Collection Baccara Band 0316
Nötige in ihrer kleinen roten Handtasche befand. Sie hatte sie extra zu diesem Anlass aus dem hintersten Winkel des Kleiderschranks gekramt.
Auf der Treppe hörte sie Stimmen. Tante Helen hatte die Tür also bereits geöffnet. Vanessa wusste nicht recht, ob sie ihr dankbar oder eher nervös sein sollte. Das hing vermutlich von Helens augenblicklicher Stimmungslage ab.
Auf den letzten Stufen sah sie ihre Tante an der Haustür, die Hand auf der Klinke. Keine Schrotflinte und auch kein Nudelholz in Sicht. Das war bestimmt ein gutes Zeichen.
Marc stand auf der Veranda vor der Tür, elegant gekleidet in einen dunklen Anzug und ein weißes Hemd. Die moosgrüne Krawatte schimmerte seidig. Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken und versprühte seinen gesamten Charme über Tante Helen. Bei Vanessas Anblick lächelte er.
„Hi“, begrüßte er sie. „Du siehst großartig aus.“
Ein wenig verlegen strich sie sich das Haar hinters Ohr. „Vielen Dank.“
„Ich habe deiner Tante gerade erzählt, was für ein wundervolles Haus sie hat. Zumindest von außen“, sagte er und zwinkerte Vanessa zu.
Helen hatte ihn offensichtlich nicht ins Haus gebeten.
„Möchtest du nicht einen Moment hereinkommen?“, lud Vanessa ihn ein, wobei sie Tante Helens unwilliges Schnauben ignorierte.
„Ja, gern, vielen Dank.“ Marc schob sich an Helen vorbei in den Flur. Neugierig blickte er sich um. „Wo ist Danny?“
„In der Küche.“ Helen schloss die Tür. „Ich bin gerade dabei, ihm sein Abendessen zu machen.“
Mit diesen Worten ging sie in Richtung Küche. Während Marc und Vanessa ihr folgten, warf er ihr einen verwunderten Blick zu.
„Ich dachte, du stillst Danny noch.“
Vanessa spürte, wie sie augenblicklich rot wurde. „Das tue ich auch. Aber nicht ausschließlich. Er bekommt auch Saft, Milchbrei und Babynahrung.“
„Gut“, erwiderte er, als sie die Küche betraten. „Je länger ein Baby gestillt wird, desto besser. Muttermilch stärkt das Immunsystem und sorgt für eine enge Bindung zwischen Mutter und Kind.“
„Woher weißt du das?“, erkundigte sie sich erstaunt.
Danny lag in seiner Babytrage. Sein Gesicht und das Lätzchen um seinen Hals waren mit einer Mischung aus pürierten Erbsen, Karottenbrei und Apfelmus bekleckert. Er sah aus wie ein abstraktes Gemälde und lächelte ihnen zahnlos entgegen.
Ohne auf eine Einladung zu warten, setzte Marc sich seinem Sohn gegenüber und strahlte ihn an. Danny gab ein erfreutes Quietschen von sich.
„Entgegen der landläufigen Meinung“, sagte er, ohne den Blick von seinem Sohn zu wenden, „bin ich nicht nur aufgrund von Vetternwirtschaft Geschäftsführer der Keller Corporation geworden. Wenn es sein muss, kann ich auch ein ganz schön schlaues Kerlchen sein.“
Vanessa musste lachen. „Lass mich raten. Du hast deinen Laptop dabei und im Internet recherchiert.“
„Das verrate ich nicht.“ Er lächelte verschmitzt. An Helen gewandt, deutete er auf die Gläser mit Babynahrung auf dem Tisch. „Darf ich?“
Die alte Dame bedachte ihn mit einem äußerst skeptischen Blick. „Tu dir keinen Zwang an.“
Marc nahm Dannys winzigen Plastiklöffel und begann, seinen Sohn mit kleinen Bissen zu füttern. Geduldig wartete er jedes Mal, bis Danny zu Ende geschmatzt und geschluckt hatte.
Reglos stand Vanessa dabei und beobachtete ihren geschiedenen Mann und ihren Sohn. Sie wünschte sich, sie hätte Marcs Einladung nicht angenommen. Und sie wünschte sich, sie hätte Marc nicht ins Haus gebeten. Dann wäre ihr diese bittersüße Szene erspart geblieben. Eine Szene, die sie schmerzhaft daran erinnerte, was hätte sein können, wenn die Situation zwischen Marc und ihr eine andere wäre.
Trotz seines eleganten schwarzen Anzugs wirkte Marc, als hätte er nie etwas anderes getan, als Babys zu füttern. Für einen Mann, der keine Übung im Umgang mit Säuglingen hatte, machte er seine Sache wirklich gut.
Als Danny anfing zu quengeln und nicht mehr essen wollte, legte Marc den Löffel beiseite.
„Ich würde ihn zu gern für einen Moment hochnehmen.“ Unschlüssig blickte er zwischen seinem teuren Jackett und seinem beschmierten Sohn hin und her.
„Kommt nicht infrage.“ Vanessa nahm ein feuchtes Tuch und wischte Danny damit behutsam das Gesichtchen ab. „Tante Helen wird die Bescherung beseitigen. Du kannst ihn auf den Arm nehmen, sobald wir wieder da sind. Falls er noch wach ist.“
Marc schien nicht sehr erfreut über diese Aussicht. Vanessa war klar,
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