Collection Baccara Band 324 (German Edition)
ihre Zukunftsaussichten waren auch nicht gerade rosig. Zwar hatte sie Zugriff auf ihr Treuhandkonto, doch das wollte sie nur im Notfall benutzen. Was sollte sie bloß mit ihrem Leben anstellen?
„Ich habe das vorhin ernst gemeint“, sagte Wade. „Rex hat mich gebeten, mich um dich zu kümmern. Du kannst so lange hierbleiben, wie du möchtest.“
Und wie lang sollte das sein? Sie war nach Neuseeland zurückgekehrt, um die Beziehung zu ihrem Vater zu kitten, die sie damals mit ihrem egoistischen Verhalten zerstört hatte. Die letzten vier Jahre als freiwillige Katastrophenhelferin hatten ihr die Augen geöffnet. Sie wusste nun, wie leer ihr Leben früher gewesen war und wie sehr sie die Menschen um sie herum verletzt hatte. Dabei hatten alle nur ihr Bestes gewollt, hatten sie geliebt – wie Wade und ihr Vater.
„Danke“, erwiderte sie leise.
Was sollte sie jetzt noch sagen? Sie war Wade ausgeliefert. Er konnte sie jederzeit aus dem Haus werfen.
„Wenn das alles ist, sage ich jetzt Gute Nacht“, gab er zurück. Er stand auf und ging zur Tür. Plötzlich drehte er sich um, als hätte er etwas vergessen. Doch schließlich schüttelte er den Kopf und setzte seinen Weg nach oben fort.
Piper atmete tief durch. Sie hatte damals eine bewusste Entscheidung getroffen, ihr Leben zu ändern. Und keiner hatte jemals gesagt, dass das einfach werden würde. Vielleicht musste sie zunächst noch einige Lektionen lernen, bevor sie ein neuer Mensch werden konnte.
Seufzend stand sie auf. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer wollte sie kurz einen Blick in den Raum werfen, in dem ihr Vater seine letzten Tage verbracht hatte. Als sie die Tür öffnete, war Piper überrascht, dass der Raum überhaupt nicht wie ein Krankenzimmer wirkte. Er roch noch nicht einmal danach. Im Lieblingszimmer ihres verstorbenen Vaters sah sie die antiken Möbel, die hier immer gestanden hatten. Alles war so wie früher.
Traurig machte Piper einen Schritt zurück und schloss die Tür. Irgendwie sehnte sie sich nach einem Zeichen, dass ihr Vater sie tatsächlich geliebt hatte. Doch wo sollte sie das finden?
Aus der Küche waren Geräusche zu hören. Mr und Mrs Dexter waren immer noch fleißig beim Aufräumen. Sie überlegte, zu ihnen zu gehen und ihnen zu helfen, aber das Bedürfnis, allein zu sein, war stärker. Zögerlich drehte sie sich um und ging die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf.
Piper war drei Jahre alt gewesen, als ihre Mutter gestorben war. Damals hatte ihr Vater ein Kindermädchen eingestellt. Viele Jahre lang hatte Piper ihn nur als unterkühlt und distanziert erlebt. Erst als sie erste Erfolge in der Schule erzielt hatte, war ihr Vater auf sie aufmerksam geworden. Er hatte sie angespornt, noch besser und erfolgreicher zu werden.
Doch meistens war er zu sehr mit seiner Arbeit beschäftigt gewesen, um Notiz von seiner Tochter zu nehmen. Dabei hätte sie ihm so gern gezeigt, wie viel in ihr steckte. Sie hatte ihm beweisen wollen, dass sie vielleicht sogar eines Tages in seiner Firma arbeiten konnte. Doch letztendlich hatte er Piper nur das Gefühl vermittelt, nicht gut genug zu sein. Deshalb hatte sie sich darauf beschränkt, die verwöhnte Tochter zu spielen. Eine Rolle, die sie über die Jahre perfektioniert hatte.
In Gedanken versunken ging sie an ihrem Zimmer vorbei und blieb vor dem langjährigen Zimmer ihres Vaters stehen. Die Tür stand offen. Zögerlich trat Piper ein und wurde sofort von Erinnerungen an ihren Vater überwältigt. Alles war so typisch Rex. Die Möbel, die Bücher und selbst der Geruch des Zimmers. Piper ging zu einem Schrank, öffnete ihn und holte einen Morgenmantel heraus. Sie vergrub das Gesicht darin. Wie sehr der Mantel immer noch nach ihrem Vater roch!
„Alles in Ordnung?“
Als sie sich umdrehte, sah sie Wade in der Tür stehen. Er hatte das Jackett und die Krawatte ausgezogen und wirkte im gedämpften Licht fast etwas unheimlich. Erst jetzt bemerkte sie, dass sein Hemd offen stand. Fast sehnsüchtig starrte sie auf seine nackte Brust. Doch sogleich schüttelte sie leicht den Kopf und zwang sich zur Besinnung. Nach allem, was zwischen ihnen geschehen war, durfte sie keine Gefühle mehr zulassen. Stattdessen sollte sie beginnen, die Vergangenheit aufzuarbeiten und ihre Fehler wiedergutzumachen.
„Es geht mir gut“, antwortete sie. „Ich vermisse ihn nur. Warum hat er mir nicht die Chance gegeben, mich von ihm zu verabschieden?“
Wade zögerte. Sie spürte, dass er ihr etwas verschwieg.
„Wie ich schon
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