Collection Baccara Band 324 (German Edition)
nicht über sie wusste. „Kann ich sie sehen?“
„Sie ruht sich gerade aus.“
„Ich werde sie nicht stören. Ich will mich nur vergewissern, dass es ihr gut geht.“
„Na gut. Aber weck sie nicht. Ihr Fieber konnten wir zwar senken, aber sie muss sich jetzt erst mal ausruhen. Wenn alles gut läuft, können wir sie vielleicht sogar später am Tag entlassen.“
„Kein Grund zur Eile. Wenn sie hier am besten aufgehoben ist, soll sie ruhig noch dableiben.“
„Wir entlassen sie nur, wenn sie fit genug dafür ist. Aber ich glaube, sie wird sich schnell erholen. Piper wollte zwar keine Tabletten einnehmen, doch wir haben sie davon überzeugt, dass wir ihr Medikamente geben können, die dem Ungeborenen nicht schaden. Sie macht sich wirklich große Sorgen um das Wohl ihres Kindes.“
„Danke“, erwiderte er erleichtert. „Wo ist sie?“
May führte ihn einen Flur entlang und deutete auf eine Tür. „Bitte sei leise.“
„Keine Sorge. Auch mir liegt sehr daran, dass es ihr gut geht.“
Sein Herz schlug schneller, als er die Tür öffnete und in das Zimmer trat. Piper lag im Bett und schlief friedlich. Es beruhigte ihn, sich persönlich überzeugen zu können, dass es ihr gut ging. So leise wie möglich stellte er den Koffer ab und setzte sich auf einen Stuhl neben ihrem Bett.
Es machte ihn froh, einfach nur neben ihr zu sitzen und sie zu beobachten. Nach einer gewissen Zeit bewegte sie sich plötzlich und öffnete langsam die Augen. „Wade?“
Ihre Stimme ließ ihn zusammenschrecken. „Soll ich eine Krankenschwester rufen? Geht es dir gut?“
„Mich trifft keine Schuld an meinem Zustand. Das musst du mir glauben“, flüsterte sie und schlief wieder ein.
Ihre Worte stimmten ihn nachdenklich. Was für ein Monster er nur gewesen sein musste! Sie hatte das Gefühl, sich vor ihm verteidigen zu müssen. Er hatte ihr so viel Angst gemacht, dass sie wahrscheinlich an nichts anderes denken konnte. Wie hatte er sie nur so behandeln können? Anstatt einzusehen, dass sie sich verändert hatte, war er die ganze Zeit nur mit der Vergangenheit beschäftigt gewesen. Und warum? Weil er nicht vergessen konnte, wie sein Vater ihn behandelt hatte.
Warum ließen die alten Geschichten ihn bloß nicht los? Er war kein Loser wie sein alter Herr. Nein, er war erfolgreich, wohlhabend und intelligent. Warum konnte er dann nicht einfach Abschied nehmen von der Vergangenheit?
Er wusste doch, wie es war, wenn man auf eigenen Beinen stehen wollte und sich durchkämpfen musste. Warum hatte er es Piper trotzdem so schwer gemacht? Er konnte ihr nicht länger nachtragen, wie sie sich damals verhalten hatte. Natürlich hatte sie auch Fehler dabei gemacht. Aber das war lange her.
Er sah ein, dass er ihr verzeihen musste. Es war nicht wichtig, was sie ihm vor acht Jahren angetan hatte. Jetzt zählte nur, dass sie gesund wurde. Wenn es ihr wieder gut ging, wollte er eine Zukunft mit ihr aufbauen. Er liebte Piper und wollte ihr in allen Lebenslagen zur Seite stehen.
Allerdings fragte er sich, ob auch sie das wollte. Würde sie ihm glauben, dass er ihr vergeben hatte und sie liebte?
Mehrere Stunden saß Wade neben Piper am Krankenhausbett und sah ihr beim Schlafen zu. Erst zur Mittagszeit kam May ins Zimmer, um nach ihrer Patientin zu sehen. Die Ärztin überredete ihn, nach Hause zu gehen und sich auszuruhen. Er willigte ein – allerdings nur unter der Bedingung, dass er sofort angerufen wurde, wenn Piper aufwachte. Leider war ihr Fieber wieder gestiegen, und sie würde an diesem Tag wohl nicht mehr entlassen werden. Die Erkenntnis, dass sie und das Baby immer noch nicht außer Gefahr waren, beunruhigte ihn. Er hoffte, dass sie so bald wie möglich wieder vollkommen gesund wurde, damit er seine Fehler wiedergutmachen konnte.
Zu Hause angekommen, brachte er die Dexters schnell auf den neuesten Stand und ging nach oben. Da fiel ihm ein, dass Mr Dexter gestern erwähnt hatte, Piper sei abends im Zimmer ihres Vaters gewesen.
Wade fragte sich, ob sie mit dem Aussortieren der Sachen begonnen hatte. Sogleich ging er zu Rex’ altem Zimmer und schaltete das Licht ein. Es schien sich nichts verändert zu haben. Nur auf dem Schreibtisch lagen einige Blätter, die er vorher nicht dort gesehen hatte. Neugierig betrat er den Raum und setzte sich an den Schreibtisch.
Er überflog die Dokumente und stockte, als er eines mit der Überschrift Spontaner Schwangerschaftsabbruch sah. Wieder erfüllte ihn ein tiefer Schmerz. Doch er musste
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