Collection Baccara Band 0316
strahlte vom Himmel, als Nick einen der rosa Drehstühle aus dem Salon in den Garten trug. Er wollte das ganze Mobiliar im Schuppen verstauen. Dort lagen bereits die Waschbecken, die er im Laufe des Tages abmontiert hatte.
Er müsste sich diese Arbeit nicht machen, aber er hielt es für ratsam. Nur wenn er authentisch wirkte, wurde niemand misstrauisch, und ein Wirt, der in diesem Haus ein Restaurant eröffnen wollte, würde als Erstes den Salon ausräumen.
„Sie sind ja tüchtig. Machen Sie mal eine Pause.“
Dixie? Nick wandte sich zu ihr um und stellte den Stuhl auf dem Rasen ab. Die Frau kam lächelnd mit einem Picknickkorb auf ihn zu. Wieso war sie auf einmal so freundlich zu ihm? Am Tag zuvor hätte sie ihn am liebsten auf der Stelle aus der Stadt gejagt.
Sie trug ein blaues, im Nacken zusammengebundenes Kopftuch, unter dem rote Löckchen hervorschauten.
„Wie ich sehe, haben Sie Ihr Haar auch ohne Janes Hilfe gefärbt bekommen. Es ist doch ein helleres Rot, nicht wahr?“
„Ja.“ Dixie lächelte. „Selbst ist die Frau. Dauerwelle und Färbung. Doch leider ist mir ein Missgeschick passiert. Die Farbe habe ich zu kurz einwirken lassen, die Dauerwelllösung doppelt so lange wie erforderlich. Jetzt sind meine Haare so krisselig, als hätte ich einen Stromschlag bekommen.“
Nick unterdrückte ein Lachen. Ein Mann durfte nie über die Frisur einer Frau lachen. Egal, wie sie aussah. Mit vierzig war er weise genug, um diese Regel zu beherzigen. „Färben Sie es doch wieder zurück.“
Dixie hob ihren Korb an. „Ich bin nicht hier, um über Haare zu sprechen, sondern um Sie in Whistlers Bend willkommen zu heißen. Könnten Sie Ihre Arbeit vielleicht für ein paar Stunden unterbrechen und mir bei einem Picknick Gesellschaft leisten? Es ist ein so schöner sonniger Tag. Ich würde Ihnen gern die Gegend zeigen. Hätten Sie Lust dazu?“
Es war schon die dritte Einladung zum Picknick, die er bekam. In Whistlers Bend ließen es sich die Frauen wohl nicht nehmen, neue Nachbarn freundlich zu begrüßen. Bisher hatte er jedes Mal dankend abgelehnt, da er sich auf seinen Job konzentrieren musste, das sollte er auch jetzt. Andererseits, wieso lud sie ihn ein, obwohl sie am Tag zuvor so wütend auf ihn gewesen war? „Heißt das, Sie haben mir verziehen, dass ich den ‚Curly Cactus‘ in ein Restaurant verwandle?“
Die Röte stieg ihr ins Gesicht. „Verziehen? Natürlich vergebe ich Ihnen. Darum bin ich ja hier, um Ihnen zu zeigen, dass Sie in Whistlers Bend willkommen sind.“
Irgendwas war los und das hatte nichts mit ihrer Liebe für Picknicks oder mit ihm zu tun. „Mary Lou Armstrong, die Bankberaterin, wollte heute Nachmittag vorbeikommen.“ Nicht, dass er sich für Mary Lou interessierte, aber das Gespräch sollte er führen. Er hatte vor, sie geschickt auszufragen, um zu hören, ob sie in der Bank Kunden bemerkt hatte, die sich auffällig verhielten. Jeder kleinste Hinweis könnte ihm weiterhelfen, wie er aus langjähriger Erfahrung wusste.
„Mary Lou?“ Dixies Lächeln erstarb. „Wie nett.“ Sie deutete auf ihren Picknickkorb. „Gegrilltes Hähnchen und Blaubeerkuchen. Ich bin sicher, dass Mary Lou den Termin auf morgen verschieben kann. Nach all der Arbeit sind Sie doch bestimmt hungrig. Kommen Sie! Wir fahren nach Silver Gulch, da gibt es einen alten Bahnhof, eine Silbermine. Ich erzähle Ihnen etwas darüber, während wir uns dort umschauen. So können wir meinen Job mit unserem Vergnügen verbinden.“
„Job?“
„Ja.“ Dixies Augen strahlten. „Ich bin Journalistin. Also … nur nebenberuflich, für den ‚Whistle Stop‘. Ich recherchiere für eine Story von landesweiter Bedeutung. In Silver Gulch hat ein Junge ein Portemonnaie gefunden. Sieht aus, als wäre es von Louis Vuitton, ist aber ein Imitat. Es kann sein, dass ich da noch weitere Hinweise auf die Bande finde, die mit gefälschter Designerware handelt. Produktpiraterie, verstehen Sie? Ist ein großes Geschäft. Ich habe mich im Internet schlaugemacht. Ich werde der Sache nachgehen, die Gauner aufspüren und meine Story in die Zeitung bringen.“
Nick standen die Haare zu Berge. Was zum Teufel dachte sich diese Frau? Diese Recherche könnte für sie auf dem Friedhof enden. Die Gangster würden jeden Reporter, der ihnen auf die Schliche kam, mit einem Schuss erledigen.
Dixie Carmichael war schön, temperamentvoll, kess – und auf dem Weg in ihr Verderben.
2. KAPITEL
Nick überlegte, wie er Dixie von ihrem Plan
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