Collection Baccara Band 324 (German Edition)
zitterte, als sie nach dem Schreiben griff und es durchlas. Anscheinend hatte ihr Vater einen falschen Schluss gezogen. Er hatte sich eben nicht mit medizinischen Fachbegriffen ausgekannt. Wahrscheinlich hatte er nur die Überschrift gelesen und sich seinen Teil gedacht – und es dann Wade erzählt.
Ihr wurde schlecht. Wade war all die Jahre wütend auf sie gewesen und hatte sich an ihr rächen wollen … wegen eines Missverständnisses? Das war einfach nicht fair. Rex und er hatten also tatsächlich geglaubt, sie sei imstande, ihr eigenes Kind zu töten. Sie konnte es nicht fassen.
Am liebsten hätte sie sofort Wade angerufen und ihm erklärt, dass ihr ein Beweis für ihre Unschuld vorlag. Doch sie zügelte sich. Sie musste mit Bedacht vorgehen. Am besten, sie erzählte es ihm persönlich.
Als sie das Dokument auf den Schreibtisch legte, wurde ihr plötzlich schlecht. Sie hätte heute nicht so viel essen sollen. Ihr war aufgefallen, dass sie nur Schwangerschaftsübelkeit bekam, wenn sie zu große Portionen aß.
Seufzend stand sie auf. Die restlichen Dokumente mussten bis morgen warten. Sie rieb sich die Schläfen – jetzt kehrten ihre Kopfschmerzen auch noch zurück! Sie waren so heftig, dass sie sich am Schreibtisch festhalten musste, um nicht zu taumeln. Das letzte Mal, als es ihr so schlecht gegangen war, hatte sie Malaria gehabt. Sie bekam es mit der Angst zu tun. Hoffentlich erlitt sie keinen Rückfall! May hatte erwähnt, dass dies zu Komplikationen mit der Schwangerschaft führen konnte.
Mit beiden Händen umfasste sie ihren Bauch. Sie wollte nicht, dass auch diesem Baby etwas zustieß. Hatte sie nicht genug Leid erfahren? Und Wade wollte ihr noch nicht einmal glauben, dass sie nichts damit zu tun hatte.
Benommen stolperte sie zur Tür. Sie musste unbedingt May anrufen. Doch deren Nummer war in ihrer Handtasche. Und die befand sich unten. Als sie die Treppe hinunterstieg, dachte sie daran, dass sie Wade wissen lassen musste, wie viel ihr an ihrem gemeinsamen Baby lag. Und dass sie am liebsten wieder mit ihm zusammen sein wollte.
Doch ihre Kopfschmerzen wurden immer stärker, sie taumelte. Und dann verlor sie das Bewusstsein.
„Piper! Piper“
Mrs Dexters aufgeregte Stimme dröhnte in Pipers Ohren.
„Jeff, ruf schnell einen Krankenwagen“, rief Mrs Dexter ihrem Mann zu. „Und verständige Mr Collins. Seine Nummer steht auf einem Zettel in der Bibliothek.“
„N…nein“, stotterte Piper benommen. „Ruft bitte nicht Wade an. Noch nicht.“
„Aber er muss es erfahren“, erwiderte die alte Frau.
„N…nicht, bevor wir wissen, was los ist“, sagte Piper und erschauderte. „D…Dr. Ritter. Ihre N…nummer ist in meiner T…tasche. Sag ihr … Malaria.“ Erschöpft schloss sie die Augen. Sie spürte, dass sie gleich wieder ohnmächtig werden würde.
Mrs Dexter hielt ihre Hand fest und redete beruhigend auf sie ein. Wenige Sekunden später verlor Piper erneut das Bewusstsein.
Noch zwei Tage. Wade freute sich, bald wieder zu Hause sein. Als er in Samoa angekommen war, hatte er im Büro ein einziges Chaos vorgefunden. Doch mittlerweile war alles einigermaßen unter Kontrolle. Hauptsache, die geplanten Exporte waren nicht in Gefahr. Sonst würde die neue Niederlassung ein Flop werden.
Jetzt musste er nur noch auf Roy warten und ihn einarbeiten. Wade griff nach seinem Drink, den er in der Hotelbar bestellt hatte, und sah auf die blaue Lagune, die sich vor ihm ausbreitete. Es war wirklich wie im Paradies hier. Vor allem das Wetter war herrlich. Allerdings machte allein alles nur halb so viel Spaß. Vielleicht hätte er Piper doch mitnehmen sollen. Erneut bekam er Sehnsucht nach ihr.
Seufzend holte er sein Handy aus der Tasche und rief zu Hause an. Nach mehrmaligem Klingeln hob Mr Dexter ab. Er schien aufgeregt zu sein.
„Mr Dexter, ist alles in Ordnung?“, erkundigte sich Wade.
„Sir, gut, dass Sie anrufen. Gerade eben war der Krankenwagen hier. Ich wollte warten, bis wir wissen, wohin man Piper bringt. Dann hätte ich mich gleich bei ihnen gemeldet.“ Der alte Mann hörte sich sehr besorgt an.
„Was ist passiert? Ist alles in Ordnung mit Piper?“ Wade dachte sofort daran, dass sie dem Baby etwas angetan haben könnte.
„Als wir heute Abend nach Hause gekommen sind, haben wir Piper bewusstlos auf der Treppe vorgefunden. Wir wissen nicht, wie lange das Mädchen da schon gelegen hat. Wenn nicht so viele Lichter im Haus an gewesen wären, hätten wir es gar nicht betreten,
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