Collection Baccara Band 0320
Sarah glaubte, dass sie nie wieder etwas von ihm hören würde. Als der Wagen davonfuhr, traf sie eine wichtige Entscheidung. Harris Davidson war ein Mann, der einem nur einmal im Leben begegnete – und sie war bereit, um ihn zu kämpfen.
4. KAPITEL
Harris lehnte sich im Fond zurück, als sie von Sarahs Haus wegfuhren. Diese Übernahmeverhandlungen, die er für das Konsortium führte, waren ein einfaches Geschäft. Er sollte in der Lage sein, sich darauf zu konzentrieren. Wenn er klug war, sollte er außerdem Orlando verlassen, ohne Sarah wiederzusehen.
Sein erster Gedanke war, in sein Hotelzimmer zurückzukehren und dort für sich zu bleiben. Doch wann immer sich dieser Impuls in ihm regte, bekämpfte er ihn. Er wollte nicht so enden wie sein Dad, der sein Apartment fünfzehn Jahre lang nicht verlassen hatte.
Er ließ die Trennscheibe zum Fahrerabteil herunter. „Wissen Sie, wo man hier gepflegt einen Drink einnehmen könnte?“
„Sicher“, gab Ray zurück. „Ärger mit Frauen?“
„Nichts, womit ich nicht fertig werden könnte“, erwiderte Harris. Er brauchte Sarah nur aus dem Weg zu gehen, bis er die Stadt verließ. Das müsste sich leicht einrichten lassen.
„Sarah scheint ziemlich temperamentvoll zu sein.“
„Ray, haben Sie je etwas von Etikette am Arbeitsplatz gehört?“
„Nee, wieso, verstoße ich dagegen?“
Harris zog eine Braue hoch. „Ja. Und ich missbillige es.“
„Sorry, Mr Davidson. Ich bin nicht der formelle Typ.“
„Das habe ich gemerkt.“
„Also, was ist mit Sarah?“, fragte Ray.
Offensichtlich hatte sein Chauffeur nicht vor, sich an Anstandsregeln zu halten. Gerade wollte Harris schon die Scheibe hochfahren lassen, da hielt er inne. Vielleicht konnte er dieses eine Mal die Meinung eines Außenstehenden gebrauchen. Bei Sarah gerieten seine Hormone so in Aufruhr, dass er nicht klar denken konnte.
„Sie kann einen Mann ziemlich nervös machen.“
„Das tun nur die Besten“, meinte Ray.
„Sind Sie verheiratet?“
„Nein … Das ließ sich nicht mit meinem Beruf vereinbaren.“
Harris beobachtete den Fahrer, in dessen Stimme etwas mitschwang, das er allzu gut kannte. Etwas, das anzuerkennen er sich weigerte – es sei denn, es war mitten in der Nacht und niemand da, der es mitbekommen konnte. Etwas, vor dem er wegzulaufen versucht hatte. Etwas, von dem er wusste, dass es Einsamkeit hieß.
„Ich hatte nie die Absicht, zu heiraten“, erklärte Harris. „Es ist albern, jemandem zu versprechen, dass man sein Leben mit ihm teilen wird. Nicht einmal Geschäftsbeziehungen halten so lange.“
„Ich habe früher auch so wie Sie gedacht.“
„Was hat Ihre Meinung geändert?“
„Eine Frau.“
Harris lachte leise. „Ärger?“
„Madonna, Sie haben ja keine Ahnung. Sie werden Sarah anrufen.“
„Ich werde tun, was ich gleich zu Anfang hätte tun sollen.“
„Und was?“
„Mich aufs Geschäft konzentrieren und sie vergessen.“
Ray seufzte und brachte die Limousine auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Er kniff in seinen Nasenrücken und drehte sich dann zu Harris um. „Gott weiß, dass ich kein Experte in diesen Dingen bin. Aber ich sage Ihnen eins, Mann: Es gibt nichts Schlimmeres, als alt zu werden und zu erkennen, dass man die Richtige hat entwischen lassen.“
Rays Worte klangen weise, doch Harris war nun mal in Sachen Beziehungen mit dem Erbe der Familie Davidson belastet. Besessenheit. Es war eine fatale Schwäche der Davidson-Männer. Harris hatte diesen Teil von sich aufs Geldverdienen umgelenkt. Und er war sehr gut darin. Eine Frau wie Sarah passte nicht in sein Leben.
Das Handy klingelte, und Ray nahm das Gespräch an. Er knurrte ein paarmal unwillig und sagte dann: „Maledizione, ich versuche es.“
Es klang so, als ob sich dort ein Streit zusammenbraute. Harris lehnte sich diskret zurück und ließ die Trennscheibe hochfahren. Was sein Chauffeur gesagt hatte, leuchtete ihm ein. Er hatte sich vor Beziehungen geschützt, seit er sechs Jahre alt geworden war. Das war das Jahr gewesen, in dem sein Vater zum ersten Mal an Depressionen gelitten hatte.
Sarah rührte etwas in ihm an. Den Mann, der er immer hatte sein wollen. Sollte er ihr doch noch eine Chance geben? Er sehnte sich nach ihrer Wärme – und zugleich wusste er, dass er die Finger von ihr lassen sollte. Trotzdem nahm er sein Handy und rief die Auskunft an. Drei Minuten später hatte er Sarahs Nummer.
Nach dem vierten Freizeichen nahm sie ab und meldete sich:
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