Collection Baccara Band 0320
„Hallo.“
Ihre Stimme klang tief und heiser. Atemlos, so, als ob sie sich beeilt hätte, ans Telefon zu kommen. Vielleicht hätte er sie besser nicht stören sollen. Es konnte nichts dabei herauskommen. Er war kurz davor, die Verbindung zu beenden. Eine kalte Dusche würde seinen Körper beruhigen, und wenn seine Seele nach mehr verlangte – Pech gehabt.
„Ist da jemand?“, fragte sie.
Er räusperte sich. „Hier ist Harris.“
„Oh, ich hatte nicht damit gerechnet, noch einmal von dir zu hören.“ Sarah lief beim Telefonieren herum, das konnte er hören. Leise Schritte auf einem Holzfußboden.
Lade sie noch einmal zum Essen ein, nimm ihre Ablehnung hin und dann leg auf! „Ich hatte nicht vor, anzurufen.“
„Warum hast du es getan?“
„Ich wollte dich zum Essen einladen.“ Ja, er war gewandt und charmant. Der Traum aller Frauen, dachte er voller Selbstironie.
„Essen?“
Im Hintergrund erklang das gedämpfte Rascheln von Stoff. Was macht sie da gerade? fragte er sich. Unwillkürlich sah er vor sich, wie sie sich umzog.
Er unterdrückte ein Stöhnen. Angestrengt versuchte er, das verführerische Bild zu verdrängen und sich auf ihre Worte zu konzentrieren. Sie würde ihn noch umbringen.
Schließlich erklärte sie: „Es müsste nach Restaurantschluss sein.“
„Ich bestelle etwas über den Zimmerservice.“
„Warum tust du das, Harris?“
„Ich lade dich bloß zum Essen ein, Sarah. Millionen von Menschen nehmen Tag für Tag ihre Mahlzeiten in Gesellschaft ein.“
„Ich bin wie Millionen andere?“
Nein, das war sie nicht. Und genau deshalb war es für ihn so wichtig, dass sie seine Einladung annahm. Schweigend wartete er ab.
„Ich werde einfach nicht schlau aus dir“, meinte sie.
„Dann iss zusammen mit mir.“
„Es würde nichts ändern.“
„Das habe ich auch nie gedacht.“
„Was hast du dann gedacht?“
„Dass du mein Verderben sein wirst.“
„Harris.“
„Ich lasse dich nach Restaurantschluss von Ray abholen.“
„Okay.“
Harris legte auf, bevor Sarah noch etwas hinzufügen konnte. Dies war seine Chance, diesen Abend zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen. Mehr als eine Nacht würde es für sie beide nicht geben. Denn Sarah weckte all die Gefühle in ihm, die sein Vater ihm beschrieben hatte. All die Gefühle, gegen die seine Karriere ihm vergleichsweise fad erschien. All die Gefühle, die er nie hatte zulassen wollen.
Sarah hatte keinen guten Tag. Zweimal hatte sie in der Highschool erscheinen müssen. Zuerst wegen Burt, der sich auf dem Schulhof geprügelt hatte und deshalb ins Büro des Rektors gerufen worden war. Dann wegen Isabella, die sich den Rock zerrissen hatte und einen neuen brauchte. Außerdem wurde der Hauptherd in der Restaurantküche nicht heißer als einhundertzwanzig Grad. Und sie hatte einen Brief von ihrem Vermieter erhalten: Die Einkaufsmeile war nun also tatsächlich verkauft worden, und bald würden sich die neuen Eigentümer wegen des Mietvertrags mit ihr in Verbindung setzen.
Alles in allem keine guten Vorzeichen für ihr Date mit Harris an diesem Abend. Sie hatte weder Zeit noch Geld für eine Pediküre oder etwas Neues zum Anziehen gehabt.
Nun raste die Limousine auf dem Weg zum Dolphin Hotel auf dem Disney-Gelände an den Lichtern der Stadt vorbei. Auf dem Sitz neben ihr lagen eine rote Rose und eine handgeschriebene Notiz: Die Nacht erwartet uns.
Fast hätte sie Ray befohlen, umzudrehen und sie nach Hause zu fahren. Sie wusste nicht, was Harris von ihr wollte. Okay, sie hatte eine leise Ahnung. Aber als sie letzte Nacht in demselben Bett gelegen hatte, in dem sie seit ihrer Kindheit schlief, war ihr eins klar geworden: Sie war nicht bereit für Harris. Er stand für Veränderung, und sie hatte es sich gerade gemütlich in ihrem Leben eingerichtet.
Sie hasste es, allein hinten im Auto zu sitzen. Dadurch hatte sie zu viel Zeit zum Nachdenken. Kurzerhand ließ sie die Trennscheibe zum Fahrerabteil herunter.
„Ja, Ma’am?“, fragte Ray mit seiner tiefen, rauen Stimme.
Unwillkürlich überlegte sie, was er gemacht hatte, bevor er Chauffeur geworden war. Sie spürte, dass ihn ein Geheimnis umgab. „Wie geht es Ihnen heute Abend, Ray?“, erkundigte sie sich.
Ohne den Zigarrenstummel aus dem Mund zu nehmen, antwortete er: „Nicht schlecht.“
„Wie sind Sie zum Limousinenfahrdienst gekommen?“, wollte sie wissen.
„Bin einfach irgendwie reingestolpert.“
„Was haben Sie vorher gemacht?“
„Dies und
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