle Zähne aus.“
„Ich halte mein Versprechen. Morgen früh rede ich mit Tante Katie. Du kannst mir vertrauen, Drew.“ BJ streckte eine Hand nach ihm aus. „Lass uns nach Hause gehen.“
„Nach Hause?“
Es lag so viel Hoffnung in seiner Stimme, dass BJ die Tränen kamen. Dann
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