Collection Baccara Band 0320
wusste sie nicht, was sie tun sollte. An diesem Abend würde das Restaurant letztmalig geöffnet sein. Sarah ging zwischen den leeren Tischen hindurch. Bald würden die Köche eintreffen, danach die Leute vom Servicepersonal. Noch war Sarah allein. Sie würde die Stellung halten müssen, da Roger nicht mehr da war.
Sie schaute zu der kleinen Tanzfläche und erinnerte sich, wie Harris sie dort in die Arme genommen hatte. Erinnerte sich an die heißen Mamborhythmen und spürte das Feuer, das immer noch in ihr brannte.
Sie sah zum Empfangstresen, wo Burt Harris wegen des Tanzes aufgezogen hatte. Harris hatte sie mit seinen kühlen grauen Augen angeschaut und ihr das Gefühl gegeben, die aufregendste Frau auf Erden zu sein.
Sie dachte an den Kühlschrank, in dem sie die Blumen aufbewahrt hatte, die er ihr geschenkt hatte. An ihr Büro, in dem er sie geliebt hatte. Und in dem er sich an Halloween vor ihr versteckt hatte. Alles hier erinnerte sie an ihn.
Schließlich drehte sie sich zum Büro ihres Dads um und öffnete die Tür. Burt und Isabella würden den Raum noch an diesem Nachmittag ausräumen. Sarah setzte sich in den großen Lederstuhl ihres Vaters. Er roch immer noch schwach nach den Zigarren, die ihr Dad geraucht hatte. Das Bild ihrer Mutter stand auf dem Schreibtisch. Hier fühlte sie sich immer noch von der Liebe ihrer Eltern umfangen.
„Was soll ich tun?“, fragte sie laut.
„Ihrem Herzen folgen.“ Die Stimme kam von der Türschwelle.
„Ray! Was machen Sie denn hier?“
Der Chauffeur betrat den Raum. Sarah mochte den Mann. Er war freundlich und lustig. Heute lag eine Güte in seinem Blick, die sie vorher nie bemerkt hatte.
„Ich will Ihnen helfen“, antwortete er. „Harris hat mich gebeten, Sie abzuholen.“
Sarah bekam ein schlechtes Gewissen. Harris hatte ihr Blumen und Pralinen geschickt. Einen großen Präsentkorb mit Obst und einem Teddy mit Kochmütze. Gestern Abend einen Band mit Gedichten von Lord Byron und eine neue Jazz-CD. Er überschüttete sie mit Geschenken. Doch sie hatte Angst davor, sie anzunehmen. Angst davor, dass sie dann alles nehmen würde, was er ihr zu geben hatte – egal was es sie selbst kosten würde.
Deshalb hatte sie seine Geschenke zurückgeschickt.
„Ich bin nicht bereit, mit ihm zu reden“, erklärte Sarah. „Aber ich weiß es zu schätzen, dass Sie vorbeigekommen sind.“
„Werden Sie auf meinen Rat hören?“, fragte er.
Den Rat, ihrem Herzen zu folgen? „Ich habe es versucht. Wissen Sie, dass dies das Büro meines Vaters war?“
Ray schaute sich um, und Sarah überlegte, was er wohl über die dunkle Einrichtung und die Staubschicht auf den Möbeln denken mochte. „Ihr alter Herr ist tot?“, fragte er.
„Meine Mom auch. Dieser Ort ist alles, was ich noch von ihnen habe.“ Sie konnte es nicht genau erklären. Dies war der letzte Ort, an dem sie lebendig umhergegangen waren. Deshalb wollte sie ihn nicht verlieren. Aber dank Harris Davidson und der neuen Eigentümer würde es nun dazu kommen. Sie hatte mit ihnen geredet – ohne Erfolg. Das Restaurant musste geräumt werden.
Sarah hatte schon geschäftlich in Schwierigkeiten gesteckt, lange bevor Harris auf der Bildfläche erschienen war. Lange bevor die Investoren ein Auge auf die Einkaufsstraße geworfen hatten. Lange bevor sie sich in Harris verliebt hatte.
Inzwischen machte sie Harris keinen Vorwurf mehr daraus, dass er sie nicht vor der bevorstehenden Räumung gewarnt hatte. Nachdem sie sich beruhigt hatte, war ihr etwas klar geworden: Harris hatte nur das Geschäftliche vom Privaten trennen wollen. Sie selbst dagegen hatte das Restaurant benutzt, um Harris auf die Probe zu stellen. Und diesen Test hatte keiner von ihnen bestanden.
„Es ist immer schwer, die Vergangenheit hinter sich zu lassen. Aber dieser Ort ist nicht die einzige Erinnerung, die Sie an ihre Eltern haben“, meinte Ray.
Sarah erkannte, dass er recht hatte. Ihre Erinnerungen würden nicht verschwinden, nur weil sie das Restaurant aufgeben musste. Sie bewahrte sie für immer in ihrem Herzen. „Wen haben Sie hinter sich lassen müssen?“
„Niemanden. Ich habe keinen Menschen nah genug an mich herankommen lassen.“
Sah so auch ihre Zukunft aus? Sie wusste jetzt, wie sehr Liebe wehtun konnte. Würde sie deshalb von nun an jeden auf Abstand halten? Sie ergriff Rays Hand. „Es tut mir leid.“
„Das muss es nicht. Ich habe diese Entscheidungen selbst getroffen und kann mit meinen Reuegefühlen leben. Können Sie es
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