Collection Baccara Band 0320
reden?“, fragte sie.
Er wusste, dass sie ihm Trost anbieten wollte. Doch er wollte ihr Mitleid nicht – er wollte ihre Leidenschaft. „Würdest du dich dann wohler fühlen?“, erkundigte er sich.
„Ich habe keine Ahnung. Du weißt so viel über mich. Und ich weiß nicht einmal, womit du deinen Lebensunterhalt verdienst.“
Er half Leuten mit viel Geld, noch mehr Geld zu machen. Das hörte sich allerdings nicht besonders nett an. „Ich bin Finanzberater.“
„Mit einem Harvard-Abschluss.“
„Du weißt mehr, als du denkst.“ Er schob seinen Fuß zwischen ihre Füße unter dem Tisch.
Sie zog die Brauen hoch, wich aber nicht zurück. „Warum betrachtest du deinen Vater nicht als Familie?“, wollte sie wissen.
Harris zog seinen Fuß zurück. Verführung war eine Sache, mit der er sich bestens auskannte. Doch vor Sarah seine Seele zu entblößen war etwas, auf das er nicht vorbereitet war. Sein Vater – verdammt, er hätte ihn gar nicht erwähnen sollen. „Er ist … anders.“
„Wie?“
Besser, er sagte nichts mehr zu dem Thema. Auf keinen Fall sollte Sarah erkennen, wie verkorkst er war, was Beziehungen betraf. Dann streckte sie jedoch die Hand aus und umfasste seine geballte Faust auf dem Tisch. Sie rieb seine Finger, und er bekam eine Ahnung von dem, was sein könnte. Diese Ahnung genügte, seine Faust zu lösen und Sarah in die Augen zu sehen.
Warum reagierte er auf diese Frau so stark wie auf keine andere zuvor?
„Er kommt nicht mit dem Leben zurecht. Nie verlässt er seine Wohnung.“ Harris fühlte sich nicht wohl dabei, es laut auszusprechen. Zugleich glaubte er, ihr ein wenig Aufrichtigkeit schuldig zu sein, wenn er Sarah schon in sein Bett locken wollte.
„Oh, Harris.“
„Ich habe dir gesagt, dass ich in meiner Vergangenheit nur die dunkle Seite der Liebe kennengelernt habe.“
„Was ist mit der Gegenwart?“
„Was soll damit sein?“
„Bin ich nur Gegenstand einer Besessenheit?“, fragte sie.
„Das kann ich noch nicht entscheiden.“ Er stand auf. Dann zog er sie an sich, um sie endlich zu küssen.
5. KAPITEL
Sarah wusste, dass sie die Hotelsuite besser so schnell wie möglich verlassen sollte. Und dennoch bewegte sie sich nicht vom Fleck. In Harris’ Armen fühlte sie sich so gut wie seit dem Tod ihrer Eltern nicht mehr. Zu gut. Sie kannte ihre Schwachstellen besser als die meisten Frauen. Jede Nacht, wenn sie das Restaurant schloss, stand sie ihnen gegenüber.
Sie hatte auf jemanden wie Harris gewartet. Um einen Mann wie ihn hatte sie schon gebetet, als sie noch nicht begriffen hatte, dass die Welt aus Filmen und Büchern selten dem wahren Leben gleichkam. Es war ihre größte Schwäche: Sie sehnte sich nach jemandem, der auf sie aufpasste. Nach jemandem, der groß und stark und bereit war, ihre Last gemeinsam mit ihr zu tragen – nicht die ganze Zeit, nur hin und wieder.
Sarah löste sich von Harris, obwohl sie sich am liebsten die Kleider vom Leib gerissen und gesagt hätte: Nimm mich! Auch emotional distanzierte sie sich von ihm. Sie strich sich das Haar glatt und bemühte sich, ruhig zu wirken. Dabei raste ihr Puls jedoch wie verrückt.
Sie und Harris hatten einiges zu klären, bevor es mit ihnen weitergehen konnte. Denn als er sie vor einer Sekunde noch in seinen Armen gehalten hatte, war ihr etwas bewusst geworden: Dieser Mann bedeutete ihr etwas. Dieser Mann ließ sie vergessen, dass das Schicksal kein Happy End für sie beide vorgesehen zu haben schien. Und dieser Mann musterte sie gerade, als ob sie sich in seine Todfeindin verwandelt hatte.
Vor Anspannung brachte sie keinen Ton heraus. Unter Harris’ Blick wurde sie mit jeder Sekunde nervöser. Sie zuckte mit den Schultern und versuchte, etwas zu sagen, doch sie bekam nur ein leises Krächzen zustande.
Harris fluchte unterdrückt. „Ich brauche einen Drink.“
Er ging zur Bar und goss sich einen Whiskey ein. Sarah beobachtete ihn und war unsicher, was sie als Nächstes tun sollte. Ihm beim Trinken zuzuschauen war jedenfalls keine geeignete Lösung.
Also ging sie zum Zweiersofa und klopfte auf das Polster neben sich. „Setz dich zu mir.“
„Danke, ich hör mir die Erklärung lieber im Stehen an.“ Er stürzte seinen Drink hinunter.
„Ich habe nicht vor, eine Erklärung abzugeben.“
„Was dann?“
„Ich möchte unsere Unterhaltung von vorhin fortführen.“
„Ist das wirklich notwendig?“
Sie dachte darüber nach. Für Harris war das Leben eine endlose Reihe von Affären. Der
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