Collection Baccara Band 0320
sie. Die Straßenbeleuchtung strahlte sie von hinten an, und der helle Schein um sie herum ließ sie fast überirdisch wirken. Harris hatte sich nie sterblicher gefühlt.
„Hi“, erwiderte er. Wow. Sicher schätzten seine Kunden ihn wegen seiner Redegewandtheit! Wie schaffte es diese Frau, einen stammelnden Trottel aus ihm zu machen?
„Ray meinte, du wolltest mich sehen“, fuhr sie fort.
„Das stimmt. Danke, dass du gekommen bist.“ Er ging durch den leeren Raum auf sie zu.
„Gern geschehen.“
Sie duftete genauso, wie er es in Erinnerung hatte. Leicht blumig und sehr weiblich. Sein Körper reagierte sofort darauf. Sein Puls beschleunigte sich, seine Haut kribbelte, in jeder Faser spürte er das Verlangen, Sarah zu berühren.
In dem Moment wurde ihm eins bewusst: Wenn die Sache mit dem Restaurant nicht funktionierte, würde er eben das tun, was sein Instinkt ihm riet. Er würde Sarah in die Arme schließen und sie lieben, bis er all ihre Zweifel ausgelöscht hätte.
Sie schaute ihn an. Ihre schokoladenbraunen Augen waren groß und voller Gefühl. Doch als er ihr den Mantel abnahm, verkrampfte sie sich. Das wird nicht leicht werden, dachte Harris.
Er führte sie an den Tisch und zog den Stuhl für sie hervor. Voller Vorsicht beobachtete sie ihn dabei. Er hatte keine Ahnung, wie er sie beruhigen könnte.
„Wein?“, fragte er.
Als sie nickte, schenkte er ihr ein Glas Merlot ein. Er hatte den Abend bis ins letzte Detail geplant. Alles war so perfekt, wie es nur sein konnte. Aber plötzlich schien Perfektion nicht auszureichen.
Harris setzte sich und hob sein Glas zu einem Toast. „Auf die Zukunft.“
Sarah sah ihm in die Augen. Ohne einen Schluck zu trinken, stellte sie ihr Glas ab. „Ich bin mir nicht sicher, warum ich hier bin. Was ist dies für ein Ort?“
„Das sind die neuen Räumlichkeiten für das Taste of Home .“
„Warum?“
„Ich habe darüber nachgedacht, was du gesagt hast …“
„Und?“
„Ich wollte ersetzen, was ich dir weggenommen habe. Ich möchte, dass alles wieder wird wie vorher. Und ich möchte, dass wir an diesem Punkt weitermachen.“
„Ich kann nicht“, erwiderte sie.
Verdammt. Er fühlte, wie sie ihm entglitt. Und es gab nichts, das er dagegen tun konnte. Er würde sie nicht halten können.
„Warum nicht?“, fragte er. „Die Lage ist großartig. In dieser Gegend wohnen viele Familien, und außerdem ist die Innenstadt nah genug. Du hättest genügend Laufkundschaft fürs Mittagsgeschäft. Ich hatte zwar keine Zeit, eine gründliche Analyse durchzuführen. Aber ich habe vor …“
„Harris“, unterbrach sie ihn.
Sie sagte nur seinen Namen. Doch in ihrem Ton schwang ein Ausdruck mit, der ihn mit dem Schlimmsten rechnen ließ. Dass Sarah eingesehen hatte, dass eine leere Hülle von einem Mann nichts für sie war. Dass sie erkannt hatte, dass sie nichts zurückbekommen würde – egal wie viel Liebe sie ihm schenkte.
Doch sie irrte sich. Er hatte so viele tiefe Gefühle in sich. Konnte er das Risiko eingehen, sie ihr auch zu zeigen?
„Ich will nicht, dass du dir den Weg zurück zu mir erkaufst“, erklärte sie.
„Das habe ich befürchtet.“
Sie schob den Stuhl zurück und schritt zur Tür. „Kein Mann war je so großzügig zu mir“, sagte sie über die Schulter.
„Gut.“
Sie drehte sich um.
Harris war schwindelig und fühlte sich schwach, aber er ging zu ihr. Er fasste sie an den Schultern und zog sie an sich. Senkte den Kopf und küsste sie. Es lag nichts Zögerliches in seinem Kuss, denn er wusste, dass er nun alles auf eine Karte setzen musste. Und die Kraft dazu verlieh ihm diese Frau, die inzwischen die Welt für ihn bedeutete.
Er hob den Kopf. Zu seiner Erleichterung bemerkte er, dass ihr Blick verschleiert und ihr Gesicht gerötet war. Er erklärte: „Ich habe dir noch etwas zu sagen.“
Sie biss sich auf die Unterlippe, und in ihren Augen schimmerten Tränen.
„Ich …“, begann Harris. Oh Gott, er konnte die Worte nicht aussprechen. Es fühlte sich wieder so an wie mit sechs, und er glaubte nicht, dass er es schaffen konnte.
Er ließ die Hände sinken. In dem Moment ergriff Sarah seine Finger. Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und ließ ihre Lippen über seinen Hals streifen.
„Ja?“, fragte sie, und ihre Augen leuchteten hoffnungsvoll.
Und endlich erkannte Harris etwas: Wenn zwei Menschen sich liebten, brauchten sie keine Angst vor Verletzungen zu haben.
Er beugte sich vor und flüsterte ihr die Worte ins Ohr.
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