Collection Baccara Band 322
und die Dinge ihren natürlichen Gang gehen zu lassen … In Wahrheit hätte er genau das getan, wenn sie eine andere Frau gewesen wäre. In dem Fall hätte er sie mit nach oben in seine Suite genommen statt in diese Nische. Doch sie war die Frau, die er heiraten wollte.
Er hob den Kopf.
„Oh, Deacon“, seufzte Kylie.
Oh, was? fragte er sich. Aber sie sagte nichts weiter. Stattdessen schlang sie die Arme um ihren Körper und lächelte ihn ernst an. Sie sah so süß aus … In dem Moment wusste er, dass er verloren war.
„Ich bringe dich zum Fahrstuhl“, bot er ihr an.
„Nein. Ich bin mit meinen Freundinnen in der Bar verabredet.“
„Gut, ich begleite dich dorthin.“
„Danke.“
Er fasste sie am Ellbogen und führte sie durch die Lobby. Angelo Mandetti verabschiedete sich von dem Kartengeber und kam auf sie zu.
Deacon machte sie miteinander bekannt.
„Piacere di conoscerla“, sagte Mandetti.
„Was für eine Sprache ist das?“
„Italienisch. Es bedeutet: Schön, Sie kennenzulernen.“
„Danke, gleichfalls, Angelo.“
„Kylie trifft sich mit Freundinnen in der Bar“, erklärte Deacon. „Wollen wir unseren Rundgang dort beginnen?“
„Hört sich gut an“, meinte Mandetti.
Zu dritt betraten sie die Bar. Kylie schaute sich suchend im Raum um und biss sich auf die Unterlippe.
„Was ist?“, fragte Deacon.
„Sie sind nicht hier. Ich glaube, ich gehe auf mein Zimmer.“
„Möchtest du mich stattdessen vielleicht begleiten?“, fragte er.
„Ich möchte nicht stören.“
„Ich bin nur stiller Beobachter“, erklärte Mandetti.
„Dann komme ich gern mit“, erwiderte Kylie lächelnd.
Deacon wollte sich einreden, dass es keine Rolle spielte, dass sie von ihren Freundinnen versetzt worden war. Oder dass er sie zum Lächeln gebracht hatte, nachdem sie so traurig ausgesehen hatte. Doch es spielte eine große Rolle für ihn – und das nicht bloß wegen der Wette.
Kylie versuchte sich einzuschärfen, dass Deacon nur das eine wollte. Aber ihr war klar, dass es nicht stimmte. Ebenso klar war ihr jedoch, dass sie nicht noch einmal ihr Herz in Gefahr bringen wollte. Und ebenso klar war ihr, dass Vegas der ultimative Spielplatz für Erwachsene war – sie sollte besser nichts glauben, was sie hier sah. Doch sosehr ihr Verstand sie auch warnte: Sie war drauf und dran, ihr Herz an den dunkelhaarigen Mann mit den geheimnisvollen Augen zu verlieren.
„Dies ist unser Hauptcasino“, erklärte Deacon. „Hinten gibt es zwei Räume für Pokerrunden, in denen um hohe Einsätze gespielt wird. Sowie VIP-Lounges, die wir für High-Roller freihalten.“
„Was sind High-Roller?“, wollte Kylie wissen.
„Finanzstarke Spieler“, antwortete Mandetti. „Leute, die meistens von außerhalb kommen und mehr Geld haben, als sie in einer Woche in Vegas ausgeben können.“
Kylie fielen viele Gemeinsamkeiten zwischen Deacon und dem älteren Mann auf. Sie bewegten sich auf die gleiche Art und hatten beide diese selbstbewusste Lässigkeit, die andere Männer durchaus als Bedrohung wahrnehmen konnten.
„Spielst du?“, fragte Deacon.
„Selten. Ich habe am Flughafen und in der Lobby ein bisschen an den Spielautomaten gespielt.“
Deacon sagte nichts dazu. Das war offenbar seine Art. Kylie hatte inzwischen festgestellt, dass er sehr ruhig war und nicht viel von seinem Leben preisgab. Sie wusste kaum mehr über ihn, als dass er in Vegas aufgewachsen und seine Mutter ein Showgirl gewesen war.
„Das hier ist Roulette, nicht wahr?“, fragte sie, als sie an einem mit grünem Samt bezogenen Tisch stehen blieben.
„Ja. Möchtest du es versuchen?“
„Ich weiß nicht, wie es geht.“
„Es ist ganz leicht“, meinte Deacon. „Ich zeige es dir.“ Daraufhin winkte er einen der Angestellten in Livree heran. „Wir brauchen ein paar Chips“, sagte Deacon zu ihm und reichte dem jungen Mann fünf Hundert-Dollar-Scheine.
Kylie spürte wieder, wie sich ihr Weltbild verschob. Sie hatte noch nie fünfhundert Dollar in der Tasche gehabt. Überhaupt hatte sie nie das Geld so locker sitzen gehabt. Auf keinen Fall hätte sie riskiert, es einfach so beim Spielen zu verschwenden.
„Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist“, wandte sie ein. „Ich bin kein Glückspilz.“
„Ich aber“, sagte Deacon.
Mandetti lachte. Der livrierte Angestellte kam zurück und übergab seinem Chef ein Tray mit Chips. Deacon legte Kylie die Hand an die Taille und schob sie durch die kleine Menge am Tisch, bis sie
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