Collection Baccara Band 0316
„Kommst du allein zurecht?“
Diese Frage war eine reine Formalität. Es kam öfter vor, dass Vanessa Helen in der Bäckerei allein ließ, wenn sie Besorgungen machte oder mit Danny zum Kinderarzt ging.
„Aber sicher“, brummte Helen.
Vanessa musste lächeln. „Gut. Ich bin bald zurück.“
Auf dem Weg zur Tür warf sie Marc einen Blick zu. „Ich hole nur schnell meine Handtasche.“
Er folgte ihr nach draußen und wartete an der Treppe auf sie.
„Was ist mit dem Baby?“, fragte er, als sie mit Handtasche und Sonnenbrille aus dem Apartment zurückkehrte.
„Was soll mit ihm sein?“, erwiderte sie irritiert.
„Wird das nicht zu viel für deine Tante, auf Danny aufzupassen, während sie in der Bäckerei arbeitet?“
Vanessa blieb an der Tür stehen und setzte sich die Sonnenbrille auf. „Lass sie das bloß nicht hören. Sie wirft sonst mit einem Nudelholz nach dir.“
Er wirkte in keiner Weise amüsiert. Stattdessen sah er sie mit besorgter Miene an.
„Entspann dich, Marc. Tante Helen ist zum Glück noch im Vollbesitz ihrer geistigen und körperlichen Kräfte. Sie schafft das spielend.“
„Aber …“
„Und sie macht es nicht zum ersten Mal“, unterbrach sie ihn. „Ich wüsste wirklich nicht, was ich ohne sie täte.“
„Also gut“, lenkte er ein. „Wenn du es sagst.“
„Nehmen wir deinen Wagen oder meinen?“
„Meinen.“
Es fiel Vanessa nicht leicht, mit ihm auf dem unebenen Gehweg zum Büro von Brian Blake Schritt zu halten. Sie trug noch immer den schwarzen Rock, die weiße Bluse und die hochhackigen Pumps und wünschte sich, sie hätte andere Schuhe angezogen. Als sie den auf Brians Parkplatz abgestellten Mercedes erreichten, hielt Marc ihr zuvorkommend die Beifahrertür auf. Nachdem sie eingestiegen war, setzte er sich auf den Fahrersitz und ließ den Motor an.
„Tust du mir einen Gefallen, bevor wir zum Hotel fahren?“, fragte er.
Vanessa zögerte kurz. Was wollte er denn nun schon wieder? „Was denn?“
„Zeig mir die Stadt. Nur eine kurze Rundfahrt, damit ich mich besser orientieren kann.“
Sie nickte ergeben.
„Welche Richtung?“, erkundigte er sich, während er langsam aus der Parklücke fuhr.
Vanessa überlegte kurz, was sie ihm zeigen sollte. Summerville war so klein, dass sie eigentlich alle wichtigen Straßen abfahren konnten.
„Nach links“, wies sie ihn an. „Wir fahren die Hauptstraße entlang und danach alle größeren Nebenstraßen. Die letzte Station ist dann das Hafen-Hotel.“
Während sie ein Restaurant, die Apotheke, ein Blumengeschäft und die örtliche Postfiliale passierten, berichtete Vanessa ihm ein wenig von dem, was sie über ihre Nachbarn und Bekannten wusste. Etwas abseits von der Hauptstraße gab es noch ein paar Schnellrestaurants, eine Tankstelle und eine Reinigung, die sie ihm zeigte.
Sie erzählte ihm von Polly, der Inhaberin des Blumengeschäfts, die jeden Morgen ihre Runde durch die Geschäfte in der Hauptstraße machte, um jeweils eine kostenlose Blume zu überreichen. Auch Vanessa hatte eine Vase auf ihrem Tresen, in die täglich eine andere Blume gesteckt wurde.
Und dann war da Sharon, die Apothekerin, die Vanessa während der Schwangerschaft hervorragend beraten und ihr Dannys Kinderarzt empfohlen hatte.
Mit vielen Menschen hier pflegte Vanessa engen Kontakt. So etwas hatte sie während ihrer Zeit in Pittsburgh nie erlebt. Wenn man dort in den Supermarkt, die Apotheke oder die Reinigung ging, konnte man froh sein, wenn man wenigstens Blickkontakt zu den jeweiligen Angestellten bekam. Von einer Unterhaltung ganz zu schweigen.
In Summerville dagegen war es unmöglich, seine Besorgungen im Eiltempo zu erledigen. Der Besuch jeden Geschäfts endete unweigerlich mit einem Gespräch über das persönliche Befinden oder den neuesten Klatsch. Vanessa wurde klar, dass sie diese Freundlichkeit und die Art der persönlichen Beziehungen sehr vermissen würde, müsste sie eines Tages darauf verzichten.
„So, das war es im Wesentlichen“, sagte sie zwanzig Minuten später auf dem Weg zum Hotel. „Viel mehr gibt es nicht zu sehen, es sei denn, du bist an einer Tour durch die örtlichen Molkereibetriebe interessiert.“
Ein amüsiertes Lächeln legte sich um seine Lippen. „Ich passe, vielen Dank. Aber ich glaube, du hast etwas vergessen.“
Vanessa überlegte. Was konnte er wohl meinen? Sie hatte die Feuerwache und das Umspannwerk ausgelassen. Allerdings glaubte sie kaum, dass Marc sich dafür interessierte.
„Du hast
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