Collection Baccara Band 324 (German Edition)
die Vergangenheit wiederholt sich nur allzu gern. Wenn ich ehrlich sein soll, vertraue ich dir kein bisschen.“
Sie legte ihm eine Hand auf den Oberarm. „Du kannst mir vertrauen.“
„Da bin ich mir nicht so sicher.“
„Was kann ich tun, um dich zu überzeugen?“
Er schüttelte den Kopf. „Ich weiß es nicht. Früher habe ich jedem Menschen vertraut. Aber irgendwann habe ich gelernt, dass Worte nur etwas bedeuten, wenn ihnen auch Taten folgen.“
„Du sprichst von deinem Vater, oder? Ich bin nicht wie er.“
Wade zog seinen Arm zurück. „Ich fahre direkt vom Büro zum Flughafen. Tu einfach, was ich von dir verlange. Dann wird alles gut.“ Ohne ein weiteres Wort verließ er die Küche.
Piper sah ihm hinterher und schüttelte den Kopf. Wie konnte ein Mensch so stur sein? Seufzend setzte sie sich an den Tisch und frühstückte. Sie musste ordentlich essen. Diesmal durfte es in der Schwangerschaft keine Komplikationen geben.
10. KAPITEL
Als Piper am Freitagabend von der Arbeit zurückkehrte, war es still im Haus. Die Dexters hatten sich den Abend freigenommen, eine Theateraufführung in der Stadt zu besuchen. Mrs Dexter hatte Piper eine Nachricht hinterlassen, in der sie ihr genau beschrieb, wie sie das Essen aufwärmen musste. Sie lächelte, als sie die säuberlich geschriebenen Worte las. Dachte Mrs Dexter wirklich, dass sie nicht einmal fähig sei, Essen aufzuwärmen?
Piper schüttelte den Kopf und zuckte zusammen, als ihre Kopfschmerzen schlimmer wurden. Sie quälten sie schon den ganzen Tag. Bisher hatte sie darauf verzichtet, eine Tablette einzunehmen. Aber wenn es nicht besser wurde, musste sie das wohl tun. Ein leichtes Zittern überlief sie. Den ganzen Tag war ihr schon kalt. Deshalb beschloss sie, vor dem Abendessen erst mal in wärmere Sachen zu schlüpfen.
In ihrem Zimmer streifte sie ihre Sachen ab und zog sich bequeme Hosen und eine langärmlige Bluse an. Darüber trug sie den Morgenmantel ihres Vaters. Schließlich schob sie eine Hand unter den Mantel und fuhr sich über den Bauch. Sie war jetzt in der sechzehnten Woche. Diesmal fühlte sich die Schwangerschaft ganz anders an als beim letzten Mal. Hoffentlich war das ein gutes Zeichen.
Sie brauchte Ablenkung. Vielleicht war das der ideale Zeitpunkt, die Dokumente ihres Vaters auszusortieren. Wade schien es nicht eilig zu haben, die Sachen ihres Vaters loszuwerden. Vielleicht konnte sie alles durchsehen, bevor er zurückkehrte.
Als sie das Zimmer ihres Vaters betrat, legte sie als erstes Holz in den Kamin und zündete es an. Dann zog sie die Vorhänge zu, damit die Wärme besser im Raum blieb. Die Dexters schienen den Raum gut gelüftet zu haben, denn mittlerweile roch es nicht mehr nach ihrem Vater. Seit über vier Monaten war er jetzt tot – doch manchmal fühlte es sich an, als wäre es erst gestern geschehen.
Seufzend setzte sie sich an den Schreibtisch und begann, die Dokumente auszusortieren. Nach etwa einer halben Stunde stand sie auf und zog den Morgenmantel aus. Sie war wohl zu großzügig mit dem Kaminholz gewesen, der Raum hatte sich stark aufgeheizt. Einen Moment später fror sie wieder. Irgendetwas schien mit ihrem Körper nicht zu stimmen.
Sie setzte sich wieder an den Schreibtisch und fuhr fort. Da sie gut vorankam, beschloss sie, das Abendessen erst einzunehmen, sobald sie die Dokumente in der nächsten Schublade aussortiert hatte.
Zu ihrer Überraschung fand sie darin einen Ordner mit ihrem Namen. Verwundert schlug sie ihn auf. Ihr war nicht bekannt gewesen, dass ihr Vater irgendwelche Sachen von ihr aufbewahrt hatte. Sie fand alte Schulberichte und alle Karten, die sie ihrem Vater zum Geburtstag oder Vatertag geschrieben hatte. Als sie die Karten durchsah, stiegen ihr Tränen in die Augen. Ihm schien wirklich etwas an ihr gelegen zu haben. Sonst hätte er all diese Dinge nicht aufgehoben.
Es beruhigte sie, dass sie ihrem Vater doch nicht gleichgültig gewesen war. Sie legte den Ordner beiseite und griff nach einem weiteren, der darunter gelegen hatte. Als sie ihn aufschlug, erkannte sie das Logo der Krankenversicherung, die ihr Vater damals für ihre Auslandsreise abgeschlossen hatte. Piper fragte sich, warum er diese Dokumente aufbewahrt hatte.
Verwundert breitete sie die Blätter auf dem Schreibtisch aus. Es handelte sich überwiegend um Mitteilungen über Prämienerhöhungen. Doch ein Schreiben stach ihr besonders ins Auge. Es trug die Überschrift Spontaner Schwangerschaftsabbruch .
Pipers Hand
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